Das Eisenbahnnetz in Düsseldorf sah in Zeiten der Industrialisierung einmal ganz anders aus als heute. Es gab mehrere Kopfbahnhöfe privater Bahngesellschaften. Eine der Gesellschaften - die Rheinische Eisenbahn-Gesellschaft - ließ sich mit dem Anschluß von Düsseldorf an das eigene Netz mehr Zeit als die Konkurrenz. 1874 nahm sie eine östlich der Stadt verlaufende Strecke in Betrieb, drei Jahre später wurde im Stadtteil Derendorf der Bahnhof Düsseldorf RhE geschaffen. Im Juli 1889 wechselte er seinen Namen zu Düsseldorf-Derendorf.
Vorangegangen waren die Verstaatlichung der privaten Bahngesellschaften und damit verbunden die Zusammenlegung ihrer Strecken. Der Bahnhof Düsseldorf-Derendorf bediente damals über ein neu gebautes Empfangsgebäude den Personenverkehr, kurz danach aber auch den Frachtverkehr. Damit verbunden waren die Anlagen zum rangieren des damals überwiegenden Einzelwagenverkehrs. Deren über den Lauf der Zeit entstandene ungünstige Lage führte zu einer kompletten Neuanlage im Jahr 1936, die ein effizienteres Rangieren ermöglichte. Der Personenverkehr wurde dabei nach Nordosten zur Münsterstraße verlegt. In Derendorf veblieb der reine Güterbahnhof, der vor allem die ortsansässigen Firmen bediente, sowie der Rangierbahnhof zur Verteilung und Umorganisation überregionaler Güterzüge.
Zur Zeit des Nationalsozialismus erlebte der Güterbahnhof sein dunkelstes Kapitel. Mehrere tausend Menschen aus dem Gestapo-Bezirk Düsseldorf wurden im benachbarten Schlachthof interniert und ausgeplündert, um dann am nächsten Tag von der Augusta-Rampe am Güterbahnhof in die Vernichtungslager des Ostens abtransportiert zu werden. Ein unscheinbares Denkmal erinnert heute daran.
Im Zuge des immer stärker werdenden Fernverkehrs der Nachkriegszeit verlagerte sich der Transport von der Schiene zur Straße, einzelne Güterwagen wurden für Kunden und Bahngesellschaften zunehmend unrentabler. Damit verschwanden weltweit die großen Anlagen der Rangierbahnhöfe, da sich der schienengebundene Gütervehr vom Einzelwagenverkehr zum Ganzzugverkehr verlagerte. Diesem Trend fielen auch die Düsseldorfer Güterbahnhöfe in Bilk, Lierenfeld und Derendorf zum Opfer.
Die Stillegung des Derendorfer Güterbahnhofs erfolgte in den 1990er Jahren. Seine zentrale Lage im Herzen der Düsseldorfer Innenstadt war sicher auch einer der Gründe dafür, dass sich nach seiner Schliessung ein lebendiges Szeneleben auf dem Gelände entwickeln konnte. Ein wöchentlich stattfindender Flohmarkt unter dem Dach der über 80 Jahre alten Expressguthalle, Cafes und Restaurants verhalfen dem Areal zu einem ganz eigenen Flair.
Ab Mitte 2005 sollte damit nun endgültig Schluß sein. Die alten Gebäude wichen einem Projekt, das dort Büro- und Wohneinheiten schaffen soll.
Die Aufnahmen im Mai 2005 entstanden am Vorabend des offiziellen Abrißtermins.
Patchwerk über das Neubauviertel Le Flair (PDF)
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