Belgien kann auch schön sein - es gibt nicht nur Charleroi. Limbourg-Dolhain ist so ein Fall: umgeben von grünen Hügeln, im Tal das kleine Flüßchen Vesdre ("Weser"). Am Tag meines Besuches schien dann sogar die Sonne von einem Himmel mit weissen Wolken. Was so klischeehaft klingt, verlor vor Ort auch nicht an Wirkung. Der Standort des ehemaligen Preventoriums war mit Bedacht gewählt. Wie eigentlich immer bei TBC-Sanatorien außerhalb einer Ortschaft gelegen, eingebettet in eine natürliche Umgebung, damit die Patienten sowohl isoliert werden konnten, als auch den lindernden Effekt frischer Luft genießen konnten. Die langgezogenen Terrassenflächen deuten noch immer darauf hin, dass hier einst die Patienten draußen saßen oder lagen.
Ansonsten ist vom früheren Klinikalltag kaum noch etwas zu erkennen. Mit der Klinikschließung wurde das Gebäude entkernt, als Wohnheim und als Atelier verwendet, vandalisiert und zugemüllt - und schließlich besenrein entrümpelt. In diesem späten Zustand erfolgte mein Besuch. Eigentlich unzufrieden mit der Motivarmut für Details, muss ich doch auf der anderen Seite gestehen, dass eine solche Räumung durchaus vorteilhaft ist, sofern man Fotos der Architektur machen möchte.
Preventorien sind streng genommen keine Kliniken und eine Sonderform der Sanatorien. In ihnen wurden Patienten isoliert, bevor eine Krankheit ausbrach. So war es häufig geschehen, dass Mitglieder aus Familien mit TBC-Fällen zur Sicherheit in Preventorien untergebracht wurden - ohne dass sie bis dahin Symptome einer Infektion gezeigt hatten. Durch die gesunden Lebensumstände sollte so die körpereigene Widerstandskraft erhöht werden.
Das Preventorium Dolhain wurde Anfang der 1950'er Jahre geplant und gebaut - zu einer Zeit, da die Bekämpfung der TBC mit Antibiotika seinen Siegeszug begann. 1955 nahm es seinen regulären Betrieb auf, der erst in den 80'er Jahren endete. Die 150 Betten konnten zu dieser Zeit nicht mehr belegt werden, der Betrieb des Preventoriums wurde unrentabel.
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