Der Spurensammler
Titelbild: die Motte Große Burg in Unterrath Titelbild: die Motte Große Burg in Unterrath
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Unterrath: der Königshof Rath und seine Rittersitze

Die mittelalterlichen Motten oder Turmhügelburgen und was von ihnen geblieben ist



Luftaufnahme 1927, Quelle: maps.duesseldorf.de
Luftaufnahme 1927Den meisten Spaziergängern entlang des Kittelbaches dürfte nicht bewußt sein, auf welch historischem Grund sie hier entlang wandeln. Kein Hinweisschild deutet auf die wohl letzten sichtbaren Relikte der frühen Besiedelung Raths hin. Moment ... Rath? Ganz recht, denn das heutige Unterrath ist nichts anderes als das ursprüngliche Rath, während das heutige Rath erst mit der Industrialisierung Düsseldorfs entstanden ist und einen weitaus jüngeren Stadtteil darstellt. Und so, wie dem ursprünglichen Rath seine alten Bauten nahezu vollkommen abhanden gekommen sind, verhält es sich leider auch mit seinem Namen.
Der Begriff "Motte" stammt aus dem französichen und bezeichnet etwas, das in Deutschland unter Begriffen wie Turmhügelburg oder Erdhügelburg läuft. Diese Art von Burg ist typisch für das Flachland und dort besonders für sumpfige und gewässerreiche Umgebungen. Auf dem heutigen Düsseldorfer Boden soll es lt. Wikipedia einst 8 dieser Motten gegeben haben. Neben der Garather Motte im Süden Düsseldorfs zähle ich bereits im alten nördlich gelegenen Rath mindestens 6 solcher Anlagen - was die eine oder die andere Zahl als unsicher erscheinen läßt. Aber vielleicht klärt sich das ja noch ...


Geographie und verkürzte Vorgeschichte - von der Kaltzeit bis zur Völkerwanderung
Dort, wo sich heute die Stadt Düsseldorf ausbreitet, lag früher das breite Urstromtal des Rheins. Es reichte im Osten bis an den Aaper Wald. Die Kelten nannten ihn "Apa", was so viel wie mit Gewässern durchzogen bedeutete.
Für die Römer war er der "manusus apus", ein wildes Niemandsland. Während sich der Rhein nach und nach in einen Hauptarm zurück zog, hinterließ er einen Sumpfwald mit Anschwemmungen und Dünen. Aber noch zu Beginn der Zeitenrechnung wurde daraus bei Hochwasser wieder eine große Wasserfläche. Dieses waldige Sumpfgelände war reich an Wild und so kamen sowohl Germanen als auch römische Soldaten aus dem Lager bei Neuss hierher um zu jagen.
Die Varusschlacht im Jahr 9 n.Chr. markierte einen Wendepunkt der römischen Expansionspolitik. Das Reich konsolidierte mit dem Niedergermanischen Limes eine Grenze entlang des Rheins, unternahm aber noch jahrhunderte lang Feldzüge in den rechtsrheinischen Raum. Die Römer sicherten ihre regionale Grenze im späteren Düsseldorfer Raum durch eine Garnison in Neuss (Castrum Novaesium) und Auxiliarlager in Krefeld-Gellep (Gelduba) sowie Moers-Asberg (Asciburgium). Das Lager in Neuss wurde durch Vorposten abgesichert, die auf Dünen lagen (Kleinkastell am Reckberg). System der Landwehren, Skizze nach Prof.Schneider 1890
Landwehren, Skizze nach Prof.Schneider 1890Rechtsrheinisch wurden zwischen den Rheinarmen weitere Gräben und Wälle angelegt, die ebenfalls von Vorposten bewacht wurden. Dort zog zwischen den Dünen eine Römerstraße entlang. Ihr folgt in heutiger Zeit längs durch Düsseldorf der Verlauf der Straßen Kalkumerstr., Ulmenstr., Annastr., Derendorfer Str., Pempelforter Str. und Kölner Straße. Im Rather Gebiet überquerte dieser Heer- und Handelsweg den Kittelbach zwischen der späteren Ickter Burg und der Grossen Burg. Es gibt die bislang unbewiesene Vermutung, dass die frühmittelalterlichen Wallburganlagen an solchen Erhöhungen entstanden, die bereits von den Römern für ihre Vorposten verwendet wurden.
Eine weitere Strategie der Römer war es ab dem Jahr 100 n.Chr. den germanischen Stamm der Tenkterer in den Grenzschutz mit einzubeziehen. Der Handel sah demnach so aus, dass sich die Tenkterer um die Erhaltung der Schanzen und Landwehre zu kümmern hatten und zusätzlich eine jährliche Abgabe an die Römer zu entrichten hatten. Im Gegenzug erwarben sie aber damit die Erlaubnis, sich im Norden des heutigen Düsseldorf anzusiedeln. Etwa ab 255 n.Chr. gerieten die Römer unter zunehmenden Druck von sieben germanischen Stämmen, die nun das rechte Rheinufer für sich vereinnahmten. Dieses germanische Bündnis, zu dem auch die Tenkterer gehörten, bildete nun einen neuen Stamm - die Franken. Das römisch-fränkische Verhältnis war ambivalent: einerseits waren die Franken zeitweise Alliierte der Römer und schützten deren Grenze, andererseits drangen sie auch gewaltsam in römisches Territorium ein. Im Bereich von Rath gab es zu dieser Zeit das Gebiet durchkreuzende Landwehren, die sowohl römischen, als auch fränkischen Ursprungs waren.
Im Rather Gebiet siedelten später die streitbaren Brukterer - je nach Quelle wird geschrieben, dass sie den westwärts wandernden Franken in das nun verlassene Siedlungsgebiet folgten oder sie bedingt durch verlorene Auseinandersetzungen von Norden einwanderten und mit den Franken verschmolzen. Nach einer alten Urkunde wurden sie um das Jahr 700 im Rather Raum von den Sachsen völlig vernichtet. Eingedenk dieser wechselhaften und gewaltätigen Historie ist es verständlich, dass hier Verteidigungsanlagen des Siedlungsraumes entstanden.
Und damit kommt nun der Rather Königshof in's Spiel.

Letzte Änderung: 21.01.2024 - 16:19
Quelle: www.lipinski.de/unterrath_motten/
Abgerufen: 19.03.2024 - 03:55 Uhr
Autor: Klaus Lipinski, Düsseldorf
Email: info(at)lipinski.de
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