Ist Anders sein wirklich so anders? Was bedeutet es, nicht im Durchschnitt zu verharren, sondern seinen Platz am Rande der Gesellschaft zu finden? Es bedeutet vor allem, sich seiner Position bewußt zu sein. Es bedeutet, Dinge wahr zu nehmen, die anderen verborgen bleiben.
Und es bedeutet auch Menschen zu treffen, die diesen Zustand respektieren oder im Fall von Krankheitssymptomen zu heilen verstehen.
Dieses Gebäude gibt Anlaß mehr über Menschen und weniger über Baustile nachzudenken. Es wirkt wie ein normales Krankenhaus, das der Heilung "normaler" physischer Gebrechen dient - zumindest deuten EKG- und Röntgenabteilung darauf hin. Jedoch vermisse ich Operationssäle und Notaufnahme - im Gegensatz zu einer Intensivstation. Die Erklärung dafür mag sein, dass es hier weniger um physische Erkrankungen ging, sondern vielmehr um die Behandlung von Suchtkranken im Rahmen einer psychiatrischen Behandlung.
Jack Nicholson gibt sich hier die Ehre. Unvergessen ist seine Darstellung des schleichend wachsenden Wahnsinns in Kubrick's "Shining". Und jetzt sehe ich ihn hier. Ein Bild wie Hohn, wie ein Triumph über die ärztlichen Bemühungen, angebracht nachdem Ärzte und Schwestern das Haus verlassen haben. Eine späte Bestandserklärung eines ehemaligen Patienten? Schwer zusagen. An manchen Wänden, Türen und Fenstern stoße ich auf die oft schwarzen Silhouetten, die durch ihre Gegenwart die Räume kommentieren. Mal ist es die weisse Krankenschwester mit dem roten Kreuz an der Stelle ihres Herzens, mal ein wenig Blasphemie im Kapellenumfeld oder der bereits erwähnte Jack. Sie sind da. Und mit ihnen die Vorstellungen ihrer Erschaffer.
Alleine braucht sich hier niemand zu fühlen ...
Die früher "St´Bonifatius-Florian und Meta Klöckner Krankenhaus" genannte Klinik stammt aus dem Jahr 1957. Die Industriellenfamilie Klöckner stellte an ihrem Wohnort Kirchörde das Grundstück für den Bau und spendete zudem noch eine Million Mark. Betrieben wurde das Krankenhaus bis 1978 durch die Franziskanerinen von der Heiligen Familie. Danach wurde die Klinik durch das katholische Marienhospital Dortmund-Hombruch übernommen und zur Betriebsstätte der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie mit Tagesklinik und einer internistischen Station umgewandelt. Ende der 90er Jahre gaben die Franziskanerinnen den Standort Kirchhörde auf, blieben aber weiterhin im Besitz der Immobilie. Durch die Verlegung der psychiatrischen Klinik nach Hombruch kam es im Jahr 2005 zu dem bis heute anhaltenden Leerstand. Der Flächennutzungsplan sieht vor, dass an diesem Standort nur Einrichtungen des Gesundheitswesens betrieben werden dürfen.
Nachtrag 2017:
2016 ist nun zum Jahr des Abrisses geworden. Bis dahin hat der leerstehende Bau den Besitzern und Anwohnern erheblichen Ärger bereitet. Vor allem der Vandalismus entwickelte sich zu einem erheblichen Stör- und Risikofaktor, dem man mit der Beauftragung von Wachdiensten beizukommen hoffte. Inzwischen wurde der Bebauungsplan geändert und der Weg frei gemacht um dort Wohnhäuser zu errichten.
Ehemaliges Krankenhaus weckt Interesse von Vandalen (Der Westen, 2013)
So geht es am ehemaligen Krankenhaus in Kirchhörde weiter (Westfalenpost, 2017)
Is being different really so different? What does it mean not to go with the mainstream, but to find a position at the border of society? It means, above all, to be aware of the position. It means to perceive things, which remain hidden for the others.
And it also means to meet people that take respect to this condition or know how to heal in the case of a disease's symptoms.
This building gives a reason to think more about people and less to reflect about architectural styles. It looks like a normal hospital, that serves the healing of "normal" physical infirmity - at least ECG and X-ray department point out this. However, I miss operating and emergency rooms - in the contrary to an intensive care unit. The explanation may be, that the hopital was used less for the care of physical illnesses, but rather to the treatment of addiction during a psychiatric therapy of patients.
Jack Nicholson does somebody the compliment. Unforgettable is his presentation of the insidiously growing insanity in Kubrick's "The Shining". And now I see him here. A picture like mockery, as a triumph over medical efforts, painted after doctors and nurses have left the house. A late statement of a former patient? Hard to say.
On some walls, doors and windows black silhouettes often can be seen, which comment the rooms by their presence. This time it's the white nurse with a red cross on the position of her heart, another time a little blasphemy in the chapel's environment, or the aforementioned Jack. They are there. And with them the ideas of their creators. Nobody needs to feel alone here ...
The hospital, formerly known as "St´Bonifatius-Florian und Meta Klöckner Krankenhaus", dates from the year 1957. At their residence Kirchörde the famous business-family Klöckner donated the ground for the construction and also yet one million mark. Operated was the hospital until 1978 by the "Franziskanerinen von der Heiligen Familie". Then the clinic was integrated into the Catholic Marienhospital Dortmund-Hombruch and converted to the Clinic for Psychiatry and Psychotherapy. End of the '90s the nuns left Kirchhörde, but were still in possession of their property. Due to the relocation of the psychiatric hospital to Hombruch in 2005 the clinic is still vacant today. The law allows only a use of this location by health care institutions.