Etliche Jahre ist es her, dass ich hier zum Altrheinarm in der Nähe von Rees kam, um den Wildgänsen in ihrem Winterquartier einen Besuch abzustatten. Damals fiel mir ein verlassener Hof auf, der einsam auf einer Warft gelegen in der Nähe des Altrheinarmes stand.
Jetzt, im Frühsommer, hatte ich zwar noch mit dem Vorhandensein des Hofes gerechnet, aber nicht damit zwei Gänsen zu begegnen, die es offenbar vorzogen, auch den Sommer hier zu verbringen. Der Niederrhein - eigentlich ein kleines Naturparadies. Und hier nicht von ungefähr ein offizielles Naturschutzgebiet. Aus allen Hecken zirpt und zwitschert es, der Wind streicht geräuschvoll durch die Bäume.
Und mittendrin in dieser Idylle der alte Hof Tillhaus. Von weitem eher unscheinbar wächst mit zunehmender Nähe der Eindruck von Trutzigkeit, aber auch von Bescheidenheit. Nein, ein Herrenhaus sieht anders aus. Es ist ein Hof wie viele andere in der Umgebung. Ein Stallungsbereich, daran angebaut der Wohnbereich mit wackeligem Balkon und einem kleinen Erker. Starke Risse in den Wänden, manche so breit, dass mühelos ein Arm durchpaßt, zeugen vom schwierigen Baugrund, der das Gewicht nicht tragen kann. Ein Symptom, das auch bei Nachbarhöfen zu beobachten ist. Mindestens ein weiterer Anbau des Hofes ist inzwischen abgerissen.
Gerüchte ranken sich um das Gebäude, schon der Name wird zu einem Rätsel. Auf guten Karten als "Tillhaus" verzeichnet und als solches auch von der britischen Armee in den Berichten um die Kämpfe bei Rees verzeichnet, findet sich heute im WWW der Name "Gut Schwarzenbrock". Ein Spukhaus soll es sein. Ein Ort, an dem vor 30 Jahren zwei Morde passiert sein sollen und an dem es seitdem nicht mehr ganz geheuer ist. Naja, bei meinem Besuch waren die Geister wohl gerade ausgeflogen.
Von anderen geistlosen Besuchen künden die Spuren im Inneren. Ein rotes Graffitti zeigt, dass es wieder jemand geschafft hat, eine Sprühdose zu bedienen. Gratulation.
Nachtrag 2017:
Zum Zeitpunkt der Aufnahmen kam es in Mode, diversen leer stehenden Gebäuden irgendwelche Spukgeschichten anzuhängen und damit auf diversen Gespenster-Websites Traffic zu generieren. So geschehen z.B. mit der "Villa Muhr", die ich damals unter diesem Namen in's Netz gestellt hatte. Es dauerte keine zwei Wochen und das Haus tauchte mitsamt einer Legende woanders auf. Bei Hof Tillhaus verlief es ein wenig anders herum. Der Hof geisterte bereits als "Gut Schwarzenbrock" durch das Netz. Wie sich bald heraus stellte mit frei erfundenem Inhalt und als Scherz gedacht, um damit die Geisterseiten hoch zu nehmen. Aber wie es so geht ... die Märchen halten sich, die Fakten geraten in Vergessenheit. Fakt ist jedoch, dass das Hofgebäude auf der Denkmalliste der Stadt Rees steht.
Liste der Baudenkmäler in Rees (A50)
Now it's several years ago, that I came here to the old arm of the river Rhine near Rees to look for the wild geese, which stay here in winter. At that time I noticed an abandoned farm, which was build on a lonely "Warft" located near the old river's arm.
Now, in the early summer, I still expected the presence of the farmhouse, but not to meet the two geese, which apparently preferred to stay here even in the summer. The lower Rhine area - actually a small natural paradise - and here also an official nature reservation. From all hedges it chirps and twitters, the wind sweeps noisy through the trees.
And in the midst of this idyll the old farm Tillhaus. From afar rather inconspicuous, but with increasing proximity grows the impression of stoniness, but also of humility. No, a manor house looks different. This is a farmhouse like many others in the area: a big stable and added to this the residential area with a wonky balcony and a small bay. Strong cracks in the walls, some as wide that a human arm can reach through without problems, testify about the soft ground, which does not bear the weight of the house. A symptom which is also widespread in the neighbourhood. At least one further extension of the farm is demolished now.
Rumours exist about the building, the name is a mystery. At high-grade maps it's listed as "Tillhaus" and also in reports of the british army about the fights around Rees, but in the WWW the name "Gutshaus von Schwarzenbrock" can also be found. A haunted house it should be. A place where 30 years ago two homicides happened to be and where it's a bit fishy since then. Well, during my visit the ghosts were probably just out ...
From other mindless visits telling the signs inside. A red graffiti shows, that again someone has managed to use an airbrush. Congratulations.