Die Dekorateure und Kunstblutliebhaber waren schon vor mir hier, soviel ist schnell klar. Die wenigen verbliebenen Möbel stehen nun an anderen Stellen als auf bekannten Fotos aus dem Internet zu sehen. Und die Badewannen ... nun ja, am liebsten möchte ich im wahrsten Sinne des Wortes sagen "Schwamm drüber". Offensichtlich musste jede Wanne für irgendwelche Horroraufnahmen her halten. Es gibt ja auch nichts kreativeres.
Trotzdem ist der Gesamtzustand des Hauses noch recht ordentlich, glücklicherweise fehlen fast völlig die inzwischen üblichen Schmierereien von Sprayern oder Farbkleckse von Paintballern. Und so beeindrucken mich die recht verschieden gestalteten Räume mit einer relativ hohen Zahl von Motiven. Hier sind es weniger Details von zurück gelassenen Gegenständen, sondern eher die bunten Wände und wehenden Gardinen.
An zahlreichen Stellen im Internet finden sich die gleichen Erläuterungen zur Geschichte des Hauses. Nicht alles davon ist für mich per seriöser Quellen verifizierbar. Als gesichert kann aber gelten, dass hier ein Backwarenhersteller gemeinsam mit einem Starkoch ein florierendes Restaurant mit angeschlossenem Hotel gründete. Das Chateau wurde zu einem beliebten Treffpunkt der gesellschaftlichen Oberklasse, die großen Säle im Erdgeschoss wurden für Feiern vermietet. Von dieser Zeit kündeten zum Zeitpunkt meines Besuches noch zahlreiche Fotos und auch Anfragen u.a. von Bundeswehr-Offizieren waren noch zu finden.
Höherfliegende Ambitionen ließen den geschäftsführenden "Bäcker" von einer internationalen Kette solcher Hotel-Restaurants träumen. Nachdem er seine Aktivitäten ins Ausland verlagerte, geriet das heimische Projekt in Schieflage und schloss letztlich seine Türen.
Nach längerem Leerstand bekundete ein Investor sein Interesse am "Chateau Cinderella", der dort ein luxuriöses Wellnesszentrum errichten wollte. 2016 erteilte ihm die Stadt eine Absage für dieses Projekt, weil der geltende Bebauungsplan eine andere Funktion vorsah. Nach wie vor stehen Chateau und Park angeblich zum Verkauf - der per Schild werbende Makler listet die Immobilie aber nicht mehr in seinem Angebot auf.
Eine Anekdote hält das Netz aber noch parat. 2011 hatten zwei Polizeibeamte nichts besseres zu tun, als während ihrer Dienstzeit den Parkplatz zu observieren, während im Chateau eine freizügige Feier ihren Gang nahm. Die beiden hätten eigentlich ganz woanders ihren Dienst tun sollen, was sie dorthin verschlug ist unklar - später gaben sie an. dort Milieurecherche betrieben zu haben. Die Sache flog auf, als sie das Nummernschild eines parkenden Wagens überprüfen ließen. Dieses gehörte nämlich zu einem Fahrzeug der polizeilichen Dienstaufsicht - also quasi der "Polizei der Polizei". Ob und was nun hinter den Kulissen geschah bleibt im Dunkeln. Jedenfalls mussten sich die beiden vor ihrem Chef verantworten und wurden für ihre Eigenmächtigkeit bestraft. Ob der beobachtete Dienstwagen danach nochmals dort parkte, entzieht sich meiner Kenntnis.
Video von "The Lost Place Tapes": Aschenputtels Märchenschloss