1792 wurden die Herren des benachbarten Château Vêves durch die Revolution aus ihrem Schloss vertrieben und fanden gleich nebenan Unterschlupf im Bauernhof "Noisy", dessen Lage ihnen wohl sehr gut gefiel. Der Bauernhof ist heute verschwunden. Ab 1865 wurde an seiner Stelle vom englischen Architekten und Gartengestalter Milner für die Familie Liedekerke de Beaufort das neugotische "Château Miranda" erbaut, das heute als "Château Noisy" bekannt ist. Milner starb, bevor der Bau vollendet wurde. Seine Aufgabe führte der französische Architekt Pelchner fort. Das Château wurde phasenweise erweitert und im übrigen zuerst einmal ohne den Uhrenturm gebaut, der erst im Jahr 1903 fertiggestellt wurde. Nach den ursprünglichen Plänen sollte Noisy noch imposanter werden, allerdings wurden diese Pläne nie mehr realisiert. Die Orangerie, der nachgebaute Festungswall und das Nebentor wurden aber noch errichtet. Das Jahr 1907 markierte das Ende der Bautätigkeit.
Anfänglich diente Château Noisy lediglich als Sommerresidenz der Familie Liedekerke de Beaufort. Im zweiten Weltkrieg wurde es von deutschen Truppen besetzt, während der Ardennenoffensive gab es auch Kampfhandlungen auf dem Grundstück. Nach dem Krieg zog die gräfliche Familie bis 1958 in den rechten Nebenflügel. Die Nationale Belgische Eisenbahngesellschaft (NMBS/SNCB) hatte das Anwesen bereits in der Vergangenheit angemietet und nutzte es nun weiter als Ferienwohnheim für Kinder der belgischen Bahnangestellten. Es gab damals mehrere solcher Heime - an der See oder eben Château Noisy in den Wäldern der Ardennen. Anfänglich mit 200 Plätzen ausgestattet, wurden diese jedoch später auf 100 begrenzt und bei höheren Anmeldungszahlen bevorzugt diejenigen Kinder untergebracht, die einen schlechteren gesundheitlichen Zustand aufwiesen. Die frische Luft und das gute Essen der ausschließlich weiblichen Bediensteten taten ihre Wirkung.
Auf dem Platz zwischen den Nebengebäuden wurde ein kleiner Fußballplatz eingerichtet, der runde Brunnen im Garten wurde zum Schwimmbecken umfunktioniert. Viele Kinder haben darin erst das Schwimmen erlernt. Das Leben auf dem Château Noisy war damals streng reglementiert, alles wurde gemeinsam unternommen, auch die Kleidung der Kinder war gleich. Diese gehörten verschiedenen Nationalitäten und Sprachregionen an: französische und flämische Kinder zwischen 5 und 14 Jahren aus Belgien und während der Ferienzeit auch Kinder aus Italien.
Die Aufenthaltsdauer reichte von einigen Wochen bis zu mehreren Monaten, da dies die heilsame Wirkung des Umfelds auf die Kinder verbesserte. Die kürzeste Aufenthaltsdauer betrug im Sommer einen Monat, während des Schuljahres minimal drei Monate, aber auch mehrjährige Aufenthalte kamen vor.
Schließlich kündigte die NMBS/SNCB 1977 jedoch den Vertrag mit dem Grafen von Liedekerke Beaufort, weil die Kosten für den Unterhalt des Châteaus und den Betrieb des Ferienheimes enorm gestiegen waren.
Nach diesem Einschnitt und nach Abschluss der aufwendigen Restaurierungsarbeiten am benachbarten Château Vêves gründete der Graf 1978 eine Stiftung und nutzte das Gebäude weiterhin als Heim - nur diesmal für schulische Sport- und Naturklassen. In dieser Zeit war es in Belgien als Waldschule bekannt. Außerdem wurde es für Seminare verwendet. Zum Ende wurden Verschleißerscheinungen deutlich: so wurde das Wasser des Swimmingpools über die gesamte Saison hinweg nicht mehr gewechselt (den Fröschen mag es gefallen haben).
Touristen konnten das Château Noisy ebenfalls besuchen: mit einem Kombiticket erhielt man Zugang zum benachbarten Château Vêves und zur Porzellansammlung im Château Noisy.
Im Oktober 1975 diente es auch als Filmkulisse für eine TV-Produktion, die in den End-30'er-Jahren spielte.
Wann genau es geschlossen wurde, ist nicht eindeutig zu sagen. Ein Schild am Eingang deutet auf 1991 hin, wahrscheinlich war es aber schon eher. In den 1990'er Jahren versuchten die Inhaber vergeblich Investoren zu finden, die das Château Noisy zum Hotel umbauen sollten.
