Die Stadt Erkrath wird von der Düssel durchflossen und beiderseits des Flüsschens siedelten sich schon frühzeitig Industriebetriebe an. Am nördlichen Ufer lag die Papierfabrik Bernsau. Das Südufer gehörte in Teilen zur Bergischen Sandwerke Hubert Hanten GmbH (1922 durch die August Dickmann GmbH übernommen). Aber schon 1921 übernahm die von Reinhold Pose und Arthur Marré gegründete Gießerei Pose-Marré Grund und Gebäude von der Hanten GmbH. Seitdem produzierten im Stadtkern von Erkrath Bernsau und Pose-Marré Seite an Seite und nur durch die Düssel getrennt.
Bis 1950 war der Gießereibetrieb ein reines Familienunternehmen der beiden namensgebenden Gründer und ihrer Ehefrauen und Kinder. Nach gut 100-jährigem Firmenbestand strauchelte die benachbarte Papierfabrik Bernsau, die Firma geriet 1968 in finanzielle Schwierigkeiten. Es folgte ein Vergleichsverfahren und 1972 wurde das Familienunternehmen durch die 3M Company übernommen. Die Papierfabrik verlagerte sich an den alten Standort Brügger Mühle. Mitte 1977 stellte man dann die Produktion ein. Das ungenutzte Betriebsgelände inmitten von Erkrath bot der Gießerei Pose-Marré damit die Möglichkeit zu einer Betriebserweiterung jenseits der Düssel.
In guten Zeiten arbeiteten in dem Edelstahlwerk ca. 300 Mitarbeiter. Im auslaufenden 20.Jh. änderte sich die wirtschaftliche Situation und Pose-Marré musste 1999 (möglicherweise veschärft durch Verlagerungen innerhalb der Anteilseigner) Insolvenz anmelden. Die Firma wurde daraufhin von der ostdeutschen Silbitz Guss GmbH übernommen. 100 der damaligen noch 180 Mitarbeiter wurden in eine Qualifizierungsgesellschaft transferiert, die übrigen 80 konnten im Bereich Schleuderguss weiter arbeiten. Bereits im Jahr 2000 konnten beide Belegschaftsteile wieder zusammen gelegt werden, die Produktion lief unter dem Namen Pose-Marré neu wieder an. Die konjunkturelle Lage blieb jedoch schwierig, 2002 erfolgte der letzte Abguss, 2003 wurde erneut Insolvenz angemeldet. Patente und Mitarbeiter verhalfen nun andernorts einer Firma zur Weiterführung einiger Produkte. Das alte Firmengelände ging in die Entwicklungsgesellschaft Neue Mitte Erkrath GmbH über.
Danach erfolgte nach aussen hin ein lang anhaltender Stillstand, etwas spöttisch wurde das gut 4,5 Hektar große Gelände als "verbotene Stadt" bezeichnet. Der neue Investor initiierte ein Werkstattverfahren und verfolgte zusammen mit einem Architektenteam den Plan, dem Gelände und Erkrather Zentrum neues Leben einzuhauchen. Wohnraum sollte geschaffen werden, die Düssel sollte wieder den Bewohnern zugänglich gemacht werden. 2008 wurden die ersten Häuser fertig gestellt und Mietern und neuen Eigentümern übergeben. Bedingt durch Schwierigkeiten wie der starken Kontaminierung des Bodens und der Überschwemmungsgefahr durch die Düssel verlief die Wandlung des vormaligen Industrieareals nicht im geplanten Tempo. Vorgeschriebener Parkraum für Kfz ließ sich schwerlich in Kellerlage schaffen, der Bau eines oberirdischen Parkhauses stieß auf geringe Akzeptanz der Bevölkerung. Ein langer Atem war bei allen Beteiligten gefragt.
Der Besuch im Frühjahr 2004 ging auf die Information eines Gründungsmitgliedes der IKF zurück. Damals waren bereits umfangreiche Anlagenteile demontiert, in einigen Bereichen sah es aber so aus, als wenn die Arbeiter gerade erst vor zwei Wochen ihren letzten Arbeitstag gehabt hätten.
Überraschend war für mich, dass das Formenlager mit Gußformen noch regelrecht überquoll. Offensichtlich bestand seitens der Firma, die die Gußverfahren übernommen hatte, kein Interesse auch diese Formen einzulagern.
Dubtown: Gießerei Pose & Marré (gleicher Ort, gleiche Zeit)
RP: Pose Marré wird ein Glanzstück bleiben (Februar 2014)
bk-plan: Alte Papierfabrik
Ein Kugelschreiber hergestellt von Pose-Marré
Rundgang der CDU-Mittelstandsvereinigung