Ein kleines Waldstück inmitten einer lieblichen französischen Hügellandschaft: dort stehen verborgen die steinernen Zeugen einer unheilvollen Epoche. Ein ganzes Dorf - verlassen und verfallen - weckt schon seit Jahren die Phantasie der Menschen. Geschichten über Spuk, verschwundene Menschen und blutrotes Wasser in Brunnen machen die Runde und locken Teenager an, die hier einen gespenstischen Kick erwarten. Doch die Wahrheit über den Ort birgt ein viel größeres Grauen als dieser Gespensterunfug.
Bei einem Spaziergang durch das Dorf können bereits einem ungeübten Beobachter Dinge auffallen, die klar machen, dass es sich hier nicht um ein normales Dorf handelt. Die Häuser basieren auf sich wiederholenden Grundrisstypen, sind exakt ausgerichtet und aus der gleichen Zeit stammend. So sieht kein natürlich gewachsenes Dorf aus. Dann fallen Unterstände aus Beton, ein Platz mit Betonplatten, ein unterirdischer Schacht und Reste einer Umzäunung auf. Um das Dorf herum stehen in der Landschaft kleine Bunkeranlagen. Wer hat hier wen und wovor zu schützen versucht? Ging es überhaupt um Schutz oder vielleicht etwas anderes?
Tatsächlich ging es auch um etwas anderes. Angelegt wurde das Dorf als Siedlung für französische Offiziere der Maginot-Linie in den Jahren 1937/38. Damals galt es - auch wegen seiner Rosengärten - als musterhafte Anlage. Die Offiziershäuser waren für damalige Verhältnisse recht komfortabel mit Parkettboden und Garagen ausgestattet.
Mit der Kapitulation Frankreichs im zweiten Weltkrieg geriet die Anlage unter die Verwaltung der Deutschen Wehrmacht, die dort ein Lager und Lazarett für französische Kriegsgefangene einrichtete und in "Johannis Bannberg" umbenannte. Ab 1942 wurden dort Sowjetsoldaten untergebracht, die in den Gruben und Stahlwerken der Umgebung, aber auch in der Landwirtschaft als Zwangsarbeiter ausgebeutet werden sollten. Diese Soldaten befanden sich oft in schlechter Verfassung und das Lager Johannis Bannberg stellte damals ein Zwischenlager dar, in dem sich darüber entschied, ob sie dort starben oder ihren Weg als Zwangsarbeiter in die Industrie fanden. Es gibt Belege über regelmäßige Transporte von Toten, die außerhalb der Lagerbegrenzung verscharrt wurden.
Wie viele Opfer es zu dieser Zeit gegeben hat, bleibt wohl für immer im Unklaren. Nach der Befreiung des Lagers durch die Amerikaner am 25.9.1944 wurden dort und im benachbarten Hospital in Creutzwald über 2000 Überlebende gefunden. Auf dem etwas abseits gelegenen Lagerfriedhof, der heute von Äckern umgeben ist, sollen 1979/80 bei einer Umbettungsaktion 2.879 Tote gefunden worden sein. Die französische Regierung erklärte damals, dass es keine weiteren Opfer gegeben hätte. Andererseits wurden noch 1980 sogar überirdisch menschliche Überreste gefunden. Diese Zahl gibt aber möglicherweise nicht das gesamte Ausmaß der Opfer wieder. Wie viele Soldaten in der Industrie ums Leben kamen, ist nicht mehr nachvollziehbar.
Ein halbes Jahr nach Kriegsende wurden angeblich über 200 Massengräber entdeckt, jedoch wurden diese nicht komplett geöffnet, weswegen nichts genaues über die Zahl der Toten gesagt werden konnte. Seit einer entsprechenden Pressemitteilung kursiert die Zahl von etwa 22.000 Opfern, von denen wohl die meisten ukrainische Soldaten sein sollten. An dieser Stelle jedoch wird die Zuverlässigkeit von Informationen zweifelhaft, zu sehr spielen unterschiedliche Interessen eine Rolle. Wer waren diese Ukrainer? Waren es sowjetische Soldaten? Oder waren es Angehörige einer ehemaligen ukrainischen SS-Division? Die erwähnten Grabungen von 1979/80 brachten schließlich nur bedingt Licht in das Dunkel dieser Tragödie, beendeten aber die offiziellen Nachforschungen. Die französische Regierung hat seit dieser Zeit kein besonderes Interesse an der weiteren Aufklärung um die Hintergründe des Lagers gezeigt.
Die Ukrainer Frankreichs sind es nun, die das Gedenken an die Opfer bewahren und dort im September eine kleine Zeremonie abhalten wollen.
