Befestigungsanlagen sind wohl so alt wie die Seßhaftwerdung der Menschen. Die Spanne reicht vom einfachen Weidenzaun bis hin zu unterirdischen Bunkeranlagen. Ein "burgus" stand bereits bei den Römern für eine militärische Befestigung und hat sich im italienischen "borgo" bis heute erhalten - wenngleich dort heute auch unbefestigte Siedlungsflecken damit umschrieben werden. Die mittelalterliche Burgenentwicklung setzte mit hölzernen Turmhügelburgen und Wallburgen ein, erlebte etwa 400 Jahre lang eine Weiterentwicklung und endete schließlich mit dem Resümee militärischer Nutzlosigkeit auf Grund fortschreitender Schußwaffentechnik. Die einige Jahrhunderte später auflebende Burgenromantik weckte etliche Ruinen aus ihrem Dornröschenschlaf und schuf Bauten mit mittelalterlicher Anmutung. Geblieben sind davon in Deutschland grob geschätzt mehr als 12.000 Burgen in unterschiedlichstem Erhaltungszustand. "Nur" muss man wohl sagen, denn es waren wahrscheinlich einmal 3-4 mal so viele.
Finanzielle Möglichkeiten, verfügbares Baumaterial, Topographie, sozialer Stand - es gab immer eine Reihe reglementierender Faktoren für den Bau einer Burg. Von daher gibt es allenfalls regionale Ähnlichkeiten in der Entwicklung. Während es bereits in (vor-)antiker Zeit wehrhafte Steinkonstrukte gab, baute man in meiner Heimatregion bis in das 13.Jh. noch fröhlich Holztürme auf Erdhügel. Die sogenannten Motten boten u.a. für einzeln stehende Hofanlagen Schutz vor Banden und Tieren. Neben dem praktischen Nutzen zeigten sie aber auch den Machtanspruch des neu gebildeten niederen Dienstadels. Weil Holz verbrennt und verrottet, zeugen heute nur noch die Hügel von ihrer Existenz.
Seit dem 11.Jh. setzte sich die Bauweise mit Ringmauer, Bergfried und Wohngebäude (Pallas) durch. Wer es sich leisten konnte, setzte bereits auf steinerne Baumaterialien statt auf entflammbares Holz. Wohntürme waren im Gegensatz zum Bergfried ständig bewohnt.
Mitteleuropa erlebte eine erste Blütezeit des Rittertums. Die Salier und Staufer stellten die Könige des "Heiligen Römischen Reiches" und versuchten ihre Territorien zusammen zu fassen und über den Burgenbau zu sichern. Die Burgen der Staufer waren anfänglich nicht sehr zahlreich, wohl aber größer als üblich. Unter ihrer Herrschaft wurde der Burgenbau forciert und erreicht einen Höhepunkt.
Regional entwickelte sich der Typus eines runden Bergfrieds, der statisch stabiler ist als sein eckiges Pendant, das zu dieser Zeit noch vorherrschend ist. Nach wie vor herrschen einfache Ringmauern ohne Flankierungstürme und Zwinger vor. Separate Schildmauern schützten vor den Geschossen von Wurfmaschinen.
Das Schwarzpulver fand seinen Weg nach Europa und schon kurz danach entwickelte man Handfeuerwaffen und Kanonen. Boten bislang besonders hohe Mauern einen Vorteil bei einer Erstürmung mit Leitern, so waren sie nun ein ideales Ziel für die Kanonen der Angreifer. Daher reduzierte man nun ihre Höhe und ging beim Bau mehr in die Tiefe. Türme erhielten einen runden Grundriss anstatt eines eckigen. Neuartige Zwinger boten einen Zusatzschutz gegen Fußtruppen.
Der noch immer auf Verteidigung ausgerichtete Burgenbau reagierte auf die neu entwickelten Feuerwaffen. Die alten Wehrmauern boten keinen ausreichenden Schutz mehr vor einer Artillerie, die durch neue Eisenkugeln wesentlich stärker geworden war. Zum Schutz gegen direkten Beschuß wurden nun befestigte Erdwälle angelegt, die zudem als Plattform für Kanonen dienten. Auch Türme wurden zur Verteidigung mit Kanonen bestückt und entwickelten sich zu wallhohen Rondellen oder noch höheren Batterietürmen. Hölzerne Auf- und Anbauten verschwanden.
Im zivilen Bereich wurden Butzenscheiben populär und erhöhten den Komfort in Wohngebäuden.
Rondelle zeigten schon bald ihre Nachteile: durch die Rundung gab es einen toten Winkel, die Tragkraft der obersten Ebene war nicht mehr ausreichend für die zunehmend schwereren Geschütze und die darunter liegenden Kasematten besaßen keinen ausreichenden Rauchabzug.
Nach und nach lösten die spitzwinkeligen Bastionen die Rondelle ab. Wälle wurden geneigt angelegt, um den neuen Eisenkugeln ihre Wucht zu nehmen.
