Aus dem Jahr 1219 stammen zwei Schenkungsurkunden, die belegen, dass Graf Wilhelm III. von Jülich dem Deutschen Ritterorden die Kirche in Siersdorf für dessen pflegerisches Engagement im 5.Kreuzzug überließ. Zu dieser Kirche gehörte auch ein Wirtschaftshof, der zusammen mit weiteren erworbenen Ländereien das Vermögen der Ordensleute vermehrte. 1267 entstand durch ihre Initiative eine erste Kommende, die während der "Geldrischen Fehde" von 1542/43 teilweise zerstört wurde. Das heute noch erhaltene Herrenhaus im Stil der Renaissance ist ein Nachfolgebauwerk, welches 1578 errichtet wurde.
Durch die vier Ecktürme wirkt das Gebäude ein wenig wie eine Vierflügelanlage mit Innenhof - ist aber tatsächlich nur eine Einflügelanlage mit einem Hauptgebäude. Dieser Bautyp war bereits im 15. Jahrhundert beim niederen Adel durchaus verbreitet. Umgeben ist das Herrenhaus von einem Graben, der es wie eine Wasserburg erscheinen lässt. Dieser hat jedoch nie Wasser gesehen, die darunter liegende Kiesschicht hat eine gute Drainagewirkung. Durchaus ein Vorteil, wenn man einen trockenen Keller haben möchte.
1750 wurde das äußere Erscheinungsbild barockisiert - einige der kleineren Renaissance-Fenster wichen nun etwas größeren im barocken Stil.
Ende des 18.Jahrhunderts wurden die linksrheinischen Gebiete von Frankreich besetzt, 1809 wurde der Deutsche Orden von Napoleon aufgelöst. Damit begann der Niedergang der Kommende, die fortan als Heim für Armeeveteranen diente. Einrichtung und Möbel gingen großenteils verloren. 1814 wurde Preußen zum neuen Besitzer, der Niedergang hielt an, die Immobilie wurde privatisiert. Die letzte umfassende Restaurierung datiert auf das Jahr 1920 zurück.
Dann folgte der 2.Weltkrieg und mit ihm der Beschuß auf sich darin verschanzende deutsche Soldaten. Dach und Nordturm wurden beschädigt. In der Zeit nach dem Krieg gab es dringenderes als eine Restaurierung. Ende der 50er Jahre wurden Betondecken eingezogen, um den weiteren Verfall zu stoppen. Diesem wird erst seit ein paar Jahren entgegen gewirkt - ein Förderverein hat das Herrenhaus erworben und versucht nun mit großem Engagement den verbliebenen Rest zu sichern und in der Zukunft für die Öffentlichkeit begehbar zu machen.
Die Ruine der Deutschordens-Kommende ist daher derzeit eine Baustelle und wird dies auf etliche Zeit hinaus auch bleiben. Sie ist kein "lost place" für Urbex-Ausflügler! Die hier gezeigten Aufnahmen entstanden während eines Besuchs im Rahmen des "Tag des offenen Denkmals".
Förderverein Kommende Siersdorf
Wikipedia-Eintrag
Die Kommende in Siersdorf, ein bedeutendes Zeugnis europäischer Geschichte (PDF)
Fortschritte bei Rettung der Ruine Siersdorfer Kommende (Aachener Zeitung, April 2018)
Das Herrenhaus der Deutschordens-Kommende Siersdorf:
ein halbes Jahrhundert Sicherung ohne Restaurierung (PDF mit historischen Abbildungen)
englischer Text