Der Blues ist zurück. Ich kann mir nicht helfen, es ist immer wieder das Gleiche mit diesen sterbenden Orten im rheinischen Braunkohlenrevier. Menschenleere Straßen und Häuser mit herunter gelassenen Rolläden erzeugen eine abweisende Atmosphäre. Manchmal fühle ich mich auch fast wie in einer Modellstadt, fehlen eigentlich nur noch mechanisierte Einwohner und "Westworld" könnte im Rheinland wiederbelebt werden.
Aber hier in Immerath herrscht kein natürlicher Zerfall, dies ist eine bürokratisch legitimierte und bewusste Zerstörung von Häusern und Orten. Die Romantik zerfallener Ruinen kann sich schon alleine deswegen nicht einstellen. Unwillkürlich gehe ich innerlich auf Distanz, stelle mir vor, es könnte auch mich und mein Haus treffen. Es fällt leichter die Zeugnisse der Zerstörung auch in der Betrachtung durch den Sucher weg zu schieben und weniger auf individuelle Spuren früheren Lebens zu achten.
Immerath liegt im Gebiet des Tagebau Garzweiler, seit 2006 werden seine Bewohner umgesiedelt. 2017 sollen die Bagger den Ortsrand erreichen. Ihnen wird sowohl die aus dem 17. Jahrhundert stammende Turmwindmühle zum Opfer fallen, als auch die rund 125 Jahre alte Pfarrkirche St.Lambertus, die wegen ihrer Größe auch als "Dom" von Immerath bezeichnet wird.
Video: Immerath ein totes Dorf
Welt N24: Das alte Immerath ist ein Geisterdorf geworden
FR: Immerath - Ein tiefer Graben
Spiegel: Die letzten Tage des Doms von Immerath
Die Turmwindmühle in Immerath
Immerath – ein Geisterdorf gibt sich auf
englischer Text