Ein eisiger Wind umweht das Gelände, kein Wetter, bei dem man sich normalerweise in einem Freibad aufhält. Das alte Schwimmstadion duckt sich in die Landschaft, seine Farblosigkeit fügt sich perfekt in diesen grauen Tag. Enten fliegen vorbei, vermeiden aber die Landung im teilweise vereisten Wasser des Beckens.
Farbtupfer durchbrechen die Szenerie: Türen und Wände in knallbunten Farben verströmen beim Näherkommen fröhliche Schwimmbadatmosphäre. In der halbrunden, über das Becken ragenden ehemaligen Cafeteria pfeift der Wind durch die kaputte Verglasung. Schneeflocken wirbeln draussen über das dunkle Wasser des Schwimmbeckens.
Wieder mal kein Badetag in Hofstade ...
Ende der dreißiger Jahre stieg in Belgien die Lebensqualität durch eine geregelte Wochenarbeitszeit. Vielen - aber nicht allen - brachte der gestiegene Wohlstand die Möglichkeit, am Wochenende an die Küste zu fahren. Um denjenigen, die dazu nicht in der Lage waren, ebenfalls einen Ort der Erholung bieten zu können, wurde der Plan eines Grüngürtels rund um Brüssel ausgearbeitet. In diesem Gürtel befanden sich Naherholungszentren wie z.B. die Rijksdomain Hofstade. Die Anlage besteht aus mehreren Seen und Gebäuden - einem Bootshaus, einem Strandgebäude und einem Schwimmstadion. Der Architekt des 1938-40 erbauten Schwimmstadions mit seinem 50 x100 m großen Schwimmbecken war Charles van Nueten (1899 - 1989).
Nachtrag 2018:
Die Domäne Hofstade ist weit mehr als das Schwimmbad und umfasst einen 160 ha großen Freizeitpark. Seine Entstehung geht auf Landgestaltungsmaßnahmen zum Eisenbahnbau zurück. Dabei wurden größere Mengen Bodengrund abgebaut, um daraus woanders eine stabile und erhöhte Grundlage für die Gleise zu schaffen. 1914 wurde die Flutung der Baugruben beschlossen und so entstanden die großen Teiche. 1932/33 erhielt das so entstandene Erholungsgebiet eine Infrastruktur mit Restaurants, Cafés, Kneipen, Rollschuhbahn und Tennisplätzen. Ab 1937 erfolgte eine Umwandlung zu einer mehr sportlich geprägten Anlage. In diesem Zusammenhang sollte im südlichen Bereich ein großes Sportstadion mit angeschlossenem olympischen Schwimmbecken entstehen. Das Sportstadion wurde nie gebaut und so bildet das Freibad heute den einzigen vollendeten Bestandteil dieser Planung.
1940 wurde der weitere Ausbau gestoppt, 1941 nutzte das deutsche Militär die Domäne als Schieß- und Übungsplatz.Bis 1946 existierte hier nach dem Krieg ein Internierungslager für deutsche Kriegsgefangene unter Aufsicht von polnischem Militär. 1947 wurde die Domäne wieder für die zivile Nutzung geöffnet und bis zur Mitte der 50'er Jahre entstanden zusätzliche Erweiterungsgebäude - darunter auch die Wasseraufbereitungsanlage des Freibads.
1978 wurde das Schwimmbad aus hygienischen Gründen geschlossen, 1990 wurde der Betrieb der Cafeteria eingestellt, im März 2001 wurden die südlichen, älteren Schwimmbadgebäude unter Denkmalschutz gestellt.
Domein Hofstade - inventaris landschappelijk erfgoed
Back in Time - Historische Ansichten
An icy wind is blowing over the terrain, no weather where you normally resides in a swimming pool. The old swimming stadium cowers into the landscape, his colorlessness fits perfectly to this gray day. Ducks fly over, but avoid landing in the partially frozen water of the basin.
Dashes of colour loosens the scenery: multi-colored doors and walls disperse a cheerful pool-atmosphere if you get closer. In the semicircular former cafeteria, towering above the basin, the wind whistles through the broken glass. Snowflakes swirl outside on the dark water of the pool.
Once again no day for bathing in Hofstade ...
In Belgium the quality of life increased due to a regular weekly working time during the late thirties. For many - but not for all - the increased prosperity brought the opportunity to spent the weekend at the coast. To those who were not able to do this, plans of green belts around Brussels were elaborated, so that they got also a place for recreation. In those belts recreation centres like "The Rijksdomain Hofstade" were located. The facility consists of several lakes and buildings - a boat-house, beach-house and a swimming pool. The architect of the swimming stadium - built from 1938-40 - with the 50x100 m large pool was Charles van Nueten (1899 - 1989).