Mittelalterliches
Titelbild von Turmhügelburg Lütjenburg Titelbild von Turmhügelburg Lütjenburg
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Turmhügelburg Lütjenburg

Juli 2023 & 2024


Kernburg


Zentrales Element der Anlage ist der ca. 14m hohe hölzerne Wehrturm aus Eichenholz. Das trockene Holz ist ausgesprochen hart, selbst Brandpfeile mit Eisenspitzen wären früher daran abgeprallt. Einem direkten Angriff hätte zudem der knapp 8m breite und bis zu 1,6m tiefe Wassergraben entgegen gestanden - für schwer gerüstete Angreifer kaum zu überwinden. Und danach hätte noch der steile Hügel und eine 1,4m hohe Palisade das weitere Vordringen erschwert. Es wäre somit nur der Weg über die Brücke geblieben, die - entgegen der Rekonstruktion - häufig als Zugbrücke gestaltet war. Währenddessen hätte ein Angreifer unter Beschuß aus dem Obergeschoß des Turms gestanden, in dem sich die wehrfähigen Männer verschanzt hätten. Ohne schweres Belagerungswerkzeug seitens der Angreifer war solch eine Motte ein durchaus wehrhaftes Konstrukt.
Anders als in dieser Rekonstruktion lag der Eingang früher in einem Obergeschoß - für Museumsbesucher nicht gerade ideal und von daher wurde er hier zum Erdgeschoß verlegt.


Vorburg


Burgen bestehen üblicherweise aus der Kernburg, die im Ernstfall der Verteidigung dient, und der Vorburg mit Wirtschaftsgebäuden und Wohnstätten der Bewohner. In Lütjenburg hat man auch dieses Ensemble rekonstruiert und dabei örtliches Baumaterial und mittelalterliche Handwerkstechniken eingesetzt. So findet man dort einen Getreidespeicher (jetzt Museumsshop), ein Wirtschaftsgebäude (nun für Veranstaltungen genutzt), ein Wohnstallgebäude, die Schmiede, einen Brunnen, eine Kapelle und das Haus des Ritters. Mit etwas Abstand zu diesen Gebäuden findet sich noch ein Backhaus und ein Bienenhaus.
Aus den Grabungsfunden am Großen Schlichtenberg erhielt man wichtige Hinweise zur Rekonstruktion der Vorburg - beispielsweise zu Abmessungen und dem Wandaufbau. Auch diente der dortige Brunnen als Vorlage für den gut 5m tiefen Lütjenburger Brunnen. Anhand der einzelnen Gebäude der Vorburg werden nebeneinander verschiedene Konstruktionsweisen und Dachbedeckungen demonstriert.


Haus des Ritters


Man sieht diesem Haus schon aus der Ferne an, dass es etwas anders ist als die übrigen Häuser: Glasfenster, Fachwerk mit Backsteinen, am First ein Symbol der Herrschaft. Im Inneren wird noch deutlicher, dass es sich hier nicht um das Wohnhaus unfreier Bauern oder gar des Gesindes handelt. Hier teilt man sich nicht den Wohnraum mit Tieren um deren Körperwärme an kalten Tagen zu nutzen. Hier gibt es stattdessen einen Hypokaust-Ofen an der Gebäudeseite, der seine Warmluft über Röhren in die gute Stube leitet.


Wohnstallgebäude


Mensch und Tier wohnten im ländlichen Bereich schon lange unter einem Dach. Man mag es sich nicht richtig vorstellen, wie es in diesem fast fensterlosen Haus gerochen haben mag. Neben dem halboffenen Stallbereich lag die offene Feuerstelle, auf der das Essen zubereitet wurde. Der Rauch zog unter das Dach und von dort durch Windaugen nach draußen. Anders als die offene Küche wurden die Schlafkammern immerhin durch Türen vom übrigen Raum getrennt.


Schmiede


Unter dem Vordach der Schmiede wären früher die dort angebundenen Pferde beschlagen worden. Im Inneren findet sich eine Ausstattung, mit welcher der Schmied Werkzeuge herstellen und reparieren konnte. Auch die Herstellung von Waffen und Ausrüstung für den Ritter wäre dort möglich gewesen. Damit wäre hier ein typischer Grobschmied tätig gewesen und kein Feinschmied, der sich auf die Herstellung von Schmuck oder ähnlichem spezialisiert hatte.

Letzte Änderung: 26.09.2024 - 23:32
Quelle: www.lipinski.de/portfolio/luetjenburg/
Abgerufen: 16.10.2024 - 02:25 Uhr
Autor: Klaus Lipinski, Düsseldorf
Email: info(at)lipinski.de
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