Gibt man "Mission to Mars" einmal in eine Internet-Suche ein, kann man sich vor Ergebnissen kaum retten. Der Bekanntheitsgrad ist enorm und der Standort nach seiner erstmaligen Veröffentlichung zu einer Pilgerstätte des easy-going-urbex geworden. Soll man dort dann auch noch mal hinfahren und sich das ansehen? Kann man machen, lohnt sich aber nur in Grenzen und inzwischen umso weniger, als dass 5 Kuppeln abgebaut wurden.
Der Abbau erfolgte im Spätsommer 2019 durch das Freilichtmuseum Kommern, das die Gewächshauskuppeln wieder aufbauen und in seine Sammlung integrieren will. Wie so oft, so sind auch hier die Gefühle zwiegespalten. In Kommern freut man sich, dass man damit die Ausstellung im Bereich 70er und 80er Jahre bereichern kann. Anders sieht es an ihrem originären Standort aus, wo man sich den Erhalt und die Reaktivierung aller 24 Kuppeln am alten Standort gewünscht hat. Dieser Wunsch wird nun nicht mehr in Erfüllung gehen.
Die Gewächshauskuppeln standen am Rand eines weitläufigen alten Parks. Sie gehen auf die Idee und Initiative von Franz Jülicher zurück, der damals Leiter des Kolpingwerkes war. Das Kolpingwerk ist ein katholischer Sozialverband, der sich u.a. in der Jugend- und Erwachsenenbildung engagiert. Zwischen 1988 und 2004 dienten die Gewächshauskuppeln der beruflichen Qualifizierung von Langzeitarbeitslosen in einer Schulungsgärtnerei. Der benachbarte Park bot sich zur Umsetzung des Gelernten und als Anschauungsobekt an.
Die Gewächshäuser wurden 2007 vom "Orden der Töchter vom Heiligen Kreuz" ebenso verkauft wie die benachbarte Klosteranlage. Der Park wurde von der Stadt übernommen, nach historischen Vorlagen saniert und ab 2008 anläßlich der "Regionale" der Öffentlichkeit präsentiert.
Die Kuppeln der Gewächshäuser bestehen aus einem selbsttragenden Rahmengerüst aus Sechs- und Fünfecken. Sie können mit ihren Öffnungen und Durchgängen zwar beliebig oft aneinander gereiht werden, stehen hier aber in mehreren Gruppen. Nach rund 10 Jahren der Nicht-Nutzung sind die geodätischen Kuppeln durchaus noch in gutem Zustand. Das Bauprinzip hat sich seit Jahrzehnten bewährt. Zum ersten Mal kam es 1924 bei den Zeiss-Werken in Jena zum Einsatz, wo Walter Baursfeld die später mit Zement verkleidete Kuppel für ein Planetarium errichten ließ. Populär wurden geodätische Konstruktionen später durch den Amerikaner Richard Buckminster Fuller, der damit 1967 die riesige Biosphère-Kuppel für die EXPO in Montreal erschuf. Auf ihn berufen sich auch heute noch viele, die z.B. im Zeltbau geodätische Konstruktionen einsetzen. Es mutet jedoch ein wenig erstaunlich an, dass dieses Bauprinzip auch zu Beginn des 21.Jahrhunderts noch immer utopisch wirkt und keine häufigere Anwendung findet.
Lousberg-Gesellschaft: Müschpark - Glaskuppeln abgebaut
Aaachener Zeitung: Futuristische Glaskuppeln ziehen von der Soers in die Eifel
englischer Text