Phantastisch - das war die einzig mögliche Beschreibung für das, was sich mir an diesem Ort bot. Ein Ort, der sicher zu den ganz besonderen Orten im "Urban exploring" gehören durfte. Mitten unter einer deutschen Großstadt gelegen, nur auf allen vieren kriechend und robbend durch ein verrostetes 30m langes Rohr zu erreichen, teilweise mehr als kniehoch unter Wasser stehend. Ist das der Stoff, aus dem Urbex-Träume gemacht sind? Für manche sehr wohl ...
8 Jahre später ist das Geheimnis um den Ort kein Geheimnis mehr. Dutzende Besucher hat der Ort inzwischen gesehen, sein bei der Bevölkerung geläufiger Name steht nun auf etlichen Webseiten.
Das Stollensystem befand sich einmal ca. 13m tief unter einer früheren Schlackenhalde. Erstellt wurde es ab 1943 im unterirdischen Vortrieb und war gedacht zu einer krankenhausähnlichen Versorgung mit ca. 400 Betten. Dazu ist es jedoch nie gekommen, während der Bauphase wurden die Pläne um die Hälfte reduziert. 200 Betten für Kranke, 40 für das Personal und 80 Sitzplätze - das war schließlich die Vorgabe, die nie erreicht wurde.Während des Krieges dienten zwei unterschiedliche Bereiche einerseits als Luftschutzstollen, andererseits als OP-Stollen. In seitlichen Nischen der Stollen wurde Material für den OP-Betrieb gelagert, die Patienten wurden hier vielleicht wie in ähnlichen Anlagen in Doppelstockbetten auf den Gängen untergebracht.
In der Nachkriegszeit kam das Gelände an Thyssen Rurort. In dem Stollensystem wurden Tests zur Widerstandsfähigkeit von Panzerplatten durchgeführt, aus dieser Zeit stammt die Beschußanlage mit ihren massiven Armierungen. Anfang der 80er Jahre stieg man auf andere Testverfahren um und die Anlage wurde geschlossen. Die Schlackenhalde wurde zum großen Teil abgebaggert, vermutlich wurde dabei der Teil des Stollensystems zerstört, der die beiden Teilbereiche einmal verbunden hat.
Nachtrag 2018:
Gut 10 Jahre nach unserem Besuch ist das Netz voll mit Bildern und Videos. Was 2007 noch nicht in der Weise möglich war, ist inzwischen quasi Standard: Videos geben viel eher ein Gefühl für Räumlichkeit und Größe. Nur mit den Fakten nehmen es die üblichen YouTuber nicht so genau ...
Video: Honigbunker (ca. 30 Min.)
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