An der Straßenfront war im Sommer 2009 noch ein Firmenname zu lesen: "M.I.T. Metal International Trading GmbH". Über diese Firma ist quasi nichts an Informationen zu finden und sie scheint auch nur der letzte Nutzer dieses Firmengeländes gewesen zu sein. Ursprünglich handelt es sich hier um die restlichen Werksanlagen der "Matthes-Fischer-Werke GmbH vorm. Metall-Industrie", die sich dort 1906 angesiedelt hatte. Die Matthes-Fischer-Werke waren ein metallverarbeitender Betrieb, der sich vor allem der Herstellung von Konservendosen und Emailleschildern (z.B. für Muskator) widmete. Letztere erlebten in den Zwischenkriegszeiten als Reklamemittel einen regelrechten Boom. 1920/1921 leistete sich die Firma ein neues Verwaltungsgebäude, das nach den Plänen des Architekten Prof. Emil Fahrenkamp errichtet wurde.
Dieses scheint auch eines derjenigen Gebäude zu sein, die die heftigen Bombardements des 2.Weltkriegs nicht überstanden - eine Vergleich der Hallen via Luftbild vor und nach dem Krieg zeigt nur wenige Übereinstimmungen. Ein Werbetext der Matthes-Fischer-Werke von 1950 betont, dass die Beseitung von Kriegsschäden bereits beendet wurde und man nun mit modernisierter Technik die Kapazität erhöhen konnte. Die Ära der Blechschilder als Werbetafeln ging mit der Zeit zu Ende, die Produktion von Blechdosen hielt nicht nur an, sondern boomte dank Fließbandproduktion einerseits und Nachfrage in den aufkommenden Supermärkten andererseits. Offenbar hatte man es nun bei Matthes-Fischer mit einem regelrechten Vorzeigebetrieb zu tun, der es würdig war vom damaligen Wirtschaftsminister Erhard und dem US-Handelsminister Weeks besucht zu werden. Ab 1955 beruhte der Firmenerfolg auch auf einem zunehmenden Exportgeschäft. Die 1960er Jahre brachten dann aber mit der Einführung von thermoplastischen Verpackungen einen Wandel in der Verpackungsindustrie. Bereits am 18.4.1962 wurden die Matthes-Fischer-Werke aus dem Firmenregister in Düsseldorf gelöscht. Die weitere Geschichte verbleibt im Unklaren.
Die Matthes-Fischer-Werksanlage befand sich in unmittelbarer Nähe zum Böhler-Stahlwerk am Rand von Düsseldorf zu Meerbusch. Von seiner Inbetriebnahme im Jahr 1915 bis zur Schließung 1992/1993 prägte das Böhler-Stahlwerk auch den Düsseldorfer Stadtteil Lörick. Danach stellte man am dortigen Standort von der Stahl-Produktion auf Vertriebsaktivitäten um.
Die M.I.T. war dem Namen nach eine Handelsfirma, ihr Geschäftsfeld war primär der Handel, die Lagerung und der Transport mit und von Eisen, Stahl und NE-Metallen. Es darf vermutet werden, dass beide Firmen eng miteinander verzahnt waren und sich das Schicksal des Böhler-Werkes auch auf M.I.T. auswirkte. Gegründet wurde die M.I.T. am 18.11.2002 (nach anderer Quelle jedoch erst am 21.2.2006) und damit deutlich nach dem Produktionsende bei Böhler. Sie verblieb am Standort Hansaallee in Düsseldorf bis zum 12.9.2006. Danach wurde die Firma zur Wiesenstr. in Heerdt verlagert, wo sie bis zum November 2007 tätig war. Anschließend erfolgte eine Ummeldung zu einer Adresse in Mönchengladbach und am 19.2.2008 die Löschung aus dem Handelsregister wegen Vermögenslosigkeit. Was sich in der Zeit zwischen Matthes-Fischer und M.I.T. auf dem Werksgelände abgespielt hat, war leider nicht zu recherchieren.
Als wir im Frühjahr 2009 über das seit gut 6 Jahren ungenutzte Gelände streiften, war bereits jener Teil der Hallen und Anlagenteile dem Abriss zum Opfer gefallen, der westlich des früheren Gleisanschlusses lag, Sprayer hatten sich der noch bestehenden Freiflächen und Wände angenommen. Ohne weitere Hinweise auf die frühere Geschichte boten die entkernten Gebäude nur eine eher uninteressante Besuchskulisse.
Wirtschaftswundermuseum - Blechdosen im Wirtschaftswunder von J.Bohn