Gut ein Jahr nach Kriegsende zog die französische Armee wieder in Ban St.Jean ein, das seitdem militärisches Sperrgebiet ist. Scheinbar wurde das Offiziersdorf später wieder frei gegeben und von Familien aus der Umgebung oder Flüchtlingen genutzt. Anfang der 90er Jahre wurden die zu diesem Zeitpunkt noch dort wohnenden Familien enteignet und die Armee nutzte danach das Gelände für wenige Jahre zum Häuserkampftraining. Ebenso trainierten hier später Hunderettungsstaffeln.
Inzwischen sind die Gebäude der Kasernen und des Lagers längst weitgehend abgerissen, nur die Reste der Offiziershäuser und zwei Wassertürme stehen noch. Lediglich die Bunker und der unterirdische Telefonschacht deuten noch auf die ehemalige militärische Nutzung hin.
Heute suchen hier Geocacher nach Verstecken, Familien sammeln wild wachsende Beeren und Jugendliche reisen von jenseits der Grenze an, um nächtliche Parties auf dem Gelände zu feiern.
Noch in diesem Jahr soll ein Gedenkstein errichtet werden, der die Vergangenheit dieses Ortes wieder in Erinnerung rufen soll.
Stalag XII F/Z (XII G) Ban-Saint-Jean
Le camp du Ban Saint-Jean Stalag XIIF
A small piece of forest surrounded by lovely french hills: stony witnesses of a disastrous era are hiden there. A whole village - abandoned and in ruins - kindles the imagination of the people since years. Stories about ghosts and missing people or bloodred water in wells are going around and lure teenagers, who expect a ghost-kick here. But the truth about the place holds a much greater horror than this nonsense.
During a walk through the village already an untrained observer can notice things, that show clear that this is not a normal village. The houses are based on recurring types, are precisely aligned and build at the same time. This is obviously not a naturally grown village. After that shelters made of concrete, a place with concrete slabs, an underground shaft and remnants of a fence attract attention. Around the village in the countryside are small bunkers. Who has tried to protect what to whom? Was it for protection or perhaps something else?
Indeed, it was made for something else. Created was the village as a settlement for officers of the french Maginot Line in the years 1937/38. At that time it was famous as a model plant - also for its rose gardens. With parquet flooring and garages the officers' houses were quite comfortable for their time.
After the capitulation of France in the Second World War the facility got under the control of the german Wehrmacht, who set up there a hospital-camp for french prisoners of war and renamed it to "Johannis Bannberg". From 1942 soviet soldiers were accommodated here, which should be exploited as forced laborers in the mines and steel works of the area, but also in agriculture. These soldiers were often in bad shape and the camp "Johannis Bannberg", served as an intermediate camp, in which was decided whether they died or found their way as forced laborers into the industry. There is documentary evidence of regular transport of the dead who were buried outside the camps border.
The number of victims of this time is probably wrapped in mystery forever. 2000 survivors were found after the liberation of the camp by the Americans on 25.9.1944 and in the neighbouring hospital in Creutzwald. On the somewhat remote camp cemetery, which now is surrounded by farmland, 2.879 deaths should have been found during a kind of redistribution in 1979/80. The French government declared at that time that there were no more victims. Furthermore human remains were found at ground level in 1980.
However this figures not the entire extent of the victims. How many soldiers died in the industry is no longer comprehensible.
Half a year after the war was over, 200 mass graves were discovered, but these have not been completely opened, so nothing precise could be said about the number of the deads. Since a corresponding press release, the number of about 22,000 victims is in circulation, most of them probably should be ukrainian soldiers. However, at this point the reliability of information becomes doubtful, because very different interests play a role. Who were these Ukrainians? Were they soviet soldiers? Or were they former members of a ukrainian SS division? The aforementioned excavations of 1979/80 finally brought only a little bit light in the darkness of this tragedy, but ended the official investigation. Since that time the french government has shown no special interest in further investigations of the camp's background.
The Ukrainians living in France now, preserve the memory of the victims and will hold a small ceremony in September.
One year after the war the french army moved back into Ban St.Jean, which is a military exclusion zone since then. Apparently later the officer's village was opened for families from the surrounding area or refugees. The families which were still residing there were expropriated in the early 90'ies and then the army reused the site for a few years for house-combat-training. Later dog rescue teams trained here similarly.
Meanwhile the buildings of the barracks and the camp are demolished since long ago, only the remains of the officers' houses and two water towers are left. Only the underground bunker and the phone shaft indicate the former military use.
Today geocacher are looking here for hiding, families gather wild berries and young people travel from across the border to celebrate nightly parties at the site.
Yet until this year a memorial should be built, to recall again the history of this place.