Der Spurensammler
Titelbild von Muskator Werke (2004-2021) Titelbild von Muskator Werke (2004-2021)
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Muskator Werke


Werk I+II - der vergangene industrielle Charme (2004 / 2008 / 2012)


Nachdem der Zollhafen zum Medienhafen umgewandelt wurde und die dortigen alten Industriebauten zum Spielplatz architektonischer Experimente wurden, gab es im Düsseldorfer Hafengebiet eigentlich nur noch einen Bereich mit authentischem Hafen-Flair. Und das war an der hafenseitigen Front längs der Anlagen an der Weizenmühlenstraße. Der warme Farbton der Backsteingebäude vermochte insbesondere im Abendlicht eine wunderschöne Stimmung zu erzeugen. Vor allem die hoch aufragenden Gebäude der Muskatorwerke I+II waren dabei ein besonderer Blickfang. Weniger schön war allerdings der Gestank, der diesen Bereich umwehte und nicht unbedingt zu einem abendlichen Picknick am Hafenbecken einlud. Der Ort hatte mir immer als Kulisse für Portraitfotos vorgeschwebt - aus denen dann leider nie etwas geworden ist. Inzwischen sind die Fassaden völlig mit Schmierereien verschandelt, der frühere Flair ist verloren.

Werk I+II - die hässliche Gegenwart (2021)


Die beiden Werkbereiche haben seit der Insolvenz stark gelitten. Bei meinen Kontrollbesuchen stand ich immer wieder vor gut gesicherten Gebäuden. Den Zeitpunkt, an dem wohl Tore und Türen offen standen, habe ich nicht mitbekommen. Dafür aber andere Besucher, die es mit dem Mühlenwerk nicht gerade gut meinten. Seitdem wurde die Sicherung wieder verstärkt, ist aber nicht lückenlos. Die Folgen sieht man innen und außen. Gerade die nicht überwachte Hafenseite ist übersät mit Schmierereien und verhilft dem Gelände zum Charme eines gigantischen Mülleimers. Auch innen blieb kaum ein Raum vor Spraydoseninhalten verschont.
Die verbliebenen Anlagenteile sind zum Glück zu massiv, um sie mal eben so im Vorbeigehen zu zerschlagen. Sie stehen aber bevorzugt in nahezu dunklen Bereichen, deren Böden mit Futterresten und Rattenkot übersät sind. Es herrscht dort ein bestialischer Gestank, der nicht gerade zum Aufenthalt einläd. Überall auf dem Gelände verteilt stehen Teller mit Rattengift, etliche Kadaver liegen herum und es ist bei mangelnder Aufmerksamkeit nicht schwierig in einen hinein zu treten.
In einer Halle sind noch größere Mengen eines Bindemittels zu sehen - es scheint, dass dies der Ort eines Gefahrgutunfalls ist, über den die lokale Presse berichtet hat. Gleich nebenan ist eine ölartige Flüssigkeit ausgelaufen und verbreitet eine weitere Duftnote.
Auch das Qualitätslabor wurde von Vandalismus nicht verschont. Die dort stehenden Analysengeräte würden in gutem Erhaltungszustand noch ordentliche Preise auf dem Gebrauchtmarkt erzielen. Aber hier wurden sie offenbar mutwillig zerstört und ich frage mich, ob sie nach der Insolvenz in intaktem oder defektem Zustand zurück gelassen wurden.


Werk III (2016)


Das Werk III sah deutlich unauffälliger aus als die beiden anderen Werke auf der gegenüber liegenden Straßenseite. In Folge der Lage hatte es auch Zugang zu einem anderen Hafenbecken, nämlich dem heutigen Becken B (früher mittlerer Holzhafen oder Sicherheitshafen). Bestandteil von Werk III war auch eine öffentliche Tankstelle und die Firmenverwaltung.
Es muss wohl in den frühen 2000er Jahren gewesen sein, als ich einmal eine Halle durchqueren konnte. Oder besser gesagt "musste". In einer Kurve der Holzstraße war ein LKW umgekippt und der Verkehr wurde von der Polizei mitten durch das Werksgelände und eine Halle umgeleitet. Ich war in der Mittagspause auf dem Weg radelnd vom Medienhafen zum "Windigen Eck" (beste Pommes-Bude die es gab) und konnte damals einen kurzen und geruchsintensiven Eindruck von der Arbeit in diesem Futtermittelwerk erschnuppern. Und war danach doppelt froh über meinen damaligen Arbeitsplatz.
Der nächste Besuch im Jahr 2016 geschah dann schon in schwer ruinösem Umfeld. Den Verwaltungsbau habe ich mir geschenkt, schon von weitem sah er stark vandalisiert aus. Das, was damals noch stand, wurde 2019 endgültig abgerissen.

Letzte Änderung: 07.05.2021 - 10:59
Quelle: www.lipinski.de/muskator/index.php
Abgerufen: 19.03.2024 - 04:16 Uhr
Autor: Klaus Lipinski, Düsseldorf
Email: info(at)lipinski.de
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