Noch nie habe ich den ländlichen Strukturwandel so offensichtlich gesehen wie in der italienischen Po-Ebene. Man kann ihn schon erkennen, wenn man links und rechts der Autobahn in den Süden die verfallenen Häuser sieht. Früher dachte ich, dass dies mit dem Autobahnbau zusammen hängen würde. Stichwort Parzellengröße, Umweltbelastung und Entschädigungszahlungen.
Inzwischen glaube ich es besser zu wissen. Denn auch dort, wo keine Autobahn entlang läuft, dort wo die Straßen nur einspurig sind, auch dort stehen sie. Teilweise verfallen oder auch als Komplettruine. Ein Zeichen für den Wandel in der norditaliensichen Landwirtschaft. Wie fast überall: groß frisst klein. Wer keine ausreichende Feldgröße hat, geht unter. Wer nur einen kleinen Bereich in einer Produktkette anbietet, unterliegt den mächtigeren Konzernen, die die komplette Wertschöpfungskette von Ernte bis Biogas und Endprodukt nutzen können.
Dieses Schicksal trifft aber nicht nur die ganz kleinen Höfe, auch größere Güter wie in Vettigne oder am Castello della Nebbia blieben nicht verschont. Es bleiben am Ende die alten maroden Gehöfte, oftmals in Teilen weiter bewohnt. Nur in die inzwischen ungenutzten Teile wird nicht mehr investiert und so verfallen Stallungen und Gesindegebäude rund um das Wohnhaus. Nachvollziehbar und dennoch irritierend. Was auf den ersten Blick wie ein typisches Verfallsobjekt anmutet - in seinem Kern, da ist noch Leben.