Abschnitt um Abschnitt reiht sich aneinander - Gigantismus als architektonisches Konzept. Das hätte ein Seebad werden sollen? Das Bad der 20.000? Die Zeiten waren andere, als Prora geplant wurde. Das Einzelindividuum zählte wenig, alles wurde dem nationalsozialistischen Gedankengut untergeordnet. Die Architektur jener Zeit spiegelte dieses wieder, Prora ist eines jener wenigen Beispiele, die bis heute erhalten blieben.
Allerdings bleibt auch festzuhalten, dass sich der Baustil stark an der klassischen Moderne orientierte und sehr zweckbezogen war. Die üblichen Nazi-Bauten mit ihrer übersteigerten Ausrichtung zur Repräsentanz besitzen in der Regel eine andere Aussenwirkung. Vielleicht würde diese Einschätzung aber anders aussehen, wenn die ursprünglichen Pläne realisiert worden wären: die säulenbewehrte Festhalle, der 85m hohe Turm mit Höhencafe und die Wasserbecken mit regelmäßigen Springbrunnenanlagen hätten den Einzelnen mit ihren Dimensionen ebenfalls sehr klein aussehen lassen.
Ein zeitgeschichtliches Dokument von fast 5 km Länge ist Prora allemal, inzwischen geschützt durch die Einstufung als Denkmal.
Prora wurde zwischen 1935 und 1939 geplant und gebaut, aber nie fertig gestellt. Der zweite Weltkrieg unterbrach die Bauarbeiten, die Wohnblöcke verblieben im Rohbaustadium. Gegen Ende des Krieges diente Prora zur Unterbringung ausgebombter Hamburger und Flüchtlingen aus dem Osten.
Erst zur Zeit der DDR begann eine intensivere Nutzung - aus dem geplanten Seebad Prora wurde ein riesiger Militärstützpunkt. Es ist müßig hier aufzulisten, welche Einheit wo stationiert war. Informationen darüber sind in den unten aufgeführten Links zu finden. Erkennbar ist, dass dieser Zeitabschnitt im Bewußtsein der Öffentlichkeit kaum präsent ist und eine Aufarbeitung wohl auch nicht beabsichtigt ist.
Im wiedervereinigten Deutschland gab es keinen Grund mehr, hier noch länger Soldaten zu stationieren. Und auf der anderen Seite waren die Ansprüche der heutigen Urlauber meilenweit von dem entfernt, was Prora zu diesem Zeitpunkt zu bieten hatte: kleine Zimmer, Gemeinschaftswaschräume auf der Etage, eintönige Flure - undenkbar als Urlaubsrefugium in der heutigen Zeit.
Und dennoch: inzwischen tut sich etwas im Südabschnitt. Investoren haben mit dem Umbau und der Sanierung begonnen. Das Innere der Gebäude wird komplett umgebaut, die Fassaden erhalten seeseitig Balkone.
Wikipedia
Planet Wissen
Denk-MAL-Prora
Baufortschritt "Neues Prora"
englischer Text