Drei Tage und zwei Nächte inmitten dieser verwunschenen Stadt. Und dennoch nicht genug. Beelitz - das ist war der Klassiker, das Mekka, das Paradies und Disneyland des hiesigen Explorismus. Beelitz - das sind vor allem Gänge, Flure und nochmals Gänge. Und Räume, Räume, Räume, ...
Man kann sich darin verlieren, hinein verlieben und vor allem erschöpfen. Nach drei Tagen mochte mein Arm die 6 kg von Kamera und Stativ nicht mehr halten, mein Gepäckwägelchen schleppte ich ohnedies schon nicht mehr jede Treppe hinauf und hinab. Motive zogen an mir vorbei, die Kraft zum Bildermachen reichte jedoch nicht mehr aus. Es war auch die Fülle von Motiven, die hier die Sinne rauben kann. So war mein Blick auf Totalen konzentriert, die Details blieben unverdienterweise unbeachtet. Aber wie anders soll man sich hier einen Überblick verschaffen, wenn nur drei Tage zur Verfügung stehen?
Beelitz Heilstätten - das ist (oder besser war) die größte Lungenheilklinik Deutschlands, das größte russische Krankenhaus außerhalb der Landesgrenzen der ehemaligen Sowjetunion. Beelitz hat Prominenz von Hitler bis Honecker gesehen, war Hoffnung für einfache Arbeiter und Soldaten, Frauen und Männer.
Beelitz - zur Zeit seiner Erbauung ein hochmodernes Konzept - ist heute noch immer ein gesamtarchitektonisches Kleinod mit Denkmalsrang. Aber auch dieser Rang schützt nicht vor Verfall und Zerstörug, der Vandalimus zeigt hier sein häßlichstes Gesicht.
Über Beelitz laßen sich ganze Romane schreiben, angefangen von der Technik des zentralen Heizkraftwerks und der Tunnelverbindungen bis hin zu den Untaten des "rosa Riesen", dem Massenmörder von Beelitz. Und so verweise ich lieber auf die unten aufgelisteten Quellen, als hier nachzubeten, was andere recherchiert haben.
Nachtrag 2017:
Für Erkundungen auf eigene Faust empfehlen sich die Beelitzer Gebäude schon lange nicht mehr. Mit den Jahren war nicht nur so gut wie jeder Hobbyfotograf einmal hier, es zogen leider auch die üblichen Vandalen hindurch. Zäune, Kameras und Sicherheitsdienst sollten den unerwünschten Besuch abhalten, zumal es auch Unglücke mit Todesfolge gab. Inzwischen wurden die meisten Häuser an Investoren verkauft, ein Besuch ist gelegentlich über kommerzielle Anbieter möglich. Mit Urban Exploration hat das natürlich nichts mehr zu tun, aber es bietet die Chance für den Blick hinter die Kulissen, der so ansonsten nicht mehr möglich ist.
In Beelitz findet man eine Mischform aus zwei typischen Krankenhaus-Konzeptionen: der Blockbauweise und dem dezentralen Pavillonsystems. Insgesamt liegt hier eine dezentrale Bauform vor, wenn gleich die Pavillons ihre Bezeichnung eher aus traditionellen Gründen tragen und ansonsten massive Baukörper darstellen. Die Heilstätten Beelitz wurden in vier Hauptquadranten errichtet. Inzwischen kursieren diverse von den Originalplänen abgewandelte Nummerierungen, die zwar die Identifikation einzelner der über 60 Gebäude erleichtern, aber nicht mehr den ursprünglichen Bezeichnungen entsprechen und daher verwirren. Ich halte mich bei meinen Bildbeschreibungen an die Nomenklatur der LVA Berlin von 1931:
A1 Sanatorium für Männer
Bauzeit 1898-1902, im Erdgeschoss Behandlungs- und Baderäume, im Obergeschoss auch Raucher- und Leseräume. Im Pavillon befand sich an der Westseite ein großer Speisesaal, der später zu einer Sporthalle umfunktioniert wurde. Das Zentralbad war Drehort für zahlreiche Filmproduktionen, bereits 2009 wurde die obere Etage des Badehauses renoviert und umgestaltet, der Speisesaal wurde 2011 neu gestrichen und ein Piano verblieb als Filmrequisite im Badehaus. 2015 wurden erneut Teile des Badehauses für eine Filmproduktion originalgetreu renoviert.
B1 Lungenheilstätte für Männer
Bauzeit 1898-1902, ausgestattet mit typischen Liege- und Wandelhallen.
A2 Sanatorium für Frauen
Erbaut 1898-1902, wurde inzwischen zu einem "Creative Village" mit Atelierwohnungen umgebaut.
B2 Lungenheilstätte für Frauen
Der kleinere Pavillon wurde 1898-1902 gebaut und ist inzwischen teilweise eingestürzt. Südlich davon befindet sich ein deutlich größerer Erweiterungsbau, der zwischen 1905 und 1908 gebaut wurde. Im Krieg zerstört, ist er nur noch eine Ruine auf deren Dach ein Wald herangewachsen ist. Die Ruine ist auch als "Alpenhaus" bekannt.
Etwas weiter nordwestlich befindet sich das stark vandalisierte Gebäude der Chirurgie, dort wurden sogar mit einem gekaperten Bagger die Säulen des Eingangsportals zerstört. Die Glasdächer der OP-Säle waren bereits 2007 nicht mehr vorhanden. Das Chirurgiegebäude wurde zwischen 1928 und 1930 erbaut - einer Zeit, in der es möglich wurde auch die offene Tbc operativ zu behandeln.
Die Beelitz-Heilstätten im Film
Umfassende Fotodokumentation bei Urbex-BB (2014)
Die Beelitzer Heilstätten - der brandenburgische Zauberberg
Baum und Zeit - Baumkronenpfad
Mein Freund der Baum
Wikipedia
Beelitz Heilstätten - Eine wechselvolle Geschichte
Three days and two nights midst of this execated town. And still not enough. Beelitz - this was the classic, the Mecca, the paradise and the Disneyland of local explorism. Beelitz - these are mainly hallways, corridors and more hallways. And rooms, rooms, rooms, ...
You can get lost, fall into love with it, and above all become exhausted. After three days my arm couldn't hold the 6 kg of camera and tripod any longer, my little baggage car I didn't dragged no longer any stairs up and down. Motives rolled by, but the power to take pictures was gone. It was also the wealth of motifs, which deprived the senses here. So my view stayed concentrated on long shots, the details remained ignored undeservedly. But how else can you get an overview here, if only three days are available?
Beelitz Heilstätten - that is (or rather was) the largest pulmonary medicine clinic in Germany, the biggest russian hospital outside the borders of the former Soviet Union. Beelitz has seen celebrities from Hitler to Honecker, was hope for simple workers and soldiers, women and men.
Beelitz - at the time of his edification an ultra modern concept - is still today a jewel with monument status due to the complete architecture. But even this ranking does not protect against decay and destruction, vandalism shows his ugliest face here.
Complete novels about Beelitz can be written, starting with the technology of the central tunnel and the heat and power connections up to the crimes of the "pink giant", the mass murderer of Beelitz. And so I would recommend the following sources, instead of retelling what others have researched ...