Das hier vorgestellte Gebäude hat seinen Ursprung in einer Burganlage des 13. bis 15. Jahrhunderts, damals im Besitz einer Familie Line. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte das Chateau mehrmals seinen Eigentümer, verschiedene Adelsfamilien stellten die Besitzer. 1479 kam das Chateau in den Besitz der Familie Gavre. Auf sie geht auch der älteste erhaltene Gebäudeteil zurück - das rückseitig gelegene Hauptgebäude wurde in der ersten Hälfte des 16.jahrhunderts für Louis de Gavre gebaut. Seine Fassadengestaltung geht allerdings auf die Familie Wikerslooth zurück, in deren Besitz die Anlage 1837 kam.
Das Jahr 1882 bedeutete dann einen Einschnitt in der bisherigen Nutzung. Dies war das Jahr, in dem die Anlage von den Bernardinerinnen von Esquermes gekauft und zu einem Kloster und Internat umgewandelt wurde. Dieser den Zisterzienserinnen zuzurechnende Orden hatte in seinem Land mit einer zunehmenden Religionsfeindlichkeit zu kämpfen und wählte damals einen neuen möglichen Zufluchtsort. Nach der gesetzlichen Trennung von Kirche und Staat samt damit verbundener Auflösung der Klöster verlagerte sich 1904 das Mutterhaus an diesen Ausweichstandort. Dort verblieb es bis 1942 um schließlich 1948 seinen Platz in einer Klosterneugründung zu finden.
Ohne dafür einen Nachweis zu haben vermute ich, dass das Internats- und Klosterleben weiter verlief, bis die Gebäude in den 1960'er Jahren von der Handelsfirma Devresse übernommen wurden. Die noch immer dort zu findenden Regale und Schränke deuten auf eine beträchtliche Registratur hin. Devresse war bereits 2011 in Schwierigkeiten, 2013 stand dann auch das frühere Internat wieder leer und wartet seitdem auf einen Käufer.

Zum Zeitpunkt des Besuchs im Herbst 2019 war das Internatskloster in Urbex-Kreisen bereits so bekannt, dass es schon mit seinem Klarnamen genannt wurde. Trotzdem hielten sich die Vandalismus-Schäden noch in Grenzen. Kronleuchter hingen jedoch keine mehr von den Decken, die Wandgemälde waren entfernt worden und das durchlässige Dach der Kapelle hatte nicht nur im Mauerwerk Schäden hinterlassen - ein Teil der Decke war bereits eingestürzt. Wie es zwei Jahre zuvor dort ausgesehen hatte, zeigt der folgende Link.

Pensionnat des Religieuses Bernardines (Urbex.nl)
Video von Exploration Team Waasland (April 2019)
Dubtown - gleicher Ort, selbe Zeit

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