Das Kopfkino funktioniert wieder: während ich durch die teilweise sehr dunklen Gänge und Räume gehe, sehe ich in meiner Fantasie die in schwarzen Stoff gekleideten Büroangestellten mit ihren Ärmelschonern, Nickelbrillen und Zwirbelbärten hin und her eilen. Papierstapel werden von hier nach dort getragen, Akten aus der Registratur geholt und alle grüßen respektvoll, wenn der Vorstand einem der beiden kleinen Aufzüge entsteigt. Schon klar, das sind alles nur Klischees. Aber hier kommen sie mir so nahe wie selten zuvor.
Und im Nachhinein kann ich auf einem alten im Netz gefundenen Foto vom März 1928 sehen, dass ich damit nicht sonderlich daneben gelegen habe. Und wer weiß, vielleicht hat ja sogar einer der dort abgebildeten Mitarbeiter an der kombinierten Schreib- und Rechenmaschine von Burroughs gearbeitet, die noch auf einem Flur herumstand.
Die nostalgische und doch so sehr praktische Architektur verströmt auch heute noch immer eine spezielle Atmosphäre. Bedauerlicherweise ist das große Gebäude schon sehr heruntergekommen. Nur zu gerne hätte ich es gesehen, wie die Flure durch die gläsernen Böden vom Licht geflutet werden. Hat diese Lichtmenge ausgereicht? Herrschte dort vielleicht doch nur ein Dämmerlicht?
Inzwischen sind die gläsernen Steine von einer dicken Schmutzschicht bedeckt und erblindet. Nur der manchmal hohle Klang meiner Schritte deutet darauf hin, dass ich mal wieder auf Glas herumlaufe ...
Das auch von aussen imposante Bureau Central ist ein früheres Verwaltungsgebäude der Unternehmerfamilie Wendel. Es befindet sich ebenso wie das benachbarte und inzwischen sanierte Chateau seit 2002 im Besitz der Communauté d'agglomération du Val de Fensch. Ganz offensichtlich hat dieser öffentliche Träger seine Schwierigkeit damit, dem aus dem Jahr 1892 stammenden Bau ein neues Leben einzuhauchen und die sicher immensen Sanierungskosten zu stemmen.
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