Der Regen macht an diesem Vormittag einfach keine Pause. Ein matschig-rutschiger Hang, ein triefend nasses Gebüsch - und schon steht man inmitten illegal entsorgten Mülls auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofes. Die große Halle vor mir verspricht einen trockenen Platz und kann dieses Versprechen nicht halten. Der ständige Blick durch den Kamerasucher lenkt von den warnenden Pfützen ab und im Nu sorgt das löchrige Dach für Regentreffer an Stellen, wo man sie bestimmt nicht haben will.
Die Stimmung ist drückend. Der Verfall, der Müll, das Wetter, der Zweck der Anlage - es fügt sich alles symbiotisch zusammen. Ich denke an das Leid der geschlachteten Tiere, ebenso an die Familien der Menschen, die hier einen Arbeitsplatz verloren haben. Durchweichte, schimmelnde Akten zeugen von der Rationalität früherer Geschäftsprozesse. Der Tod ist nun mal ein Geschäft.
Eigentlich sollte ich über den Regen zufrieden sein, passt er doch viel eher zu diesem Ort als strahlende Sonne. Und so blicke ich wieder durch den Sucher und ignoriere die dicken kalten Tropfen in meinem Nacken ...
Im Januar 1893 nahm der neugebaute Vieh- und Schlachthof in Halle seinen Betrieb auf. Bis dahin gab es über das Stadtgebiet verteilte Privatschlachtungen, Vieh wurde allerorts durch die Straßen getrieben. Dies fand nun ein Ende, der neue zentrale Schlachthof war stadtrandnah direkt an das Gleisnetz des benachbarten Bahnhofes angekoppelt.
Über das weitläufige Areal verteilen sich Hallen für Rinder, Schweine und Kleinvieh. In den dortigen Stallungen des Viehhofes hielt man die Tiere für den zweimal pro Woche stattfindenden Schlachtviehmarkt.
Die gründerzeitlichen Zweckbauten nahmen starke Anleihen bei der Architektur anderer Profan- und Sakralbauten. Der Wasserturm mit seinen Zinnen erinnert an einen romanischen Burgturm, die raumgreifenden Markthallen mit ihren Säulen besitzen Ähnlichkeit mit kirchlichen Basiliken. Dieser historisierende Stil (Neorenaissance) mit seinen typischen Rundbögen wird nur durchbrochen von schnörkellosen Erweiterungsbauten aus den 1930'er Jahren.
Inzwischen stehen die Gebäude seit Jahren leer, es kommt immer wieder zu Brandschäden durch Vandalismus. Schon wiederholt sollte der Komplex zwangsversteigert werden.
Schlachthof für 1,35 Mio Euro versteigert (Nov. 2016)
Halles größte Industrieruine ist 830.001 Euro wert (Sept. 2016)
Alter Schlachthof: zwischen Scherben, Mahnungen und Ökodorf (Sept. 2013)
The rain does not break easily this morning. A muddy-slippery slope, one dripping wet bushes - and it stands in the midst illegally disposed of waste at the site of the former abattoir. The large hall in front of me promises a dry place and can not keep this promise. The constant view through the camera viewfinder to distract from the puddles and in an instant warning makes the leaky roof for rain hit in places where they determined they do not want. The atmosphere is oppressive. The decay, the waste, the weather, the purpose of the plant - it all fits together symbiotically. I think of the suffering of animals slaughtered, as the families of people who have lost a job. Soaked, moldy records are evidence of the rationality of past business processes. Death happens to a business. Actually, I should be happy about the rain, but it fits a lot more to this place as a shining sun. And so I look back through the viewfinder, and ignore the big cold drops on my neck ...
In January 1893, took on the newly built hall in cattle and slaughterhouse its operation. Until then, it was distributed throughout the city privately slaughter, cattle were driven through the streets everywhere. Now this came to an end, the new central slaughterhouse stadtrandnah was coupled directly to the track network of the neighboring station. Over the vast area spread halls for cattle, pigs and poultry. In the stables of the local cattle farm, the animals are held for twice held weekly cattle market. The Gründerzeit functional buildings were strong bonds with the architecture of other secular and religious buildings. The water tower with its pinnacles reminiscent of a Romanesque castle tower, the expansive market hall with its pillars have similarity with church basilicas. This historicist style (neo) with its characteristic round arches is only broken by straightforward extensions of the 1930'er years. Meanwhile, the buildings stand empty for years, it always comes back to fire damage caused by vandalism. Already repeated the complex should be foreclosed.