Die eigene Kindheit - sie ist schon so lange vorbei, schlummert in den Tiefen der Erinnerung. Die Kindheit der anderen bleibt üblicherweise ohnehin für immer unbekannt. Die anderen, das sind hier die Menschen aus dem Nordosten Deutschlands, ein paar Jahre älter nur als ich selbst. Da habe ich nun ein altes Schulbuch in Händen und frage mich, wieviel von der beschriebenen ländlichen Idylle wohl wahr war. An meine eigenen ersten Schulbücher kann ich mich nicht mehr erinnern - waren die so ähnlich?
Das alte hundertjährige Gutshaus, das gerne als Schloss bezeichnet wird, gibt nicht viel von seiner Vergangenheit preis. Jedenfalls nicht hier, nicht vor Ort.
Das Schulbuch, das in einer Ecke gammelnd herumlag, ist zu alt, um noch von den letzten belebten Tagen zu erzählen. Neben anderen Gemeindeeinrichtungen beherbergte der Bau in der Nachkriegszeit einen Kindergarten, nachdem die vormaligen Besitzer bei Kriegsende Selbstmord begingen und der Gutshof in Staatseigentum überging. Jahrzehnte später wurde es als Lehrlingswohnheim und Jugendwohnheim genutzt. Seit 1990 herrscht Leerstand, 22 Jahre sind es nunmehr.
Eigentlich unverständlich, denn es ist schön hier. Jedenfalls dann, wenn man die Ruhe sucht und einen See direkt vor der Tür haben möchte. Ein idealer Platz eigentlich. Es verwundert mich, dass der Gutshof noch keinen Käufer gefunden hat, der das romantisch umrankte Gebäude mit dem notwendigen Kapital wieder herrichtet. Einerseits gibt es im Netz Informationen zu einem Bauvorhaben einer Investorengruppe von 2006, zum anderen wird es auch noch zum Verkauf angeboten.
Nachtrag August 2014:
Es finden Sanierungsarbeiten an der Fassade und zur Bekämpfung des Hausschwamms statt. Das Eingangsportal mit seinen prägenden klassischen Säulen wurde abgerissen und wieder neu aufgebaut.
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