1995 brennt ein Teil des Dachstuhls. Verursacher waren nach neueren Informationen wohl ortsansässige Jugendliche, die dort eine Party feiern wollten. Darauf beschließt der Graf die noch verwertbaren wertvollen Materialien der Inneneinrichtung demontieren zu lassen. Parkettböden, Kamine und italienischer blauer Marmor finden so ihren Weg in den benachbarten Gutshof und zu einem weiteren Schloss in Italien.
2006 stürzt nach einem heftigen Sturm das Dach des Pferdestalls zusammen. In den Folgejahren steigen die Vandalismusschäden: der Handlauf der Treppe wird zerstört, die Turmuhr und die kleinen Stuckgestalten beschädigt, Feuer wird im Erdgeschoss gelegt und zerstört dort den Holzboden.
Noch einmal dient das Schloss als Filmkulisse - in diesem Zusammenhang werden 2011 Grabkreuze im Garten aufgestellt.
Im Herbst 2016 endet seine Geschichte, es beginnen die schon lange beantragten Abrissarbeiten.
Für die historischen Bilder und Informationen bedanke ich mich bei Annemie Vanwetswinkel und Helen de Telder, die dort 1962 und 1982 einen Teil ihrer Kindheit verbrachten und nun auf der Suche nach ehemaligen Gästen und Angestellten des Châteaus sind. Inzwischen (2016) gibt es seit einigen Jahren eine Gruppe bei Facebook, in der sich Ehemalige zusammen finden und die eine ungeheure Vielzahl historischer Fotos beinhaltet.
meine Fotos aus den Jahren 2005 - 2012
1792, the masters of the Château Vêves, which is situated in the neighbourhood, were expelled out of their castle by the revolution and found a safe place at the farm "Noisy", which they liked very well. Today is nothing left from this farm. At this place the english architect and garden designer Milner constructed and built the neo-gothic "Château Miranda", which is known today as "Château Noisy" and was ordered by the family de Liedekerke Beaufort. Milner died before the building was completed. His job was continued by the french architect Pelchner. The Château was extended in phases and finished without the clock tower, which was completed in 1903. According to the original plans Noisy should be much more impressive, but those plans were never realized. The Orangerie, the imitated fortress wall and the massive door had been finished, but then the year 1907 marked the end of the construction.
Initially Château Noisy served only as a summer residence of the family Liedekerke de Beaufort. In the WW II it was occupied by german troops during one of the last battles and there were also fights on its area. After the war the Count's family moved to the right-wing until 1958. The National Railway Company of Belgium (NMBS/SNCB) had already been rented the property in the past and used it as a kind of holiday home for children of the belgian railway employees. There were several homes at the seaside or in the forests of the Ardennes just like Château Noisy. Initially equipped with 200 beds, it was later limited to 100 and in case of higher registration numbers the children with a poor health were prefered. The fresh air and good food of the exclusively female staff did their effect.
Between the buildings a small soccer field was built and the circular fountain in the garden was converted to a pool. Here many children learned how to swim. Life on the Château Noisy was strictly regulated, everything was done together and also the clothing of the children was the same. These included various nationalities and language-regions: french and flemish children between 5 and 14 years from Belgium and also during the holiday period children from Italy.
The duration of the stay reached from a few weeks to several months, because this improved the salutary effect of the environment to the children. The shortest stay in summer was a month, during the school year it was at least three months, but also stays of a few years had been noiced.
But finally the NMBS / SNCB 1977 canceled the contract with the Count of Liedekerke Beaufort, because the costs for the maintenance of the Châteaus and the operation of the holiday-home increased enormously.
After this decisive point and after the completion of the extensive renovation work on the nearby Château Vêves the Count founded a foundation in 1978 and used the building again as a home - but this time only for school sports and nature classes. At this time it was known as the belgian forest school. Moreover, it was used for seminars.
At the end the wearout was clear to be seen: the water of the swimming pool not longer was changed throughout the season (the frogs may have liked it).
Tourists could also visit Château Noisy: with a combined ticket they got access to the nearby Château Vêves and the porcelain collection in the Château Noisy. In October 1975 it served as a backdrop for a TV production, which played at the end of the 30'ies.
The exact date of closing can't be determined. A sign at the entrance points to 1991, but it was probably even earlier. In 1990 the owner tried in vain to find investors, the Château Noisy should be rebuilt to a hotel.
1995 a part of the roof is burning, probably caused by the local youth. After this damage the Count decides to remove all worthy materials from here and to bring them to the farm nearby and another castle in Italy.
After a strong storm the roof of the stable collapes. During the next years the damages caused by vandalism are increasing.
A second time the chateau is used for a movie: since 2011 some "graves" with crosses can be found in the garden.
For the historical informations and pictures I want to thank Annemie Vanwetswinkel and Helen de Telder. Former guests and employee of Château Noisy please may announce themselves to Annemie Vanwetswinkel or Helen de Telder, which have been there as guests in 1962 and 1982.