Der Desinfektionsgeruch kitzelt deutlich in der Nase, das Gebäude steht noch in Teilen unter Strom, Licht brennt und irgendwo summt ein Relais vor sich hin. Ich streife durch einige Etagen des menschenleeren Hospitals und verliere wegen der fast überall gleich aussehenden Flure langsam den Überblick darüber, wo ich bin und wie der Weg zurück verläuft. In alten Gebäuden gibt es meistens irgendwelche optische Marker in Form von abbröckelndem Putz, Mobiliar oder ähnlichem - aber hier bleiben nur Beschriftungen, die visuell nicht gleichermaßen wirksam sind. Und so geht es eine Weile hinauf, hinab, hin und her.
Zum Schluß lande ich wieder im Untergeschoss. Mit einem unheimlichen Geräusch surrt auf Knopfdruck die massive Schiebetür im dunklen Keller zur Seite, hinter der sich die vormalige Strahlenmedizin befindet. Ein paar Augenblicke später schließt sie sich wieder - automatisch und zeitgesteuert. Es kommt mir fast vor wie eine Falle, hier im funktoten Keller - jedoch funktioniert auch noch der Öffnungsschalter von der Innenseite und so ist ein Betreten möglich. Darin liegen die Schlüssel zum Cäsiumtresor - endlich macht die Neugierde halt und ich trete den Rückweg an.
Bot sich beim Besuch im Mai 2008 noch ein weitgehend intaktes Bild, so setzten nur wenige Wochen später Vandalismus und Diebstahl mit all ihren häßlichen Folgen ein. Ein Wachdienst wurde notwendig, Anzeigen wurden geschrieben. Trotzdem ging die Zerstörung vehement weiter. Das Bethesda ist inzwischen nur noch eine Ruine, die auf ihren baldigen Abriß wartet.
Das Bethesda-Krankenhaus in Essen blickt auf eine längere Geschichte zurück als dieses Gebäude. Ende der 50'er Jahre gegründet, wurde 1974 dieser Neubau mit anfänglich 402 Betten in Betrieb genommen. 32 Jahre später kam dann das "Aus". Das Pflegepersonal räumte noch auf, verbrachte die Betten ins Lager, entsorgte Medikamente. Was noch von Wert war, wurde auf einer Auktion versteigert. Zurück blieben ein leerer Torso und eine Vielzahl von Klagen der ehemaligen Belegschaft, die noch finanzielle Forderungen hatte.
Nachtrag 2017:
Der Abriss des Bethesda-Krankenhauses erfolgte 2009. Auf dem Gelände stehen nun Reihenhäuser. Die damals noch zahlreichen Artikel der Tageszeitungen sind inzwischen aus dem Netz verschwunden, es existieren aber noch Berichte einer Anwaltskanzlei über den Rechtsstreit um Abfindungen.
Das Glas ist drei Viertel voll ... (Okt. 2008)
Der Streit hält an (Juli 2008)
Bethesda-Kündigungen (Nov. 2006)
Patient genesen – Klinik tot (Juni 2006)
The smell of disinfectant significantly tickles in the nose, electrical lights are switched on and a relay is buzzing somewhere. I patrol along several floors of the abandoned hospital and slowly I'm loosing the overview of where I am and how the way back runs, due to the almost identical-looking corridors. In old buildings there are usually unique visual markers in kind of plaster-patterns, old furniture or something similar - but here are just labels, which are not so effective in the visual way. And so I go up, down, back and forth for a while.
And finally I arrive in the dark basement. With an eerie noise the massive sliding door of the former Radiation Medicine whirrs to the side after pushing the opening-button. A few moments later the door closes again - automatically and time-controlled. It seems to me almost like a trap, here in the basement the cellphone is not working - but even the opening-button from the inside still works and so it's possible to enter. Inside I find the key to the strongroom with cesium - finally my curiosity stops and I start going back.
During my visit in May 2008 the hospital presented itself as largely intact, but just a few weeks later vandalism and theft started with all their ugly consequences. A guard became necessary, offences were reported. Nevertheless, the destruction continued vehemently.
Now the Bethesda is only a ruin, which waits for its imminent demolition.
The Bethesda Hospital of Essen has a longer history than this building. Founded at the end of the 50'ies, this newly built house with 402 beds started operation in 1974. Only 32 years later it stopped finally. The nurses were admitted to store the beds into the depot and to dispose of medications. Anything else with value was sold on an auction. Everything what remained were an empty torso and a large number of plaints from former employees, who have had active debts.