Bereits seit etwa 1000 Jahren wurde an diesem Standort die Wasserkraft zum Betrieb von Mühlen genutzt. Immer wieder kam es zu Bränden und Zerstörungen. 1858 kaufte der Unternehmer Louis Hildebrand die bestehende Mühle und begann mit dem Aufbau eines industrielles Betriebes. 1878 wurde dieser weitgehend durch einen Brand zerstört.
Die heute noch anzutreffenden Ruinen stammen aus der Zeit des sich anschließenden Wiederaufbaus. Dabei wurde auch der Wasserturm errichtet, der ein 70.000l-Reservoir zum Betrieb einer Sprinkleranlage besaß. Die Mühle wurde durch bis zu sieben Turbinen angetrieben und hatte eine Leistung, die ausreichte, um die ganze Stadt mit Mehl zu versorgen und darüberhinaus auch noch zu exportieren. In den besten Zeiten arbeiteten mehr als 100 Menschen in diesem Werk.
1877 wurde die Fabrikantenvilla errichtet, ein Jahr später der benachbarte große Speicher. In den 1960'er Jahren wurde die Roggenmühle stillgelegt, der Betrieb ging aber mit der Herstellung von Mischfutter weiter. 1972 wurde dann schließlich der Betrieb komplett eingestellt.
Kontor und Fabrikantenvilla wurden bis 1975 als Wohnraum genutzt, danach zog dort ein Kindergarten ein, der 1978 vom Kinderheim "Clara Zetkin" abgelöst wurde.
1988 konnten die Gebäude unter Denkmalschutz gestellt werden. 1992 wurde durch Brandstiftung und den dadurch verursachten Großbrand das Mühlengebäude, sowie alter und neuer Speicher zertört. 1994 ereilte der große Speicher das gleiche Schicksal. Das zwischen diesen Brandruinen stehende Kinderheim schloß erst 1996/97 seine Pforten. 2011 wurden durch einen neuen Besitzer die Turbinen wieder in Betrieb genommen.
Der Komplex der Böllberger Mühle besteht aus drei Bereichen:
der Hofbereich mit den ältesten Gebäudeteilen aus dem 18./19. Jahrhundert. Dort liegen die alte Ölmühlraffinerie, zwei kleinere Speichergebäude und ein Wohnhaus
der zentrale Mühlenbereich mit den ehemaligen Industrieanlagen: Generatorenhaus, Wasserturm, Weizen- und Roggenmühle, Reinigung, Silo und zwei Speichergebäuden
Fabrikantenvilla, Kontor und großer Speicher.

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