Der Düsseldorfer Hafen hat inzwischen den Höhepunkt seiner Entwicklung längst überschritten. Anfänglich legten die Schiffe direkt am Rheinufer an - so wie das heute noch am Reisholzer Hafen üblich ist. Mit der Industrialisierung während des 19.Jahrhunderts reichten diese Kapazitäten nicht mehr aus, es bedurfte außerdem der Bahnverbindungen in das Hinterland. Nach 10 Jahren Plan- und Bauzeit wurde der neue Handelshafen eröffnet, der damals einer der modernsten Häfen war. Seine Entwicklung wurde durch die Auswirkungen der beiden Weltkriege stark ausgebremst. Als Ziel von Bombenangriffen war er derart geschädigt, dass seine Inbetriebnahme erst nach und nach möglich wurde und das Vorkriegsniveau bezüglich des Umschlagvolumens erst 1954 wieder erreicht wurde. Aber bereits in den 1960er Jahren begann ein Abwärtstrend. Zum einen setzten Branchenkrisen ein, Düsseldorf wandelte sich von einer Industriestadt zu einem Verwaltungszentrum und die Hafenkonkurrenz auf der gegenüberliegenden Rheinuferseite bei Neuss schlief ebenso wenig, wie der deutlich größere Binnenhafen ein Stück flußabwärts bei Duisburg. In den 70er Jahren begannen die Planungen zu einer Umstrukturierung des Hafens, die bis heute anhält. Klassische Hafenbetriebe verschwinden mehr und mehr und es breiten sich Büroimmobilien aus.
Durch eine Fusion der Häfen von Düsseldorf und Neuss scheint inzwischen wieder eine wirtschaftliche Stabilität gegeben zu sein. Seit jeher war die Mühlenindustrie im Düsseldorfer Hafen stark vertreten. Heute künden davon noch die umgebauten Gebäude der Alten Mäzerei und der Plange-Mühle, die aktiven Mühlenwerke von Fortin und Deuka - sowie die inzwischen insolventen Muskator-Werke.
Eigentlich aus Radevormwald stammend, wurde das Muskator-Werk mit seinem Hauptsitz in Düsseldorf 1911 gegründet. 1930 kam man durch eine Firmenübernahme mit Ovator zu einer weiteren Produktmarke. Das Geschäft stand nun auf zwei Säulen: Muskator für Nutztierfutter (Legehennen, Milchvieh) sowie Ovator für Heimtiere (Vögel, Nager, Katzen, Hunde). Bis 1994 expandierte man noch und übernahm weitere Mühlen- und Tierfutterwerke. In Düsseldorf hatte man zwischenzeitlich das Stammwerk (I+II) noch um das Werk III erweitert, mit PegaPlus für Pferde wurde das Produktportfolio um eine weitere Marke ergänzt.
Die Jahrtausendwende brachte dann eine Veränderung der Geschäftssituation, man hatte sich beim Rohstoffeinkauf verkalkuliert: ab dem Jubiläumsjahr 2011 wurden andere Unternehmensstandorte ganz oder teilweise verkauft - darunter das am besten ausgelastete Werk in Mannheim. 2012 folgten Riesa, Bamberg und Deggendorf. Schlußendlich produzierte man in Düsseldorf nur noch Heimtier- und Schweinefutter.
Der 7.März 2013 markierte dann einen schwarzen Tag in der Unternehmensgeschichte: Muskator meldete Insolvenz an und stellte drei Wochen später den Betrieb ein. Da hatten die Angestellten schon seit Januar keinen Lohn mehr bekommen. Bei Muskator war man vor der Insolvenz vorsichtig optimistisch gewesen noch eigene Werte zu Geld machen zu können: der bekannte Markenname schien etwas wert zu sein (war er aber nicht) und auch aus der Werksanlage glaubte man noch etwas gewinnen zu können. Das Problem dabei: das Grundstück gehörte der Stadt und war nur gepachtet, wohingegen die Gebäude zum Firmenbesitz gehörten. Zur Schuldentilgung war das Gelände teilweise wieder der Stadt übergeben worden und man erhoffte sich eine Entschädigungszahlung für die damit ebenfalls übergebenen Gebäudeteile. Dazu ist es aber nie gekommen, der Vorwurf an die Stadt lautete, dass man dort die Verhandlungen in die Länge gezogen habe. Laut Muskator wäre sonst die Insolvenz vermeidbar gewesen.
Erst im November 2018 (also nach 5 Jahren!) wurden die Verhandlungen über die Rückgabe der Gebäude abgeschlossen. Die Begründung der Stadt war, dass die zuständige Bezirksregierung eine neue Überschwemmungsverordnung erlassen wollte - und auf die müsste man warten, um eine Neubewertung und -planung anvisieren zu können. Dies scheint inzwischen geschehen zu sein. Während Werk III im Jahr 2019 dem Erdboden gleich gemacht wurde, sind Werk I+II für eine neue hafentypische Nutzung vorgesehen. Dies hört sich für mich allerdings nicht so an, als ob die Gebäude erhalten bleiben - denn auch eine Lagerstätte für Container könnte eine hafentypische Nutzung darstellen. Für den Bereich des Werk III wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, die Siegerentwürfe stehen inzwischen fest. Für meinen Geschmack mal wieder zu viele langweilige Würfelbauten, von denen es schon mehr als genug gibt. Hoffnung macht aber ein danach erfolgter Realisierungswettbewerb, dessen Siegerentwurf deutlich mehr wagt.
Der Untergang eines Futtermittel-Riesens (Der Westen, Okt.2016)
Stadt übernimmt Grundstücke der Muskator-Werke (Presseamt Düsseldorf, Okt.2018)
Muskator-Eintrag bei Wikipedia
Video: blu fanta Drohnenaufnahmen (Dez. 2019)
Klettervideo, nicht nachmachen! (2017)
Video: Abriss Werk III (2019)
englischer Text