Die Fäulnis kommt von unten, schleichend wird dem Boden seine Stabilität genommen. Jeder Schritt wird federnd wie auf einem Trampolin zurückgegeben. Erst später sehe ich im Keller, wie marode der Boden des Erdgeschosses wirklich ist.
Dieses alte Ferienheim ist ein Organismus, der seine Haut abschält, der Lebewesen fängt. Lampen hängen wie überdimensionierte Angelhaken in einem Meer von blätterndem Putz, ein Hundekadaver ruht unweit der Toiletten. Wieso ist er hier nicht mehr lebend herausgekommen? Hat er sein bevorstehendes Ende gespürt und sich an einen Ort der Dunkelheit zurückgezogen?
Ganz in der Nähe des etwas nobleren Hotel Heinrich Heine gelegen, punktete dieses Haus einst mit Bach, Teich und Swimming-Pool im Aussenbereich. Aber ebenso wie beim Hotel Heinrich Heine ist auch hier die Bausubstanz derart schlecht, dass sich ein Wiederaufbau wirtschaftlich einfach nicht mehr lohnen würde. Und so wird alles weiter seinen gewohnten Gang gehen. Der Boden wird irgendwann nachgeben, vielleicht einmal ein Unfall geschehen. Und dann, aus heiterem Himmel, wird es wohlmöglich brennen wie bei einem weiteren Haus an diesem Ort und es zu einem Versicherungsfall machen.

Nachtrag 2016:
Das Hotel Wurmbergblick wurde 2010 abgerissen.
Abriss des Wurmbergblicks

Weiterlesen