Das Chateau Marteau Longe liegt an einer recht ungewöhnlichen Stelle. Das Flüsschen Burnot schlängelt sich hier durch die Täler eines Karstgebietes, verschwindet zuweilen im Untergrund und taucht ein wenig später wieder auf. So auch im Park von Marteau Longe, wo Karstquellen die Teiche speisen.
Das Wasser des Burnot wurde schon seit Jahrhunderten genutzt um mit seiner Hilfe Mühlen und Schmieden zu betreiben. Bereits um 1630 wurde auch an diesem Ort eine Mühle errichtet. Dieses Gebäude wurde im Laufe der Jahrhunderte ersetzt, seine letzte Funktion fand es als Restaurant. Das Mahlwerk existiert bereits seit langem nicht mehr und so strömt das Wasser über den Überlauf der angestauten Teiche ungenutzt zu Tal. Die alte Mühle und weitere Wirtschaftsgebäude gruppieren sich um ein stattliches Anwesen in der Mitte der Hofanlage,
Das Chateau wurde zu Beginn des 19.Jahrhunderts im neoklassizistischen Stil erbaut. Bewohnt wurde es zunächst von der Familie Bivort, auf die die Familie Montpellier folgte. Ihr gehörte auch Charles de Montpellier de Vedrin an, der von 1884 bis 1914 das Amt des Gouverneurs der Provinz Namur bekleidete. Im 20.Jahrhundert wechselten mehrfach die Besitzer, die Gebäude wurden sowohl als katholisches Jugend-Freizeitcamp, als auch als nobles Hotel-Restaurant genutzt. Besitzer war ab 1950 eine entfernte Gemeinde aus der Gegend um Leuven, später gehörte es der Organisation "Etapes de la Route". 2007 endete die Nutzung und was folgte, war ein Leerstand mit ständigem Verfall.
Die Situation zum Zeitpunkt des Besuches war schon etwas merkwürdig. Da war zum einen eine Gruppe Paintballer, die in dem Chateau ihre Kämpfe austrugen und uns in einer Pause einen kurzen Besuch gestatteten. Zum anderen fehlten in dem an sich gut erhaltenen Hauptgebäude die Dachfenster und ermöglichten damit einen ungehinderten Wassereinbruch bei Regen. Zahlreiche Fenster standen ebenfalls offen - ob aus zerstörerischem Kalkül oder als Schießstand vermag ich nicht zu sagen.
Klar ist jedenfalls, dass ein Eigentümer mit Interesse am Erhalt eines Gebäudes dieses nicht absichtlich den Unbilden des Wetters aussetzen würde. Ein Folgebesitzer trieb es dann sogar so weit sämtliche Dachziegel am Haupt- und an Nebengebäuden zu entfernen. Noch schneller kann man ein Gebäude eigentlich nur durch "warmen Abriss" zerstören.
Über die letzten Jahre gab es ein einziges Hin- und Her um die Zukunft des Schlosses. Ein Immobilienunternehmen legte erste Pläne zum Umbau zu einer gehobenen Wohnimmobilie vor, die Nebengebäude sollten verschwinden. Die Gemeindeverwaltung lehnte ab. Danach begann der künstlich beschleunigte Verfall durch die Entfernung der Dachziegel. Der Brüsseler Geschäftsmann Stéphane Jourdain übernahm die Immobilie, führte aber keine Sicherung durch. Er beantragte schließlich den Abriss des Hauptgebäudes, weil es nicht mehr zu retten sei und eine amtlich bestätigte Gefahr darstellen würde - und schob die Schuld für den Zustand auf die träge Gemeindeverwaltung, die rechtzeitige Baumaßnahmen verhindert hätte. Fakt ist wohl, dass sich der Projektträger gegenüber sämtlichen Änderungswünschen des ursprünglichen Plans taub stellte und sich auch zwei Jahre lang mangels Interesse nicht vor Ort blicken ließ. Der Abrissantrag liegt derweil auf Eis, weil das Chateau zum Wallonischen Kulturerbe gehört. In diesem Fall muss vor dem Abriss Klarheit darüber bestehen, was danach geplant ist.
2019 wechselte der Besitz zur Firma Katrix - diese verfolgt nun wieder den ursprünglichen Plan das Hauptgebäude zu erhalten und die Nebengebäude abzureissen. Aber damit scheiterte sie im Genehmigungsverfahren während des Frühjahrs 2019 ebenso wie die vorausgegangenen Besitzer. Arbeitsbeginn soll im übrigen im September 2020 sein ...
Derweil ist das Chateau zu einer einzigen Ruine verkommen, die nur noch zu spät gekommene Urbexer, vereinzelte Satanisten und "Geisterjäger" auf der Jagd nach fliegendem Ektoplasma anzieht.
Moulin du Château Marteau Longe
Histoire de la Meuse Wallonne - en remontant le Burnot
CWEPSS: Karst et crues en Wallonie - etude de cas autour de la Vilaine source (arbre) Vallon du Burnot (PDF, Eco Karst 83/2011)
Exclusif: rites sataniques et chasse aux fantômes au "château hanté" de Marteau-Longe de Profondeville (DH Les Sports, Sept.2017)
Profondeville: projet de logements au Marteau Longe (Le Soir, Okt.2017)
Profondeville: le château de Marteau Longe devrait en partie être restauré (RTBF, Feb.2018)
Ce château du 17ème bientôt détruit? (Vlan.be, Sept.2018)
Marteau-Longe : Ecolo dénonce l’attitude de Stéphan Jourdain (ecolo.be, Sept.2018)
Profondeville : retour au point de départ pour le Marteau Longe (lavenir.net, März 2019)
Videos:
Bilderschau, Zustand 2017
Rundgang April 2018
Paintballer auf dem Gelände