Der 30jährige Krieg (1618-1648) überzog Mitteleuropa und das "Heilige Römische Reich (deutscher Nation)" mit all seinen Schrecken. Ein Großteil der Zivilbevölkerung kam durch Gewalteinwirkung, Hunger und Seuchen zu Tode. Ebenso wurden zahlreiche Burgen zerstört, teils durch direkte Kriegseinwirkung oder zur Bestrafung der unterlegenen Partei. Bedingt durch fortgeschrittene Militärtechnik hatten Burgen nun ihren militärischen Nutzwert verloren.
Bislang waren Burgen sowohl ein Ort des Wohnens, als auch der Verteidigung. Diese Funktion spaltete sich nun auf: Festungen übernahmen die militärische Funktion, während Schlösser und umgebaute Burgen jetzt der Repräsentanz dienten.
Das 18.Jahrhundert verfestigt den Trend, bestehende Burgen zu Schlössern umzubauen oder bereits bestehende Schlossanlagen dem vorherrschenden Zeitgeschmack anzupassen.
Bei Forts und Festungen dieser Zeit zog das sternförmige Tenaillensystem ein und löste zusammen mit vorgelagerten Außenwerken das Bastionskonzept ab.
Die Zeit klassischer Burgen war längst vorbei. Doch die Zeit der Romantik führte nun zu einem Wandel. Burgen dienten als Projektionsfläche einer mittelalterlichen Mythenwelt und wurden wieder aus Ruinen aufgebaut. Dabei hielt man sich nicht mit einer exakten Rekonstruktion auf, sondern schuf Bauten nach einer romantischen Idealvorstellung. Künstliche Ruinen wurden geschaffen und die Neogotik fand ihren Weg zu repräsentativen Villen und Schlössern.
Im militärischen Bereich entfernten sich die Festungsbauten immer weiter von dem, was einmal eine Burg ausgemacht hat.
Zu Beginn des 20.Jh. wurden noch immer Burgen wieder aufgebaut - wenngleich nicht immer streng nach alten Plänen und Zeichnungen. Im Verlauf der Jahre wurden die Ansprüche an Rekonstruktionen höher und gipfelten schließlich im Neubau der Burg von Guédelon mit ausschließlich alten Materialien und Werkzeugen nach Prinzipien der experimentellen Archäologie. Trotzdem kam es immer wieder zu einem unfachmännischen Umgang mit alter Bausubstanz, die bei diversen Rekonstruktionen beschädigt wurde.
Finanzielle Möglichkeiten, verfügbares Baumaterial, Topographie, sozialer Stand - es gab immer eine Reihe reglementierender Faktoren für den Bau einer Burg. Von daher gibt es allenfalls regionale Ähnlichkeiten in der Entwicklung. Während es bereits in (vor-)antiker Zeit wehrhafte Steinkonstrukte gab, baute man in meiner Heimatregion bis in das 13.Jh. noch fröhlich Holztürme auf Erdhügel. Die sogenannten Motten boten u.a. für einzeln stehende Hofanlagen Schutz vor Banden und Tieren. Neben dem praktischen Nutzen zeigten sie aber auch den Machtanspruch des neu gebildeten niederen Dienstadels. Weil Holz verbrennt und verrottet, zeugen heute nur noch die Hügel von ihrer Existenz.
Seit dem 11.Jh. setzte sich die Bauweise mit Ringmauer, Bergfried und Wohngebäude (Pallas) durch. Wer es sich leisten konnte, setzte bereits auf steinerne Baumaterialien statt auf entflammbares Holz. Wohntürme waren im Gegensatz zum Bergfried ständig bewohnt.
Mitteleuropa erlebte eine erste Blütezeit des Rittertums. Die Salier und Staufer stellten die Könige des "Heiligen Römischen Reiches" und versuchten ihre Territorien zusammen zu fassen und über den Burgenbau zu sichern. Die Burgen der Staufer waren anfänglich nicht sehr zahlreich, wohl aber größer als üblich. Unter ihrer Herrschaft wurde der Burgenbau forciert und erreicht einen Höhepunkt.
Regional entwickelte sich der Typus eines runden Bergfrieds, der statisch stabiler ist als sein eckiges Pendant, das zu dieser Zeit noch vorherrschend ist. Nach wie vor herrschen einfache Ringmauern ohne Flankierungstürme und Zwinger vor. Separate Schildmauern schützten vor den Geschossen von Wurfmaschinen.
Das Schwarzpulver fand seinen Weg nach Europa und schon kurz danach entwickelte man Handfeuerwaffen und Kanonen. Boten bislang besonders hohe Mauern einen Vorteil bei einer Erstürmung mit Leitern, so waren sie nun ein ideales Ziel für die Kanonen der Angreifer. Daher reduzierte man nun ihre Höhe und ging beim Bau mehr in die Tiefe. Türme erhielten einen runden Grundriss anstatt eines eckigen. Neuartige Zwinger boten einen Zusatzschutz gegen Fußtruppen.
