Eindruck
Nähert man sich dem Gebäude, kann man den Eindruck bekommen, ein kubisches Borg-Raumschiff sei mitten auf einem wallonischen Acker notgelandet. Hat man erst einmal den Innenraum betreten, stellt sich eher die Frage, ob M.C. Escher auch als Architekt gewirkt hat oder zumindest die Architekten dieses gewaltigen Gebäudes beeinflusst hat. Auf einer Grundfläche von 7500m² erhebt sich ein Koloss, in dessen Betongerüst 1000t Stahl verbaut wurden und dessen 3500m² Fensterfläche einst mit mattiertem Glas versehen waren. Dominieren in den unteren Geschossen noch die zahllosen Stützpfeiler aus Beton, so prägen ab der 6. Etage die kreuz und quer verlaufenden Treppen das labyrinthische Erscheinungsbild. Die 7. Etage mit ihren großen Öffnungen ist die letzte noch so zu bezeichnende Etage, die 8. und 9. Etage bestehen nur noch aus Platformen, die fast unter dem Gewölbedach zu kleben scheinen.
Jede Etage besitzt Durchbrüche zur Aufnahme von Maschinen. Die Öffnungen sind meistens mehrere Meter groß, es gibt aber auch zahlreiche kleine Löcher von manchmal nur 10 cm Durchmesser. In jedem Fall ist ein wacher Blick auf Boden und Decke notwendig - an vielen Stellen ist an den Betondecken bereits das Stahlgitter freigewittert, Geländer geben unter einem kräftigen Ruck nach. Trotzdem ist der Erhaltungszustand der Gebäudesubstanz noch als passabel zu bezeichnen.
Funktion
Die von Bergwerken geförderte Steinkohle liegt immer als ein Gemenge verschiedener Komponenten vor. Erst durch mehrere Veredelungsschritte entsteht ein effizient einsetzbares Endprodukt. Einer dieser Veredelungsschritte ist die Kohlenwäsche, bei der Gesteinsbeimengungen und Kohle voneinander getrennt werden. Ziel ist eine möglichst reine Kohle, die dann z.B. von Kokereien abgenommen werden kann.
Wird stückreiche Kohle gefördert, so läßt sich diese durch manuelle / mechanische Verfahren sortieren. Bei steigendem Anteil von Feinkohle ist jedoch eine mechanische Reinigung durch Waschen notwendig. Verschiedene Siebverfahren erbrachten eine Trennung von Stückkohle und Waschgut. Die Reinheit der Kohle war eines der Ziele, ein anderes eine ausreichende Entwässerung, um beim Transport der gewaschenen Kohle keine unnötigen Kosten zu verursachen. In der Nähe des Nebengebäudes befinden sich noch Becken, die möglicherweise der Entwässerung in Schwemmsümpfen oder der Reinigung des verwendeten Wassers dienten. Der Boden rings um die Kohlenwäsche ist unter einer dünnen Grasnarbe schwarz durch den bei den Reinigungsschritten angefallenen Kohlenstaub.
Perspektive: Neunutzung oder Abriss?
1954 mit Geldern aus dem Marshall-Plan fertiggestellt, wurde die Kohlenwäsche bereits 1969 wieder stillgelegt. Mit dem Niedergang des Steinkohleabbaus gab es auch für die Kohlenwäsche nichts mehr zu bearbeiten. Seitdem steht das Gebäude leer und ist seit 1994 zu einem Streitpunkt über seine weitere Verwendung geworden. Die Eigentumsverhältnisse waren unklar. Die wallonischen Behörden stellten die Ästhetik des Gebäudes und die Symbolfunktion für eine ganze Epoche heraus - allerdings hätte eine Renovierung rund 12 Mio.€ verschlungen.
Schließlich hat die Stadt Binche das Gebäude für den symbolischen Preis von einem Franc gekauft und 1997 eine Subvention für seinen Abriß beantragt. Dazu wurden im Dezember 2000 vom wallonischen Parlament 2 Mio.€ in Aussicht gestellt.
Im Jahr 2001 vollzog sich dann eine Wende: es wurde dem zuständigen Ministerium vorgeschlagen, die Kohlenwäsche in einer Denkmalschutzliste aufzunehmen. Die Aufnahme in eine solche Liste hätte zu Folge, dass der Eigentümer wieder Gelder bewilligt bekommen würde - dieses Mal aber zur teilweisen Finanzierung der Renovierung. Durch dieses Verfahren wurde der Abriss vorläufig aufgeschoben.
