Frage: was haben Limbourg und meine Heimatstadt Düsseldorf gemeinsam? Beide waren herzögliche Residenzstädte, beide waren Festungsstädte und für beide spielte die Schlacht bei Worringen eine Rolle. Und während die eine nun zu einer prosperierenden Landeshauptstadt wurde, wandelte sich die andere zu einem kleinen, auf einem Felssporn gelegenen verschlafenen Dorf. Geschichte kann recht unterschiedliche Wendungen nehmen und auch eine gute Ausgangsposition ist kein Garant für eine glückliche historische Entwicklung.
Schauen wir also nun auf Limbourg oder Limburg, wie es auch geschrieben wird - aber nicht mit Limburg an der Lahn zu verwechseln ist. Meine erste Stippvisite war zufälliger Art und völlig unvoreingenommen. Und auch folgende Besuche erfolgten ohne weiteres geschichtliches Grundwissen. Das lässt einen dann erstaunen, man entdeckt unerwartete Dinge, sucht nach Erklärungen und erlebt einen interessanten Aufenthalt. Anders herum wäre es aber auch möglich - denn dann fügt sich vieles vor Ort sehr viel schneller zu einem Gesamtbild zusammen.
Limbourg ist nämlich - ich hatte es bereits angedeutet - nicht einfach nur ein kleiner Ort auf einer Felsspitze. Nein, dies hier war einmal eine Festungsstadt mit umfangreichen Wallanlagen und Mauern. Das von ihnen nicht mehr viel zu sehen ist, liegt an den zahlreichen Kämpfen um dieses kleine Städtchen, die hier im Laufe der Jahrhunderte stattgefunden haben.
Bereits vor 1000 Jahren war "Burg Limburg" der Adelsitz der Grafen und Herzöge von Limburg. Als deren männliche Nachkommenslinie ausstarb, begannen die Probleme, die letztlich zum kriegerisch geführten Limburger Erbfolgestreit führten. An dessen Ende standen sich auf der einen Seite der Kölner Erzbischof mit verbündeten Grafen, auf der anderen Seite Graf Adolf V. von Berg mit seinen Anhängern gegenüber. Dazu gehörten nicht nur ihm wohlgesonnene Grafen, sondern auch die Kölner Bürgerschaft und die Bergischen Bauern - zu denen die Düsseldorfer zählten. Auf den Feldern Worringens trafen die beiden Streitmächte aufeinander, es war eine der größten Ritterschlachten des Mittelalters. Die Seite von Graf Adolf V. von Berg gewann und damit wurden die Machtverhältnisse in Rheinland, Westfalen und Niederlothringen neu geordnet. Zu den Folgen gehörten das Stadtrecht für Düsseldorf und der Titel einer Freien Reichsstadt für Köln - ohne einen dort residierenden Erzbischof. Der Titel "Herzog von Limburg" ging danach an die Herzöge von Brabant, Limbourg verlor seine Selbstständigkeit.
Die folgenden Jahrhunderte waren geprägt durch ständige Machtwechsel: es regierten wechselweise die Spanischen Niederlande und Frankreich, unterbrochen von einer Phase republikanischer Selbstständigkeit. 1703 waren es die verbündeten Engländer, Hessen und Niederländer, die den Festungsort mit der letzten von Festungsbaumeister Vauban geplanten Anlage einnahmen. Etwa aus dieser Zeit stammt die Linde, die noch immer am Ortseingang steht. Die militärische Bedeutung der Festung sank jedoch und 1781 wurden Burg und Festung geschleift.
Die frühere Festung mit vorspringenden Bastionen kann man heute am ehesten auf einem Luftbild erahnen. Vor Ort ist es die alte Stadtmauer, die einem eher in's Auge springt. Aber viel mehr Eindruck machen die alten Häuser des Ortskerns, wo kleine schmale Bauten neben schönen Patrizierhäusern stehen. Vielen von ihnen ist aber gemeinsam, dass im Sommer zahlreiche Blumenkübel als Ersatz für einen Vorgarten vor ihnen stehen und dem Ort eine heitere Note geben. Die alte Kirche ist leider nicht offiziell zu besichtigen, der unterhalb von ihr liegende Friedhof jedoch schon. Für das leibliche Wohl sorgt die einzige Brasserie des Ortes, die zu Gunsten des Wochenendes am Montag und Dienstag geschlossen hat und sich auch sonst bezüglich der Öffnungszeiten eher an den Bedürfnissen der Nachbarschaft orientiert und weniger an denen von Tagestouristen. Limbourg ist daher alles andere als ein überlaufener Touristen-Hotspot und hat sich seinen gemütlichen Charme bewahrt.
Für Freunde des gepflegten Zerfalls gab oder gibt es in unmittelbarer Nähe noch zwei Objekte: das Preventorium Dolhain und die ehemalige Wollwäscherei.
Video: Limbourg mein Platz
Wanderung durch die befestigte Stadt an der Weser
Wikipedia
Um die Welt