Fünfzig Meter sind es nur, die den verwilderten Garten von der Geräuschkulisse der Hauptstrasse trennen. Fünfzig Meter, die Welten voneinander trennen. Dort, jenseits des noch immer wehrhaften Zauns die profane Alltagswelt - und hier das grünende Dickicht des von allen Zähmungsmaßnahmen befreiten Garten.
Es ist spät, die Sonne scheint nur noch mit milder Kraft. Ich suche noch nach Spuren des vergangenen Lebens, finde jedoch kaum noch etwas, das über den bröckelnden Bau hinausgeht. Eine Fackelhalterung liegt im Garten und erzeugt die Vorstellung romantischer Abende hinter Haus und Mauern, Bilder aus besseren Tagen.
Heute abend streifen nur ein paar Jungen herum, die eine nächtliche Mutprobe vorbereiten. Schon so kann im Inneren der Ruine jeder Tritt leicht daneben gehen, bei Nacht erfährt ein Besuch ein zusätzliches Risiko. Ohne Lampe schenke ich mir den Weg hinab in den Keller. Eine Puppe soll sich dort befinden, wohl als Abschreckung unerwünschter Besucher von Messen, die dort angeblich abgehalten werden. So jedenfalls wird mir berichtet. Meine Aufnahmen sind im Kasten, die Sonne versinkt. Zeit zu gehen ...
Verwunderlich ist es schon, dieses Gebäude in eher nobler Neusser Umgebung anzutreffen. Die Villa steht schon seit Jahren leer. Zuletzt von einer Witwe bewohnt, fiel sie schließlich den Flammen eines Brandes zum Opfer. Was übrig blieb, war nach Jahren nicht mehr stark genug Orkan "Kyrill" im Frühjahr 2007 zu widerstehen, unter dessen Toben der Rest des Daches zusammenbrach. Über Abriß und Neubau eines Altenheimes wurde debattiert und diskutiert, der aktuelle Stand ist mir nicht bekannt.
Update Oktober 2014:
Am Vortag der Abrissarbeiten besuche ich noch einmal die alte Ruine - und bin nicht der einzige mit diesem Ansinnen. Portraitfotografen und Familien geben sich die nicht mehr vorhandene Klinke in die Hand. An diesem Sonntag ist dies gewiss kein Platz der Ruhe. Um die Ruine herum wurde kräftig gerodet, seit langer Zeit ist es nun erstmals möglich, den kompletten Bau ohne verdeckende Vegetation zu sehen. Auch im Inneren wurde geräumt, alte heruntergebrochene Tragbalken wurden entfernt, der Keller entrümpelt. Aber so ganz kampflos ergab sich das Haus dann doch nicht seinem Schicksal - am Folgetag brach der Abrissbagger durch die Kellerdecke, wodurch sich die Arbeiten einige Tage verzögerten.
Der Aufstieg und Fall der Villa Sophia in Norf
Only 50 meters separate the wilderness of the garden from the sound of the main road. 50 meters, which separate worlds. There, behind the still dangerous fence the normal daily life - and here the growing jungle of the garden, free from all limiting activities of a gardener.
It is late, the sun is shining only with mild energy. I still look for traces of former life, but I find nearly nothing more than the instable walls of the villa. Only an iron framework for a garden light I can find, which gives me the impression of romantic evenings behind house and surrounding walls, pictures of better times.
But this evening only a few kids strolling around and prepare a probe in the night for the youngest of them. Still now it is risky to walk along the floor, at night a visit gets an additional risk.
Without light I decide not to go down into the cellar. A puppet should be there to keep away unwanted visitors from secret rituals. That's what I've been told. My pictures are taken, the sun goes down. Time to go ...
It is remarkable to find this building in a noble quarter of the town Neuss, being abandoned since a few years. At last a widow lived there, until a fire destroyed the house. What remained after years of decay was not strong enough to resist the storm "Kyrill" in 2007, whose power destroyed the rest of the roof. There have been a lot of discussions about destruction and building a home for elder people at this place, but the actual state I don't know.