Der Ort Stadthagen liegt inmitten des Schaumburger Wealdensteinkohlereviers und blickt auf eine lange Bergbautradition zurück, bereits 1501 begann man hier mit dem Abbau der Steinkohle.
In den Jahren 1899 - 1902 wurde ein Zentralschacht abgeteuft, der nach dem damaligen Landesfürsten Georgschacht getauft wurde. Übertage entstand zeitgleich eine der modernsten und architektonisch interessantesten Zechenanlagen mit angeschlossener Kohlenaufbereitung und Kokerei. Das Ensemble der Anlage umfasste zudem ein Elektrizitätswerk, das Zechenhaus mit Waschkaue und Büros, einen Wasserturm, Schmiede und Werkstätten. 1925 - 1928 wurde ein zweiter Schacht abgeteuft.
Das Zechengelände bot 2600 Bergarbeitern und 64 Personen des Verwaltungsbereiches einen Abeitsplatz. 1960 wurde der Kohleabbau unrentabel und so entschied die Preußag das Werk zu schließen.
Die meisten Gebäude wurden nach der Stillegung im Jahre 1961 abgerissen. Was heute noch steht, hinterläßt einen zwiespältigen Eindruck. Einige Werkstattgebäude wurden saniert, die Kohlenwäsche vor nicht allzu langer Zeit gesprengt und der Rest der denkmalgeschützten Gebäude ist in ihrer abgeschiedenen Lage dem Verfall preisgegeben. Was in einer Großstadtlage wahrscheinlich längst zu Protesten oder Anfragen von Investoren geführt hätte, scheint in Ostwestfalen niemanden sonderlich zu interessieren. Gerade der Anblick der beeindruckenden "Kohlenkirche" mit ihrem zerstörten Dach tut weh. Für mich bleibt es unverständlich, wie man so mit diesen Denkmälern verfahren kann.
Das Gelände des Georgschachts wird heute von mehreren kleineren Firmen genutzt. Auf einer dieser Parzellen betreibt ein Maschinenverleiher sein Geschäft. Eine Woche vor dem Besuch des Zechengeländes war es dort zu einem Diebstahl gekommen. Die damit vermutete erhöhte Wachsamkeit, sichtbare Aktivitäten auf dem Gelände und eine nicht allzu lange Regenpause an einem gewittrigen Nachmittag ließen den Besuch weit kürzer werden, als eigentlich erhofft.
Nachtrag 2018:
Im Januar 2018 wurde der Wasserturm trotz Bürgerprotesten abgerissen - bei Kosten von mehr als € 100.000, die die stark verschuldete Stadt aufbrachte, weil der Besitzer des Wasserturms dazu nicht in der Lage gewesen sei. Ein Gutachten zum Zustand der Kohlenkirche wurde erstellt, es entsteht aber der Eindruck, dass von politischer Seite und Verwaltung ein Abriss gewünscht wird.
Ein Wahrzeichen verschwindet - Geschichte des Georgschachtes in Bildern
Die Kohlenkirche in Stadthagen
Geniale Rekonstruktionsarbeit des Modelleisenbahn Club Stadthagen
Wikipedia
Schaumburger Nachrichten Feb. 2017: Gefährlicher Abenteuerspielplatz
Schaumburger Nachrichten Apr. 2017: Geld für den Georgschacht?
Schaumburger Nachrichten Jan.2018: Streit um Kohlenkirche
Schaumburger Nachrichten Jul. 2018: Gutachten zum Zustand der Kohlenkirche
englischer Text