Auf den ersten oberflächlichen Blick scheint dies eine intakte Kirche zu sein. Doch der zweite Blick offenbart die neuralgischen Punkte. Der Bewuchs des Turmes zeigt, dass die Kontrolle und Pflege der Fassade eingestellt ist. Und im Inneren sind es feuchte, bröselnde Wände und die noch immer sichtbaren Spuren eines Deckeneinsturzes, die eine klare Sprache sprechen. Die letzte Messe ist hier in der Tat gesungen.
Ende November 2012 erfuhr die Kirchengemeinde, dass Polizei und Stadtverwaltung die weitere Nutzung der Kirche mit sofortiger Wirkung untersagt hatten. Vorausgegangen war ein Deckeneinsturz im Seitenschiff. Bei der folgenden Untersuchung traten weitere Mängel zu Tage, ein Gewölbebogen war gerissen und so war das Risiko eines Aufenthaltes für die Gemeinde eindeutig zu groß geworden. Die musste nun sehr kurzfristig auf einen betagten Festsaal eines benachbarten alteingesessenen Cafes ausweichen, bevor sie dann nach 4 Monaten in einem ehemaligen Postgebäude eine neue Heimat fand.
Die baulichen Mängel der neugotischen Kirche aus dem Jahr 1876 waren der Stadtverwaltung damals seit längerem bekannt, aber ihre Warnungen blieben über Jahre ungehört. Das Geld, das die Stadt jährlich an die Gemeinde zahlte, reichte gerade zur Deckung der laufenden Kosten für Angestellte, Reinigung und Verbrauchsmittel. Eine Gebäudesanierung war damit nicht zu stemmen. Durch den Umzug in das Postgebäude entgehen der Gemeinde nun weitere Einnahmen und auch der dortige Verbleib ist ungewiß. Die Kirche befindet sich inzwischen angeblich in Privatbesitz.
Etwa um 2017 geriet die Kirche in den Fokus der Urbex-Szene. Auf den Fotos aus dieser Zeit ist noch einiges an Kirchenschmuck zu sehen. Teile davon - so auch eine Orgel und Kerzen - wurden inzwischen in den neuen Saal übertragen. Ob dies auch für die Statuen und anderes nunmehr verschwundene gilt, bleibt nur zu hoffen.
englischer Text