Sieht man das fast schon ikonische Bild eines bewachsenen Kreuzes in einem engen Innenhof, dann stellen sich bei den meisten Betrachtern Gefühle ein, die überhaupt nicht mit dem übereinstimmen, was man in der Realität beim Betreten des Gebäudes empfindet. Es ist ja inzwischen so, dass es kaum noch Objekte gibt, die nicht dem Vandalsimus zum Opfer gefallen sind. Und hier ist es nicht anders. Unmittelbar hinter dem Eingangsbereich ist es am schlimmsten, je weiter man sich davon entfernt, desto authentischer wird der alte Bau. Leider befinden sich die interessantesten Ecken aber dicht hinter dem Eingang.
Und als ob das Zertreten und Zerschlagen von Einrichtung oder Fenstern nicht genug wäre. In und um die Kapelle finden sich an den Wänden die Spuren menschlicher Notdurft. Widerlicher geht es kaum. Das zieht einen Besucher dann ebenso emotional herunter wie ein völlig versiffter Schlafplatz eines offenkundig stark drogenabhängigen Obdachlosen. Das Elend von Menschen wird einem hier gewahr und überlagert alle anderen Empfindungen, die sich sonst beim Besuch alter Gemäuer einstellen können.
Auf einem Felssporn an den steilen Hängen des Maasufers befand sich einst eine mittelalterliche Burg. Kaum etwas ist über sie bekannt, bereits im 18.Jahrhundert war sie anderen Gebäuden gewichen. 1777 entstand dort ein gräflicher Herrschaftssitz. Mehr als hundert Jahre später - im Jahr 1892 - fanden hier die Schwestern vom St.Charles-Orden eine vorübergehende Heimat, bereits drei Jahre später zogen sie zu einer anderen Bleibe.
1904 wurden die bestehenden Gebäude durch die Unternehmer Braibant und Gabriel beträchtlich erweitert, was noch immer auf einer Gedenktafel nachzulesen ist. Am 11.August wurde der Ort säkularisiert und dann von den Karmelitinerinnen als Kloster genutzt. Aus dieser Zeit stammt auch der Name "Le Carmel de la Réparation". 1927 folgten die Benediktiner als Nutzer des Klosters, die zwischen 1940 und 1942 einer Besetzung durch die Wehrmacht weichen mußten. Es folgten Nonnen, deren Orden 1969 mit den Augustinerinnen verschmolz. Der frühere Herrensitz, bis dahin von den Stiftoberen verwendet, wurde entweiht und zusammen mit dem Neubau von 1931 als Alten- und Pflegeheim genutzt.
Im Juni 2001 geschah beinahe eine Katastrophe: ein Heimbewohner hatte ein Feuer ausgelöst, das gerade noch rechtzeitig gelöscht werden konnte. Der verwinkelte Bau mit seinen wenigen engen Treppen hätte eine schnelle Evakuierung sicher verhindert. 2008 zog der Betreiber des Heims in geeignetere Räumlichkeiten an einem anderen Ort.
2009 wurde der Immobilienentwickler "Horizon" neuer Eigentümer. Die Gruppe plante in den historischen Gebäuden 44 hochwertige Wohnungen zu installieren, hat die Pläne aber inzwischen geändert und ein neues Antragsverfahren gestartet. Dem ehemaligen Herrenhaus sollte dabei eine besondere Rolle zukommen, böte es doch nach einem Umbau einen großartigen Blick über die Stadt und das Maastal. Das obere Parkgelände sollte Platz für Neubauten bieten.
Im Umfeld des Komplexes befinden sich weitere kanonische Häuser. Die große Orts-Kirche St.Catherine ist inzwischen ebenfalls entweiht.
Das Kloster ist inzwischen alles andere als ein Geheimtipp für Besucher von "Lost Places". Was mir hier aber besonders auffällt ist, dass sich die mitgebrachten Fotos in ihrer Motivbreite überall sehr stark ähneln. Zwar steht eine Marienstatue mal hier, mal dort. Aber ansonsten ist es eher die Art der Bildbearbeitung die zeigt, dass hier verschiedene Fotografen am Werk waren.
Morkitu
Scholzdigital