Der noch immer auf Verteidigung ausgerichtete Burgenbau reagierte auf die neu entwickelten Feuerwaffen. Die alten Wehrmauern boten keinen ausreichenden Schutz mehr vor einer Artillerie, die durch neue Eisenkugeln wesentlich stärker geworden war. Zum Schutz gegen direkten Beschuß wurden nun befestigte Erdwälle angelegt, die zudem als Plattform für Kanonen dienten. Auch Türme wurden zur Verteidigung mit Kanonen bestückt und entwickelten sich zu wallhohen Rondellen oder noch höheren Batterietürmen. Hölzerne Auf- und Anbauten verschwanden.
Im zivilen Bereich wurden Butzenscheiben populär und erhöhten den Komfort in Wohngebäuden.
Rondelle zeigten schon bald ihre Nachteile: durch die Rundung gab es einen toten Winkel, die Tragkraft der obersten Ebene war nicht mehr ausreichend für die zunehmend schwereren Geschütze und die darunter liegenden Kasematten besaßen keinen ausreichenden Rauchabzug.
Nach und nach lösten die spitzwinkeligen Bastionen die Rondelle ab. Wälle wurden geneigt angelegt, um den neuen Eisenkugeln ihre Wucht zu nehmen.
Der 30jährige Krieg (1618-1648) überzog Mitteleuropa und das "Heilige Römische Reich (deutscher Nation)" mit all seinen Schrecken. Ein Großteil der Zivilbevölkerung kam durch Gewalteinwirkung, Hunger und Seuchen zu Tode. Ebenso wurden zahlreiche Burgen zerstört, teils durch direkte Kriegseinwirkung oder zur Bestrafung der unterlegenen Partei. Bedingt durch fortgeschrittene Militärtechnik hatten Burgen nun ihren militärischen Nutzwert verloren.
Bislang waren Burgen sowohl ein Ort des Wohnens, als auch der Verteidigung. Diese Funktion spaltete sich nun auf: Festungen übernahmen die militärische Funktion, während Schlösser und umgebaute Burgen jetzt der Repräsentanz dienten.
Das 18.Jahrhundert verfestigt den Trend, bestehende Burgen zu Schlössern umzubauen oder bereits bestehende Schlossanlagen dem vorherrschenden Zeitgeschmack anzupassen.
Bei Forts und Festungen dieser Zeit zog das sternförmige Tenaillensystem ein und löste zusammen mit vorgelagerten Außenwerken das Bastionskonzept ab.
Die Zeit klassischer Burgen war längst vorbei. Doch die Zeit der Romantik führte nun zu einem Wandel. Burgen dienten als Projektionsfläche einer mittelalterlichen Mythenwelt und wurden wieder aus Ruinen aufgebaut. Dabei hielt man sich nicht mit einer exakten Rekonstruktion auf, sondern schuf Bauten nach einer romantischen Idealvorstellung. Künstliche Ruinen wurden geschaffen und die Neogotik fand ihren Weg zu repräsentativen Villen und Schlössern.
Im militärischen Bereich entfernten sich die Festungsbauten immer weiter von dem, was einmal eine Burg ausgemacht hat.
Zu Beginn des 20.Jh. wurden noch immer Burgen wieder aufgebaut - wenngleich nicht immer streng nach alten Plänen und Zeichnungen. Im Verlauf der Jahre wurden die Ansprüche an Rekonstruktionen höher und gipfelten schließlich im Neubau der Burg von Guédelon mit ausschließlich alten Materialien und Werkzeugen nach Prinzipien der experimentellen Archäologie. Trotzdem kam es immer wieder zu einem unfachmännischen Umgang mit alter Bausubstanz, die bei diversen Rekonstruktionen beschädigt wurde.
Wikipedia: Liste von Burgen und Schlössern in Deutschland
Alle Burgen - Burgendatenbank und Burgenatlas (z.Zt. fast 40.000 Einträge)
Wehrbauten - Burgen und Schlösser (z.Zt. >8460 Bauten)
BINSY - Burgeninformationssysteme (z.Zt. >7500 Burgen)
Burgenwelt (z.Zt. >5900 Objekte)
Castles.nl (z.Zt. >1600 Objekte)
Burgenarchiv - Deutschlands Burgen und Schlösser (z.Zt. >920 Burgen)
EBIDAT - Die Burgendatenbank (Europäisches Burgeninstitut)
Ruinenland (z.Zt. >500 Burgen)
Burgenbau - Burgenbau und Stadttore
Burgerbe - Nachrichten, Bilder und Geschichten von Burgen & Schlössern (Blog)
Castles Across Europe
Burgen allgemein:
Portal Rheinische Geschichte: Burgen am Mittelrhein
Portal Rheinische Geschichte: Burgen an der Mosel
Medien:
Burgen - Mythos und Wahrheit (ZDFinfo)