Es herrschte bestes Postkartenwetter an jenem Tag im Mai, als das Schloss Wilhelmsthal auf dem Besuchsprogramm stand. Das hatte nun ebenso viele Vorteile wie Nachteile, denn "wo viel Licht, da auch viel Schatten". Die Kontraste im Umfeld der Gebäude waren hart, die Fotos am Ende recht bunt. Aber letzten Endes sollte ein gelinder heiterer Eindruck auch am besten zum Bestimmungszweck der Anlage passen.
Die wildreichen Wälder der Umgebung waren seit Beginn des 16.Jahrhunderts ein beliebtes Jagdrevier des ansässigen Hochadels, der sich zu diesem Zweck den Bau des einen oder anderen Jagdschlosses gönnte - darunter auch das Jagdschloss Hohe Sonne. Um diesem "Vergnügen" zu frönen, wurden sogar die durch ihre Arbeit störenden ortsansässigen Waldbauern umgesiedelt. 1699 verschwand dann auch der alte Ortsname Wintershusen und fortan hieß der Ort Wilhelmsthal - so benannt nach Herzog Johann Wilhelm. Schloss Wilhelmsthal wurde zur Sommerresidenz des "Hofes von Sachsen-Weimar-Eisenach und Sachsen-Weimar"".
Zwischen 1698 und 1719 entstanden weit mehr Gebäude als heute noch zu sehen sind. Anfänglich war die Sichtachse des Corps de Logis auf die Terrassen und Gärten ausgerichtet. Erst in den 1740er Jahren erhielt die Schlossanlage durch einen Umbau die heutige straßenähnliche Anordnung. Diese setzte sich früher mit den Orangerie-Bauten noch über die Kolonnade hinaus fort in Richtung des aufgestauten Wilhelmsthaler Sees. Am anderen Ende der Achse entstand der Marstall mit Uhrenturm und weitere Wirtschaftsgebäude.
Das Corps de Logis war das ursprüngliche Wohnhaus der herzoglichen Familie und wurde bis 1913 als solches sowie als Gästehaus genutzt. Danach zog die herzogliche Familie in den zwischen 1910 und 1913 errichteten Littmannbau am seeseitigen Ende der Anlage - das allerdings auch nur bis zu ihrer Abdankung im Jahr 1918.
Schloss Wilhelmsthal verblieb aber noch bis 1941 in herzoglichem Besitz, danach wurde es an das Thüringer Finanzministerium verkauft. Zwischen 1942 und 1945 wurde es durch Beschlagnahme zu einem Lazarett und Lager der deutschen Wehrmacht. Bis 1946 beherbergte es ein Flüchtlingslager. Ab 1947 und bis 1990 war Wilhelmsthal ein Kinderheim und Kinderferienlager (Pionierlager Maxim Gorki, Ferienlager Nikolai Ostrowski).
In den Nachkriegsjahren wurden die Fassaden in den mediterran wirkenden gelb-weißlichen Farben gestrichen, die zwar wunderbar in die Landschaft passen, aber nicht dem ursprünglichen Erscheinungsbild entsprechen. Nach dem Fall der Mauer und der Nutzungsaufgabe begannen ab 1993 Leerstand und Verfall. 2009 ging die Liegenschaft in den Stiftungsbesitz Thüringer Schlösser und Gärten über, die seitdem vorwiegend Fassadensanierungen vornehmen konnte. 2014 konnte der Uhrenturm des Marstalls vor dem Zusammenbruch gerettet werden. 2015 fuhr man fort mit der Sanierung des Staudamms, dem Abbruch von Wirtschaftsgebäuden der Neuzeit und der Sanierung von Dach und Fassade des nun weiß gestrichenen Telemannsaals.
Das Innere der Gebäude kann nur im Rahmen von Gruppenführungen und bei Veranstaltungen besichtigt werden.
Förderkreis Schlossanlage Wilhelmsthal
Wikipedia
Euroluftbild - Wilhelmsthal von oben 2006
Innenaufnahmen bei Lostplace Fotografie
Lux-Festspiele mit Fotos von Veranstaltungen
Rotten Places
Geschichtsverein Eisenach
Zu Besuch in Schloss Wilhelmsthal bei Eisenach