Lebhaft muß es hier einst zugegangen sein. Kinder, die unter den Anfeuerungsrufen ihrer Freunde vom Beckenrand sprangen, Pfiffe eines in weiß gekleideten Bademeisters der alten Schule. Erwachsene, die entweder in Ruhe ihre Bahnen zogen oder genervt von zuviel Trubel den Wellness-Bereich aufsuchten.
Und nebenan prasselte das Trommeln behandschuhter Boxerhände auf die von der Decke baumelnden Sandsäcke.
So ganz anders ist es heute. Lediglich der durch das Haus pfeifende Wind läßt unvermittelt Türen zuschlagen und der Regen bahnt sich tropfend und rinnend seinen Weg in das Gebäudeinnere. Leben herrscht hier nur auf niedrigem Niveau: Schimmelpilze haben sich ausgebreitet und überziehen so manchen Raum mit ihrem weißen oder schwarzen Mycel. So manches Mal ist man geneigt, lieber den Atem anzuhalten ...
Gut 80 Jahre ist es her, dass hier der Grundstein gelegt wurde für ein Prestigebad, das deutlich eine Nummer zu groß geplant war. Großzügige Umkleiden waren vorgesehen, außerdem ein Frisörsalon, Wannen- und Brausebäder, eine medizinische Abteilung und 4 Wohnungen. Zwei Schwimmbecken im Olympiamaßstab - eines für Männer, eines für Frauen - sollte der zweiflügelige Bau einmal enthalten. Die beiden großen Becken wurden ähnlich wie beim Brückenbau auf Gleitlager gesetzt, um etwaige Bodenbewegungen ausgleichen zu können.
Schon nach der Errichtung des Rohbaus erzwang der durch die Wirtschaftskrise verursachte Geldmangel einen Baustopp, erst 1931 wurden die Bautätigkeiten bis zur Inbetriebnahme 1938 fortgesetzt. Und dies auch nur, weil eine kostenlose Versorgung mit heißem Wasser durch die Thyssen Gas- und Wasserwerke sichergestellt war.
Und dennoch reichte es nur zum Betrieb von einem der beiden Becken. Über das unvollendete Schwimmbad, dessen Becken gleichwohl fertig gebaut war, wurde nach dem 2.Weltkrieg ein Schwingboden gelegt und eine Sporthalle anstatt der Schwimmhalle eingerichtet. Daneben war noch Platz für einen Boxverein, der hier eine Trainingsstätte und Büroräume besaß.
1998 wurde das Schwimmbad wegen Einsturzgefahr geschlossen. Inzwischen steht es unter Denkmalschutz.
Nachtrag 2018:
Das Gebäude ist nahezu ständig den Folgen von Vandalismus ausgesetzt. Brände hervorgerufen durch Brandstiftung haben 2013 und 2016 große Schäden verursacht. Ein Großbrand hat den Unterbau der Sporthalle zerstört und konnte erst nach 36 Stunden gelöscht werden.
englischer Text