Der Spurensammler
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Das Eisenzeitliche Gehöft

Fotos: September 2022

Nachdem die Grabungsarbeiten auf Düsseldorfer Seite beendet waren, entfalteten sich weitere Aktivitäten auf dem Boden von Ratingen. Dort hatte sich ein Verein gegründet mit der Zielsetzung, das frühere Gehöft als Rekonstruktion wieder aufzubauen. Im Oktober 2000 erfolgte die Grundsteinlegung, Richtfest wurde im Mai 2001 gefeiert und fertig gestellt wurde die Anlage nach achtmonatiger Arbeit im Herbst 2001. Gearbeitet wurde mit lokalem Baumaterial und unter Einbeziehung eisenzeitlicher Werkzeuge und Methoden. Die Lage der Gebäude zueinander entspricht dem Grabungsbefund.
Zwischen Stämmen aus Eichenholz wurden lehmverputzte Flechtwände eingezogen. Für die Dächer verwendete man Schindeln aus Eichenrinde. Bezüglich der Inneneinrichtung kann man sich leider auf keine Überlieferungen stützen. Fragen wie der nach dem Bodenmaterial (Lehm oder zusätzlich Holz) können nicht schlüssig beantwortet werden und so hat man sich in Ratingen damit eher zurück gehalten. Obwohl durch die Ausgrabung eine Feuerstelle im Aussenbereich nachgewiesen wurde - die damit das Brandrisiko für das Haus minimierte - wurde in Ratingen eine Feuerstelle im Inneren angelegt. Im Haus gibt es ein Holzdepot, hözerne Wandhaken, Wandregale, zwei Liegen und Baumstämme als Sitzgelegenheit. Ein massiver Kuppelbackofen wurde in einem der Nebengebäude nachgebaut - musste aber bereits 2011 durch einen Nachfolger ersetzt werden.
Zusätzlich zum Haupthaus, den beiden von Jugendlichen erbauten Nebengebäuden und dem Hochspeicher wurde ein durch einen Flechtzaun geschütztes Garten- und Ackergelände angelegt, auf dem für die Eisenzeit nachgewiesene Nutzpflanzen angebaut wurden.

Ebenso wie die früheren Gebäude, ist auch die Rekonstruktion den Witterungseinflüßen ausgesetzt und altert damit. Allerdings dürfte sie nun nicht mehr im gleichen Maße wie vor 2500 Jahren von Überschwemmungen bedroht sein. Aber an Stelle solcher Risiken gibt es nun den Vandalismus, der auch hier seine schändlichen Spuren hinterlassen hat. Wände wurden gewaltsam aufgestemmt, Dachziegel zerstört und es würde nicht verwundern, wenn die bedrohliche Schieflage einiger Gebäude eine menschengemachte Ursache hätte. Auf Dauer bleibt es daher ein schwieriges Unterfangen, solch eine Anlage mit nur wenigen Aktiven in Stand zu halten.


Quellen:

Literatur:
Lommerzheim, R.: Wissenschaftliche Ausarbeitung: 4000 Jahre Siedlungsgeschichte im Düsseldorfer Norden. Ministerium für Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein Westfalen (1990)


Online-Quellen:
Jost Auler: Eine Hofstelle aus der älteren vorrömischen Eisenzeit zwischen Düsseldorf und Ratingen​ (2009)
Eisenzeitliches Gehöft - Projektsite des Vereins
PDF: LVR Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Regionalplan Duesseldorf - S.81 "Kulturlandschaft Rheinschiene"
PDF: Das Tor 9/2007 Zeitschrift der Düsseldorfer Jonges - S.9+10 "Die Eisenzeit mit ältesten Schmelzöfen der Region"
Ökopfad Volkardey: Siedlungsgeschichte

Links zur Gegenwart:
Folkerdey Festival
WZ August 2017: Helfer beseitigen Schäden am Eisenzeitlichen Gehöft
RP August 2011: Zerstörungen am Eisenzeitlichen Gehöft

In dem Rahmen auch interessant:
Bergischer Geschichtsverein: Eisenzeitliche Siedlung in Hochdahl (PDF)
WZ Juli 2012: Eisenzeit-Siedlung an der A 44: Forscher sind am Zug (Krefeld Fischeln)
Archaeologie in Krefeld: Haus und Speicher von Vreden
Blog: Building the past - Eisenzeithaus Venne

 

 

Letzte Änderung: 29.01.2023 - 20:40
Quelle: www.lipinski.de/eisenzeithof/
Abgerufen: 19.03.2024 - 10:57 Uhr
Autor: Klaus Lipinski, Düsseldorf
Email: info(at)lipinski.de
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