Die kreisrunde Tanzfläche vor dem Musikpavillon lädt zum Halluzinieren ein: die Vorstellung, dass hier die Kurgäste paarweise herumwirbelten, ist einfach zu verführerisch. Was wurde hier einst getanzt? Walzer? Charleston? Foxtrott? Amüsierten sich hier mondäne Damen mit ihren Kurschatten?
Wahrscheinlich wurde vor 90 Jahren nicht auf Krankenschein gekurt, sondern man kam privat hierher und quartierte sich in respektablen Pensionen und Hotels der villenreichen Nachbarschaft ein. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Langeweile damals eine geringere Rolle spielte als bei heutigen Kuren. Und das Kurschatten gar nicht nötig waren, weil man vielleicht erst gar nicht alleine anreiste. Wie auch immer ...
Der wohl prominenteste Gast des Bades war 1867 oder 1868 (je nach Quelle) Friedrich Nietzsche, der hier nach dem Ende seiner Miltärzeit einen Sturz vom Pferd zu kurieren suchte. Üblicherweise diente das Kurbad aber der Behandlung von Lungen- und Hautkrankheiten.
Heute ist vom einstigen Glanz wenig geblieben: die Quellen sind versiegt, die Brunnen sprudeln schon seit langem nicht mehr. Im höhlenartigen Kellergewölbe erahnt man noch die Stellplätze der alten Pumpen, die die Sole nach oben zu den Brunnen beförderten.
Der Schönheit der Anlage tut dies allerdings keinen Abbruch - wohlproportioniert harmonieren die Rundungen von Badehaus und Wandelgang mit dem angrenzenden Park und verleihen ihr ein Gefühl von Leichtigkeit und Entspanntheit. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde hier in Halle der Bäderbetrieb aufgenommen, nachdem man von der heilenden Kraft der salzhaltigen Quelle erfuhr. Um 1845/46 wurden die ersten Gebäude von Friedrich August Stüler - einem Schüler Schinkels - errichtet. Damals lag die Anlage noch mitten in der Natur, ausserhalb der Stadt. Von diesen Gebäuden sind heute noch die Villa Margarethe und das Kur- oder Gesellschaftshaus erhalten. Die übrigen noch vorhandenen Bauten stammen von 1923-25 und wurden von Wilhelm Jost entworfen.
Nach dem 2.Weltkrieg begann der Verfall der Kuranlage, die Gärten wurden nicht mehr richtig gepflegt, Gebäude schließlich abgerissen.
Nach einer teilweisen Schließung 1977 kam dann 1992 oder 1995 das endgültige "Aus". 2005 begann eine zweijährige Sanierung, ein Kindermuseum sollte entstehen, ein Blockheizkraftwerk wurde gebaut. Warum daraus letztlich nichts wurde und weshalb die Anlagen des Heizkraftwerks inzwischen Metalldieben zum Opfer gefallen sind, ist eine lange und ärgerlich machende Geschichte, die zum Gegenstand eines Dokumentarfilms wurde.
Nachtrag 2018:
Inzwischen hat sich viel getan, das heruntergekommene Solebad wurde einer Kernsanierung und Restaurierung unterworfen. 2012 wurde das Kurbad von einem Investor erworben, der sich vertraglich verpflichtete, die Gebäude bis Ende 2018 wieder herzurichten. 2014 wurde ein erster Neubau fertig, danach ging es Schlag auf Schlag: Villa Margarethe im Dez.2014, Gesellschaftshaus Mitte 2015, Kolonnaden und Verwalterhaus Ende 2015 und schließlich das Badehaus 2017. Ca. 12 Mio. EUR wurden investiert und Platz geschaffen für Wohnungen, Kindertagesstätte und Gesundheitszentrum. Viel wurde gewonnen, einiges ging verloren: Stahl ersetzte Holz, graue Dachziegel die alten braunen - und so ist nichts mehr vom Charme der Kolonnaden und des Bühnenhauses geblieben. Auch der markante Eingangsbereich mit Brunnen und farbigem Wandschmuck versprüht nun den Charme eines geweißten Wartezimmers. Hier wäre mit ein wenig mehr Inspiration sehr viel mehr Wirkung zu erreichen gewesen.
Halle im Bild: Solbad Wittekind
Badehaus im Wittekindbad erstrahlt in altem Glanz
360° Darstellung bei Prof.Schuh
The round dance floor in front of the bandstand invites you to hallucinate: the idea of spa guests whirling round in pairs is simply too tempting. What kind of dance it has been? Waltz? Charleston? Foxtrot?
90 years ago the spa guests probably stayed not here by a health insurance treatment voucher, they came here by their own decision and payed a lot to stay in respectable boarding houses and hotels between the villas of a wealthy neighborhood. I can imagine that boredom played a smaller role during that time than beside current treatments.
The most prominent guest of the bath was Friedrich Nietzsche in 1867 or 1868 (depending on the source), who sought cures here after a fall from a horse and the end of his military service. Today little remains of former glory: the sources have dried up, the fountains gush not more. Down in the cavernous basement you can guess the former positions of the old pumps, which carried the brine up to the fountain.
The beauty of the whole site did not decrease - the well-proportioned curves of bath house and walkway blend with the adjacent park and give the site still a sense of ease and relaxation.
Around 1845 the operation of the bath in Halle had started, after the people discovered the healing power of the saline source. In 1845/46 Friedrich August Stiller - a student of Schinkel - built the first generation of buildings. At that time the plant was still in the midst of nature, outside the city. The still existing buildings date from 1923-25, designed by Wilhelm Jost.
After the 2nd World War began the decline of the hospital, the gardens were not maintained properly, some buildings were demolished.
After a partial closure the the final "Off" came in 1992 or 1995. 2005 began a renovation for two years, a children's museum should be established, a small power plant was built. Why nothing was finshed and why the facilities of the thermal power station have fallen victim to metal thieves is a long and annoying story, which became the subject of a documentary movie.