Es gab hierzulande eine Zeit, in der Zweckbauten nicht nach ökonomischen Gesichtspunkten errichtet wurden, sondern zeitgeistigen Strömungen unterliegen durften und der Schönheit huldigten. Heutzutage leider nahezu unvorstellbar - aber nicht so zur Blütezeit des Jugendstils. Der damals 30-jährige Architekt Georg "Jörg" Bruggaier nutzte offenbar die Gunst der Stunde und verwirklichte mit dem wiederentdeckten Werkstoff Beton ein Konstrukt mit anmutigen Schwüngen und beeindruckender Eleganz. Später war er aber auch in der Lage sachlich-nüchterne Gebäude zu konstruieren. Der Zeitgeist hatte sich halt geändert ...
Die Inschrift über dem Haupteingang notiert das Jahr 1909 als Bau- oder Fertigstellungsjahr. Das Klärwerk besteht aus drei miteinander verbundenen Gebäudeteilen (Maschinenhaus, große Halle, Bremberghaus) und dem benachbarten Wärterhaus, das aber erst gut 10 Jahre später errichtet wurde. In der großen Halle befinden sich noch immer die Schieber, die der Niveauregulierung der Zufuhrkanäle dienten.
Die zeitlichen Nutzungsdaten schwanken je nach Quelle. Einerseits soll das Klärwerk bis 1973 in Betrieb gewesen sein, gefolgt von einem knappen Jahrzehnt Leerstand. Nach einer millionenteuren Sanierung bezogen dann Kunsthandwerker den Bau von 1982 bis 1996. Seitdem steht er wieder leer.
Die andere Quelle berichtet von einer Nutzung bis 1962, danach hätte es durch den Einbau von Schneckenpumpen nur noch als Pumpwerk gedient. Dies soll ebenfalls 1996 beendet worden sein, weil eine neue Pumpstation errichtet worden war.
englischer Text