Wieder ein Zeugnis industrieller Unkultur: die von 1905 stammende Fabrik ist seit 1995 nicht mehr in Betrieb. Zwar gibt es ein Gutachten des rheinischen Amtes für Denkmalpflege über die Bedeutung dieser Anlage, jedoch wurde sie noch nicht unter Denkmalschutz gestellt und zahlreiche Gebäude sind bereits den Abrißaktivitäten der Rheinbraun AG zum Opfer gefallen.
Braunkohle besitzt gegenüber Steinkohle einen wesentlich niedrigeren Brennwert. Erst die Mitte des 19. Jahrhunderts in Mitteldeutschland erfundene Brikettpresse verhalf der Braunkohle zu einem wirtschaftlichem Erfolg. Im rheinischem Braunkohlenrevier wurden die ersten Brikettpressen 1877 in Betrieb genommen, aber erst ab 1890 setzte ein Boom dieser Technologie ein. Die Kohle wurde in einem ersten Arbeitsschritt im Naßdienst gebrochen und gesiebt, dann in Bunkern kurz zwischengelagert, in Röhrentrocknern getrocknet, anschließend gekühlt und dann den Brikettpressen zugeführt. Drei der momentan noch erhaltenenen Gebäude sind von erhöhtem architektonischem und technischem Wert: das Pressenhaus, der Naßdienst und die elektrische Zentrale. Es steht zu befürchten, dass diese sehr bald entkernt werden und einer Neunutzung zugeführt werden. Die Konsistenz der Gebäude ist gut, sie sind noch weit entfernt vom Stadium der Baufälligkeit. Die "Highlights" der technischen Ausstattung sind sicher eine Dampfturbine von 1938 (eine der ältesten erhaltenen in Westdeutschland), die Röhrentrockner und die Phalanx der Pressen im Erdgeschoss des Pressenhauses. 10 Pressen (aus den Baujahren 1913 und 1926/28) wurden bis zum Schluß mit Dampf der Fabrik Wachtberg betrieben, weitere 3 umgerüstete Dampfpressen und 4 Elektropressen von 1930 wurden mit Elektrizität betrieben.
Nachtrag Oktober 2011:
Die Fabrik wurde inzwischen zu einem Wohnquartier mit teuren Loftwohnungen umgebaut. Nur einzelne Maschinen wurden als Alibi und Zugeständnis an den Denkmalschutz erhalten.
englischer Text