Unweit der Zeche Zollverein Schacht XII entstand in den Jahren 1957-61 die Großkokerei Zollverein. Ihre Hochzeit hatte die Anlage in den 70'er Jahren, als sie die modernste Kokerei Europas war und sogar weltweit zu den größten Anlagen zählte. In Folge der Stahlkrise kam es Ende Juni 1993 zur Stillegung. Seit 1998 wird die Kokerei als Industriedenkmal von der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur betreut, wodurch sie vor einem Totalabriß bewahrt wurde.
Die Konzeption der Anlage oblag Fritz Schupp, der schon zusammen mit Martin Kremmer für die funktionale Architektur der Schachtanlage Zollverein XII verantwortlich gezeichnet hat. Die Kokerei gliedert sich in eine öffentlich zugängliche "schwarze" Seite mit der 800 m langen Koksofenbatterie mit 304 Öfen und der "weißen" Seite, auf der das Kokereigas weiterverarbeitet wurde. Kernstück des Industriedenkmals ist die schwarze Seite. Auf der weißen Seite sollen nur Teilbereiche erhalten werden (Kompressoren- und Saugerhaus, Gasbodenfackel). Vieles ist bereits verschwunden. Augenfällig sind die Gerüstskelette der Kühltürme. Ihre Verkleidungen aus Zementfaserplatten und die inneren hölzernen Rieselwerke wurden 20007/08 wegen Bauschäden entfernt.
Rheinische Industriekultur (Buchauszug von Walter Buschmann)
Die Zugänglichkeit und der Charakter dieser Industrieanlage haben sich in den letzten 25 Jahren deutlich gewandelt. Zu Beginn dieser Zeitspanne war dies ein "lost place" im klassischen Sinn. Es war möglich viele Ecken zu besichtigen, die heute für die Öffentlichkeit gesperrt sind oder durch Abriß oder Funktionswandel verloren gegangen sind. An manchen Tagen herrscht hier heute "Jubel, Trubel, Heiterkeit" mit lauter Musikbeschallung. Für Freunde des gesitteten Verfalls ist dies nun wirklich ein "lost place" im worteigenen aber bedeutungsgewandelten Sinn, während es für den Mainstream eher ein Ort des Freizeitvergnügens darstellt. Alles hat irgendwie so seine Zeit.
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