Der Abend ist drückend-schwül, die feuchte Luft scheint einen Teil der Geräusche zu verschlucken. Keine Bewegung auf dem nahen Schweriner See, die Menschen liegen noch am Strand und geniessen den Sommerabend. Nichts deutet darauf hin, dass nur wenig später und nicht weit entfernt mehrere Personen vom Blitz getroffen werden.
Bereits von aussen sind die kaputten Decken und Böden gut zu erkennen. Daher war meine Erwartungshaltung beim Betreten schon deutlich eingeschränkt. Zu Recht. Innen bietet sich ein trostloses Bild: nahezu jede Wand vollgeschmiert, von der früheren Einrichtung nichts mehr vorhanden, die Stuckarbeiten an der Decke durch den fortdauernden Verfall schon stark geschädigt.
In die herrschende Ruhe bricht mit einem Mal eine lärmige Gruppe Jugendlicher ein, die - für meine Begriffe völlig bar jeder Vernunft - eine halsbrecherische Kletteraktion bis in das Dachgebälk veranstaltet. Insgeheim sehe ich in jeder Sekunde einen von ihnen abstürzen und die maroden Böden durchschlagen. Zum Glück passiert nichts in dieser Richtung - aber das ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit. Durch die leeren Fensterhöhlen hallen Ihre ausgelassenen Rufe beim Verlassen des Gebäudes noch lange nach.
Das ehemalige Hotel blickt auf eine lange Geschichte zurück. 1910 als Kurhaus errichtet, war es schon bald Opfer einer erlahmenden touristischen Entwicklung. In Teilen wurde es während des ersten Weltkriegs als Artilleriedepot genutzt und schließlich 1919 verkauft.
Für die Folgezeit werden die Informationen allerdings rar. Zur Zeit der DDR wurde es zu einem Clubhaus eines lokalen Sportvereins. Anwohnerinnen berichteten mir, dass hier einmal Boxer trainierten, woanders war zu lesen, dass hier Spitzensportler untergebracht waren.
Wie auch immer. Nach 1990 wurden jedenfalls noch Sanierungsmaßnahmen an Dach und Heizung vorgenommen, da man sich dadurch einen höheren Verkaufspreis versprach. Die Besitzer scheinen seitdem gewechselt zu haben, aber statt einer Grundsanierung und Neunutzung ließ man das Gebäude weiter verfallen.
Angeblich wurde es kurz vor meinem Besuch für einen Millionenbetrag an einen neuen Investor verkauft, der inzwischen einen Zaun zur Sicherung hat aufstellen lassen.
Video: Was wird aus dem Kurhotel Zippendorf? (Nov.2016)
Wikipedia-Eintrag
It's an evening with high humidity, the air seems to absorb the noises from around. No visible movement on the lake of Schwerin, the people lay on the beach and enjoy the evening. No sign of the flash, that later will hit some people nearby.
Yet from the outside the damaged floors can be seen easily. So my expectations were low when I entered the building. Inside a depressing impression: every wall painted and tagged, nothing visible from the former furniture, rotten floors.
Suddenly the shoutings of some teenagers cut into the silence of this place. They climb onto the highest wooden structures, a more than risky entertainment. I expect every moment a fallen body, but luckily nothing happens. But this seems to be only a question of time. After leaving the hotel I still can hear them for a long time.The former hotel has a long history. Build in 1910 it was soon the victim of a regressive touristic development. Partly used as a depot for the artillery during WW I, it was sold in 1919.
Now the informations become rare. During the time of the GDR it was the house of a local sports club. Boxers should have trained here. After 1990 some work was done, a new roof and heating should increase the price when selling it.
The owners changed and let the building decay instead of renovating it.
I heared, that is was sold again for a very high price shortly before my visit. The new owner seems to have installed a new fence now.