Nun wurden binnen Jahresfrist konkrete Vorschläge zur Finanzierung der Renovierung gefordert. Die Planungen haben sich die Entwicklung im Ruhrgebiet zum Vorbild genommen, die solchen Gebäuden eine kulturelle Neunutzung beschert haben. Zu diesem Zweck soll sich eine Gesellschaft des öffentlichen Rechts aus öffentlichen und privaten Partnern gründen, die die Zukunft der Kohlenwäsche bestimmen soll. Eine Anfrage an das wallonische Parlament zur Bewilligung europäischer Gelder wurde bereits gestellt.
Nachtrag 2017:
Die Eintragung in die Denkmalschutzliste erfolgte 2003. Seither wurde die Fassade mit finanziellen Mitteln im Millionenbereich saniert, allerdings schon wieder durch Vandalismus beschädigt. Im Erdgeschoss werden die Räumlichkeiten nun genutzt und auf der Rückseite wurden Lagerflächen angebaut. Für die Innenräume fehlt es noch immer an Ideen und Geld, teilweise wurden sie gesäubert und die Treppengeländer provisorisch mit Brettern gesichert. Der benachbarte Förderturm Saint-Albert soll zu Gunsten einer Wohnsiedlung abgerissen werden.
Bei einem meiner Besuche der Kohlenwäsche in 2002 traf ich dort übrigens auf einen Locationscout, der auf der Suche nach einem Drehort für ein Musikvideo war. Mir scheint, seine Wahl traf auf Wohlwollen - siehe den Link unten.
Musikvideo: Alizee - A contre courant (2003)
Video: Le Triage-lavoir de Binche (RTBF, Dez.2012)
Video: Site minier de Péronnes-lez-Binche
Historique d’une Cathédrale de béton
Sauvons la tour Saint-Albert : Un symbole de la région du centre
Le lavoir de Péronnes-lez-Binche dans le flou total
Impression
Coming closer to the building, you can get the impression, that a cubic Borg spacecraft has landed in the middle of a Walloon arable farm land. Entering the inside, rather the question is whether MC Escher also has worked as an architect or at least influenced the architects of this huge building. On a floor area of 7500m² raises a colossus, in whose concrete 1000t of steel frame construction were integrated and whose 3500m² pane once were filled with frosted glass. While in the lower floors the countless concrete pillars dominate, so specify the crosswise stairs the labyrinthine appearance above the 6th Floor. The 7th Floor with their large openings is the last look-alike floor, the 8th und 9th floors consist only of platforms, which almost seem to stick under the vaulted roof.
Each floor has breakthroughs for the integration of machines. The openings often have dimensions of several meters, but there are also numerous small holes - sometimes only 10cm in diameter. In each case an alert eye is necessary to floors and ceilings - at many places the concrete ceilings already are broken up to the steel grids, railings yield after a strong pull. Nevertheless the conservation status of the buildings still can be described as passable.
Function
After mining the coal is always a batch of different components. Only with several processing steps an efficient final product can be created. One of these steps is the "washing" of the coal, separating coal from a quantum of stones. The aim is a mostly pure coal, which can be used in coking plants. Coal consisting of many pieces can be sorted by manual / mechanical sorting process. With an increasing share of fine-coal a mechanical cleaning by washing is necessary. Various screening procedures provide a separation of coal-pieces and different other substances. The purity of the coal is one of the aims, another is a sufficient drainage in order to minimize the transportation-costs of the washed coal.
Near to additional buildings some pools can be found, which may have been used for the drainage of swamps or served for cleaning the used water. The ground around the main building is black under a thin turf, caused by accumulated coal dust.
Perspective: new use or demolition?
Completed in 1954 with money from the Marshall Plan , the plant already was shut down in 1969. With the decline of coal mining, there was also nothing to do for this plant. Since then the building is empty and from 1994 it became a subject of discussions about its further use. The ownership was unclear. The Walloon authorities stressed the aesthetics of the building and the symbolic function for a whole epoch - but a renovation would have devoured around 12 million €.
Finally, the city of Binche bought the building for the symbolic price of one franc and requested a subsidy for its demolition in 1997. Therefore 2 million € were offered by the Walloon parliament in December 2000.
The year 2001 became a turning point: the Ministry was proposed to take stock the plant into a list of historical monuments. The inclusion in such a list would have the consequence, that the owner would get again an approved amount of money - but this time for the partial financing of the renovation. Also this procedure would postpone the demolition.
Now - within one year - concrete proposals for financing the renovation were demanded. A sample for these plans was the development in the Ruhr area, which made it possible to give such buildings a second chance for a cultural type of use. For this aim a society governed by public law with public and private partners should be established, which should determine the future of this building. A request to the Walloon parliament to grant european money has already been made.