Zollverein - heute wohl DAS Symbol für den strukturellen Wandel im Ruhrgebiet: Sitz des Design Zentrum NRW, "Eventlocation", UNESCO - Weltkulturerbe. Vor allem aber eines: ein geschichtliches Zeugnis für die Industrialisierung des Ruhrgebietes.
Die Geschichte dieses Bergwerkes reicht zurück in die Mitte des 19. Jahrhunderts - damals wurde Schacht 1 abgeteuft, der bis 1932 in Betrieb blieb. Weitere Schächte entstanden, die jedoch nach dem ersten Weltkrieg technologisch veraltet waren. Es wurde daher der Neubau einer Schachtanlage beschlossen und am 1.2.1932 nahm Schacht XII seinen Betrieb auf.
Zollverein galt zu dieser Zeit mit 12.000 t Fördervolumen täglich als die größte Steinkohlenzeche. Die Bauten von Schacht XII wurden von Fritz Schupp und Martin Kremmer entworfen und galten als absolut richtungsweisend für die industrielle Architektur des Ruhrgebietes. 1961 nahm die benachbarte Zentralkokerei ihren Betrieb bis zu ihrer Schließung im Jahr 1993 auf. Mitte der 70'er Jahre erfolgte wegen Absatzrückgängen ein Verbund mit der Zeche Holland. Die dort abgebaute Kohle wurde nicht mehr über den eigenen Schacht gefördert, sondern über eine Verbindungsstrecke untertage zu Zollverein transportiert. 1983 endete dieser Verbund mit dem Erschöpfen der Lagervorräte des Grubenfelds Holland.
Es folgte ein weiterer Verbund mit der Zeche Nordstern. Mitte der 80'er Jahre waren aber die Vorräte auf Zollverein erschöpft und auch die Kohlevorräte von Nordstern rechtfertigten keinen weiteren wirtschaftlichen Betrieb. Die Stillegung von Zollverein Schacht XII erfolgte am 23.12.1986.
Die Schächte der Zeche wurden nicht sofort verfüllt, sondern blieben betriebsbereit und dienten bis 2023 der Wasserregulation für weiter nördlich gelegene Zechen. Schlußendlich wurden aber auch Schacht 2 und 12 unter Beibehaltung eines Rohrsystems zur Wasserableitung mit Beton verfüllt.
Über Zollverein gibt es umfangreiche Informationen im Netz, weshalb hier auf folgende Links verwiesen wird:
Rheinische Industriekultur (Auszug aus einem Buch von Walter Buschmann)
Wikipedia
Industriedenkmal
Für mich war Zeche Zollverein im Jahr 1993 die Initialzündung für ein Hobby, das später als "urban exploration" bekannt werden sollte. Während eines Spaziergangs mit einer Freundin sahen wir an einem Gebäude eine offene Tür und schlüpften hinein. Und was ich dort sah, warf mich damals regelrecht um. Werkzeuge und Handschuhe auf einer Werkbank, verstaubt, verdreckt und offenbar schon seit Jahren nicht mehr angerührt. Ich war inmitten einer Zeitkapsel. In meiner Hand eine Mittelformatkamera mit mäßig empfindlichenm Film und kein Stativ dabei - fotografieren war in den kohlenstaubdunklen Räumen kaum möglich. Etliche Motive musste ich an mir vorbei ziehen lassen. Sie brannten sich ein in mein Gedächtnis und riefen nach einer erneuten Chance. Aber die sollte dort nie mehr kommen. Die Tür blieb bei Folgebesuchen verschlossen und so begann ich bei anderen Anlagen nach entsprechenden Motiven zu suchen. Und daraus entwickelte sich schließlich ein Hobby, das mich für mehr als 25 Jahre in seinen Bann ziehen sollte.
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