Armut adelt - könnte es in Abwandlung einer bekanten Redensart heißen. Denn das, was ich hier hinter einem rostigen Zaun sehe, hat nicht mehr viel von ehemaligem Glanz und Gloria an sich.
Ich stehe vor einem prächtigen alten neoklassizistischen Chateau, das - würde es in meiner Heimatstadt stehen - sicherlich ein beliebtes Touristenziel wäre. Nur hier kann niemand mehr mit diesem einstmals ansehnlichen Bauwerk besonderen Staat machen. Bei genauerem Hinsehen fallen die Schäden im Dach und am Mauerwerk auf: vom Sims sind Steine herabgestürzt, wie bei offenen Wunden liegt blankes Mauerwerk frei unter abfallendem Putz.
Der neugierige Blick durch die Fenster offenbart dann das ganze Ausmaß von Armut und Hilflosigkeit. Fleckige Wände, verschlissene und kaputte Möbel, dicke Staubschichten unter den Schränken. Und andererseits auch Spuren von Leben: Nachttöpfe hinter einem Paravent im Wohnzimmer, eine beiseite gelegte Fliegenklatsche und Regenschirme im Schirmständer wirken so, als würde hier noch jemand wohnen.
Tatsächlich aber lebte hier schon seit einem dreiviertel Jahr niemand mehr. Ein altes Ehepaar hatte hier in den vergangenen Jahren gelebt. Die Frau verstarb, der Mann muß noch jahrelang - vom Alltag überfordert - allein in seinen von Erinnerugen angefüllten Räumen mehr schlecht als recht gewohnt haben.
Wie anders muß es hier zugegangen sein, als 1763 Mozart eine Nacht in einem der 16 Zimmer verbrachte. Und Puder und Perücken sind es auch, die eher zu diesem Bau paßen als der fahruntüchtge und verostete 2CV, der noch vor der Türe steht.
Seit 1974 steht das aus dem 17. Jahrhudert stammende Kasteel nun unter Denkmalschutz. Geplant ist die Umwandlung zu einem Hotel und Ausstellungshaus.
Nachtrag November 2016:
Nachdem das Kasteel im Jahr 2012 renoviert wurde und wieder genutzt wird, sein Name sowohl auf Urbex-Seiten als auch in Wikipedia zu finden ist, habe ich mich entschlossen den Namen zu nennen. Die Fotos von 2007 sind daher bereits von historischem Charakter.
Kasteel van Hasselbrouck
historische Fotos bei Onroerenderfgoed.be
Wikipedia
A popular german proverb says "poverty ennobles". In a variation of that here somebody must have been noble. The reason is what I see behind a rusty fence, missing much of the former splendor and glory.
I stay in front of a magnificent neo-classical old chateau, which certainly would be a popular tourist destination, if it would be in my home town. But here nobody can impress with this former respectable building. A closer look shows the damages of roof and walls: stones have been fallen down from the roof and like wounds you can see the bricks of the walls.
The curious glance through the window reveales the full extent of poverty and helplessness. Stained walls, worn out and broken furniture, thick layers of dust under the cabinets. And also traces of life: night pots behind a 'paravent' in the living room, a laid aside swatter and umbrellas in the umbrella stand look like someone is living there.
But in fact since one year nobody lives here. It was the home of an couple during recent years. The woman died and for years the husband still lived alone in these rooms filled with memories - pehaps overwhelmed by the daily tasks.
How different it must have been here, when Mozart spent a night in one of 16 rooms in 1763. And also powder and wigs are fitting more to this construction than the rusty 2CV, which stands in front of the door.
The Kasteel was build in the 17th century and was declared in 1974 as a monument. The plan is to convert it into a hotel and exhibition hall.