Jahrzehntelang war der begrünte Schornstein der Ziegelei Sassen eine regelrechte Landmarke im Düsseldorfer Stadtteil Ludenberg (heute gut 50m entfernt zur Stadtteilgrenze nach Gerresheim). Stadtteilgrenzen ändern sich schon mal mit der Zeit und so ist nicht auszuschließen, dass sie früher einmal auf Gerresheimer Terrain gelegen hat.
In Düsseldorf hatte die Ziegelindustrie zwischen 1880 und 1950 ein festes Standbein. Heute schwer vorstellbar, aber mehr als 40 solcher Ringofenziegeleien bildeten zusammen mit über 400 Feldbrandziegeleien bis 1914 einen Gürtel um die expandierende Industriestadt Düsseldorf. Von den damals prägenden Ziegelbauten ist nicht mehr viel übrig geblieben, der 2.Weltkrieg und der anschließende Wiederaufbau hat die Stadt stark verändert. Die "Ulanenkaserne" ist noch ein solches Überbleibsel.
Bei den Ziegeleien sieht es noch schlechter aus. Nöcker in Unterrath und Sassen in Ludenberg waren die beiden, die mir als solche noch bekannt waren. Geblieben ist aber nur noch ein kleines Fragment der Ziegelei Sassen, das nun als Anschauungsobjekt für die Funktionsweise eines Ringofens dient.
Die Ziegelei Sassen nahm 1896 unter anderem Namen den Betrieb auf und wechselte 1912 Namen und Besitzer. Der Standort profitierte von einem reichen Lößvorkommen mit 20m Schichtdicke. Aber auch solche Vorkommen gehen einmal zu Ende und die Bauwirtschaft setzte zunehmend auf Beton. Die letzte produzierende Ziegelei in Düsseldorf war die Ziegelei Kehne in unmittelbarer Nähe zu Sassen - 1968/69 stellte auch sie ihren Betrieb ein. Anfangs der 1970er Jahre lagen damit alle Ziegeleien am Gallberg brach.
Im Dezember 1988 wurde der Ringofen der Ziegelei Sassen als Baudenkmal eingetragen. Trotzdem beantragte ein Bauunternehmen den Abriss, dem die Stadt statt gab. Bevor es soweit kommen konnte, ging das Unternehmen in Insolvenz.
Der Ringofen der Ziegelei Sassen stand jahrelang ungenutzt, verfallend und für jedermann zugänglich herum. Bei meinem ersten Besuch im Jahr 2002 traf ich dort ein älteres obdachloses Paar an, das mich in Unterwäsche begrüßte und einlud, einen Blick in ihre Wohnung zu werfen: sie hatten sich in einer Ofenkammer ihren Wohnraum eingerichtet. Geschockt von diesem Elendsbild verließ ich den Ort. Später - als ein Teil des Daches eingestürzt war - wurde das Gelände durch einen Zaun gesichert und ein leichtes Betreten damit verhindert.
2008 übernahm der nächste Baukonzern das Areal aus der Insolvenzmasse. Denkmalbehörde und ein lokaler Verein für Industriekultur konnten zwar den völligen Abriss verhindern - trotzdem vermittelt der danach verbliebene Rest keinen Eindruck mehr von der früheren Gestalt. Eine verpasste Chance, ich hätte mir eine Restaurierung und Restauration an diesem Ort vorstellen können. Aber mit Wohnbebauung ließ sich wohl mehr Geld verdienen.
Der Ringofen Sassen
Ringofenziegelei Sassen
3 Fotos von H.Finster 1996
Hoffmannscher Ringofen (Wikipedia)