Ich mag diesen salzigen Geruch, gepaart mit einer Note organischer Fäulniss. Er gehört für mich einfach zum typischen Flair von Küstenhäfen - genau wie kreischende Möven, glucksendes Wasser und das Knarren und Knarzen von Tauwerk und rostender Mechanik.
Mit endzeitartiger Leere breiten sich die Montagehallen der ehemaligen Werft vor mir aus und laden zu einem Besuch ein. Ich fühle mich wohl.
Wie immer ist alles eine Frage des Blickwinkels. Der Pessimist wird hier nur den Niedergang der Schiffbauindustrie sehen. Ein anderer mag hingegen den Optimismus und die ungebrochene Zuversicht in den Dingen erkennen. Zum Beispiel in dem einzigen ausgefransten Seil, mit dem jemand den vergammelnden und gerade noch schwimmfähigen Rumpf des 50 Jahre alten Minensuchers "M.485 Andenne" am Ufer vertäut hat. Geht doch ...
Die alte Beliard Werft begann 1923 mit dem Schiffsbau. Zum Produktionsprogramm zählten eher kleine Schiffe: Fischkutter, Lotsenboote, Signalboote. Nach dem 2. Weltkrieg fusionierte die Werft mit Crighton, es wurden in den 50'er und 60'er Jahren etliche größere Yachten vom Stapel gelassen.
1983 beendete Beliard & Crighton die Produktion von Schiffen in Stahlbauweise und unter dem Firmennamen N.V. Mercantile-Beliard begann man stattdessen Polyester als Werkstoff zu verwenden. Für die Marineflotten von Frankreich, Belgien und den Niederlanden wurden 10 Minensucher der "Blumen-Klasse" gebaut - der erste war die M915 Aster.
Ende 1994 arbeiteten 200 Menschen auf der Werft, als diese bankrott ging. Es konnte sehr schnell ein Käufer gefunden werden (SKB Antwerpen) und bereits im April 1995 sollte die zu SKB Polyship umfirmierte Werft mit der Konstruktion von 4 neuen Minensuchern beginnen. Eine neue Fertigungshalle sollte ebenfalls gebaut werden. Durch die Pleite von N.V. Mercantile-Beliard und damit verbundener ungeklärter Zahlungsverbindlichkeiten verzögerte sich die Umsetzung der neuen Pläne um mehrere Jahre. Schließlich wurden 150 Millionen EUR investiert und in den Ausbau der Werft gesteckt - da wurde der Auftrag durch die Regierung gestrichen. Es wurde hier nie wieder ein Schiff vom Stapel gelassen.
Nachtrag 2017:
Im Herbst 2007 wurde das Gelände an einen Investor verkauft, der eine neue Werft bauen wollte. Aus diesen Plänen ist nichts geworden. Letztlich ging das Werftgelände in den Besitz der Hafengesellschaft über. Die alten Werftanlagen wurden im Frühjahr 2012 abgerissen.
Video: Reportage aus den 1950er Jahren
Beliard & Crighton
Scheepswerf SKB met water aan de lippen
M 485 Andenne - Gallerie
M 485 Andenne - Forum der Mannschaft
Minensucher Aster M-915
Google-Translation:
I like the salty smell, coupled with a touch of organic decomposition. He belongs to me just the typical flair of coastal ports - just like screeching gulls, gurgling water and the creaking and creaking of ropes and stainless mechanics. With end-like emptiness spread the assembly halls of the former shipyard and invite me out for a visit. I feel good. As always, everything is a matter of perspective. The pessimist will only see the decline of the shipbuilding industry. Another may contrast the optimism and unbroken faith in the things seen. For example, in the single frayed rope, the man with the rotting and just barely buoyant hull of the 50-year-old minesweeper "M.485 Andenne" was moored at the shore. Is it ...
The old shipyard Beliard began in 1923 with the ship. The production program were rather small ships: fishing boats, pilot boats, boats signal. After the second World War II, the Shipyard merged with Crighton, there were in the 50s and 60s many larger yachts from the pile left. Beliard & Crighton 1983 ended the production of ships in steel construction and operating under the name NV Mercantile Beliard instead started to use polyester as the material. For the Navy fleets of France, Belgium and the Netherlands, 10 minesweepers, the "Flower Class" were built - the first was the M915 pedal.
End of 1994, 200 people worked at the shipyard when it went bankrupt. It could be very quickly found a buyer (SKB Antwerp) and should begin in April 1995 which changed its name to SKB Polyship Shipyard with the construction of four new minesweepers. A new production facility should also be built. Due to the collapse of Mercantile Beliard NV and related liabilities of unexplained payments delayed the implementation of new plans by several years. Finally, EUR 150 million invested and put in the expansion of the yard - because the order was canceled by the government. It was here, never again let a ship from the deck.