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Civita di Bagnoregio
Oktober 2008
Civita - wie es auch kurz genannt wird - ist trotz seiner merkwürdig-beeindruckenden Lage eine der typischen Tuffsteinstädte mit etruskischem Ursprung. Zum Verhängnis wurde der Stadt ein gewaltiges Erdbeben im Jahr 1695. Dieses ließ große Teile des Ortes zusammenbrechen und überformte die umgebende Landschaft. Danach wurde die dort ansässige Bischofsresidenz verlegt und die Bevölkerung verließ nach und nach den Ort.
Im ausgehenden 20.Jahrhundert war "Civita" nahezu ausgestorben, die Häuser waren durch Folgebeben und Verwitterung stark beschädigt. Dann wurde der Ort von wohlhabenden Aussteigern entdeckt, die die Häuser nach und nach instand setzten. Und Stück für Stück kam das Leben zurück - beständig bedroht von den noch immer möglichen Abbrüchen am Ortsrand. Ein romantischer aber fragiler Flecken Erde, der in Ruhe und Abgeschiedenheit lag. Die letzte Veränderung brachte schließlich das Internet und vor allem Instagram - und seither ist alles anders. Touristenströme wälzen sich durch die Gassen, der Boden der unbefestigten Piazza wurde schon ein Stück weit abgetragen. Eine Regulierung der Massen über ständig anwachsende Eintrittspreise konnte mit der Entwicklung nicht Schritt halten. Die Besucherzahlen der letzten Jahre sprechen eine eindeutige Sprache.
Jahr: | Besucherzahl: |
2010 | 40.000 |
2017 | 850.000 |
2019 | > 1.000.000 |
Bei meinem Besuch vor 15 Jahren hielt sich die touristische Entwicklung noch sehr in Grenzen, ich hatte den Ort fast für mich alleine. Mittlerweile sieht dies anders aus: es wurde ein großer Parkplatz geschaffen, für den Besuch ist der erwähnte Eintritt zu zahlen und im Ort reiht sich Restaurant an Restaurant. Der morbide Charme eines Geisterstädtchens ist seither eindeutig verloren gegangen.
Civita wurde zu einem Hotspot wie viele andere Touristenziele. Einzig die Insel-Lage mit der langen Fußgängerbrücke hebt es nun noch von den anderen Tuffstein-Orten der südlichen Toskana und Latiums ab.
Kann Tourismus Italiens sterbende Stadt retten?
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