Zu einer Zeit, als immer neue spannende Objekte in der Urbex-Szene auftauchten, geriet das Chateau Neufcour mehr und mehr in's Hintertreffen. Sein Treppenhaus und der Lichtschacht fanden allgemeine Anerkennung - aber sonst gab es dort nicht viel zu sehen. Und daher stand es bei mir auch nur auf einer Liste mit Ersatzzielen, als wir im Mai 2005 unsere Hauptziele bereits besucht hatten und uns auf dem Rückweg befanden. So standen wir schlußendlich vor dieser einst prächtigen Villa, sahen die ersten Renovierungsschritte in Form folierter Fensteröffnungen und verspürten keine Lust, über die Trümmer des zusammen gebrochenen Ostflügels zu klettern und stolpern, um so doch vielleicht einen Zugang zu erhalten. Es blieb einfach bei einer Umrundung, ein paar Fotos hier, ein paar dort - und so wurde der Urbex-Exkursionstag kurz danach auch schon beendet.
Das Jahr 2005 war auch das Jahr, in dem das Chateau Neufcour nach langem Leerstand neue Besitzer gefunden hatte. Fünf Jahre später war es soweit saniert, dass es wieder bezogen wurde. In schmuckem Weiß gestrichen, macht es nun wieder einen sehr repräsentiven Eindruck - wenngleich man damit aber von dem ursprünglichen Gelbton der Fassade abgewichen ist.
Das Datum der Erbauung ist unbekannt, es steht aber auf mittelalterlichen Fundamenten. Die älteste schriftliche Erwähnung datiert vom 9.3.1729. Das 17. und 18.Jahrhundert stand ganz im Zeichen des Umbaus vormaliger Burgen zu repräsentativen Schlössern - von daher passen das Datum und die mittelalterlichen Ursprünge gut zusammen. Chateau Neufcour diente zuerst nur als Landhaus, später aber als ständiger Wohnsitz für mehrere Adelsfamilien. Deren letzte war zwischen 1868 und 1920 die Familie Pottelsberghe de la Potterie.
1923 erwarb der Pfarrer eines Nachbardorfs das Anwesen, rodete den Baumbestand des zugehörigen Parks und bezahlte mit dem Erlös einen Teil des Kaufpreises - was ihn aber mutmaßlich nicht vor einer finanziellen Schieflage bewahrte. Bereits 1933 wechselte der Besitz an die Schwestern des Klosters von Eizeringen. Offenbar geschah dies nicht ganz freiwillig und nur unter dem Druck der Diözese, um so den Pfarrer vor weiteren Problemen zu schützen. Nach einem Umbau nutzten die Nonnen das Chateau bis nach dem 2.Weltkrieg als Schulgebäude für ihr Internat, danach diente es nur noch als Lager.
1978 gab die Ostwand nach und stürzte ein. Ein Antrag auf Abriss wurde nicht genehmigt. Einen zweiten Antrag stellten die Nonnen zu Beginn der 1990er Jahre - auch dieser wurde abgelehnt und das Gebäude als Denkmal klassifiziert.
Ende der 1990er Jahr gab es Pläne zu einer Restaurierung - das Gebäude sollte als Gerichtsstätte dienen und der Park der Allgemeinheit zugänglich werden. Unter anderem auf Grund einer Reformierung der behördlichen Organisation wurde dieser Plan nicht umgesetzt. Die Phase des Leerstandes des Chateaus wurde erst durch den Verkauf im Jahr 2005 beendet.
Chateau Neufcour bei Lost Places.nl (Aufnahmen im gleicher Monat)
Chateau Neufcour bei Studio 51
Inventaris Onroerend Erfgoed
Eizeringen: Kasteel Neufcour
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